es recht gewesen seyn, wenn ich seine eckelhafte Hand angenommen hätte? wenn ich in eine so unnatürli- che Verbindung gewilliget hätte? in eine Verbin- dung, die sich nicht eher als mit dem Leben endigen sollte? Wenn ich weniger Ueberlegung angewandt hätte, als andere in meinem Alter, so möchte ich vielleicht gehorsamer gewesen seyn. Eine empfind- liche Zärtlichkeit des Gemüths, Nachdencken und Ueberlegung, sind in dem Grade, in dem ich sie ha- be, kein Glück, und sie haben mir wenig Vergnü- gen erwecket. Jch wünschte, daß ich bey einigen Umständen nicht gewußt hätte, was Empfindlichkeit ist, ohne daß meine Ungewißheit dabey hätte können angeklaget werden. Wenn ich ein zärtliches Ge- müth habe, so ist gewiß ein zärtliches Gemüth kein Mittel zur Glückseeligkeit.
Was haben die Meinigen für Künste bey mir gebrauchen wollen! Es sind gewiß meines Bruders Anschläge gewesen. Jch glaube, er hat mich der gantzen Versammlung als die ungehorsame Toch- ter vorstellen sollen, die ihren Willen dem Willen aller ihrer Freunde vorzöge. Es würde zwar eine harte und unangenehme Versuchung gewesen seyn: ich wünschte aber, daß ich sie erwartet hätte, es möchte auch der Ausgang noch so schlimm gewesen seyn.
Meine Frau Base schreibt: es könnte noch Blut vergossen werden: Scheint das nicht auf Singleton zu gehen? GOtt wende solche Früchte meines Vergehens ab.
Sie
es recht geweſen ſeyn, wenn ich ſeine eckelhafte Hand angenommen haͤtte? wenn ich in eine ſo unnatuͤrli- che Verbindung gewilliget haͤtte? in eine Verbin- dung, die ſich nicht eher als mit dem Leben endigen ſollte? Wenn ich weniger Ueberlegung angewandt haͤtte, als andere in meinem Alter, ſo moͤchte ich vielleicht gehorſamer geweſen ſeyn. Eine empfind- liche Zaͤrtlichkeit des Gemuͤths, Nachdencken und Ueberlegung, ſind in dem Grade, in dem ich ſie ha- be, kein Gluͤck, und ſie haben mir wenig Vergnuͤ- gen erwecket. Jch wuͤnſchte, daß ich bey einigen Umſtaͤnden nicht gewußt haͤtte, was Empfindlichkeit iſt, ohne daß meine Ungewißheit dabey haͤtte koͤnnen angeklaget werden. Wenn ich ein zaͤrtliches Ge- muͤth habe, ſo iſt gewiß ein zaͤrtliches Gemuͤth kein Mittel zur Gluͤckſeeligkeit.
Was haben die Meinigen fuͤr Kuͤnſte bey mir gebrauchen wollen! Es ſind gewiß meines Bruders Anſchlaͤge geweſen. Jch glaube, er hat mich der gantzen Verſammlung als die ungehorſame Toch- ter vorſtellen ſollen, die ihren Willen dem Willen aller ihrer Freunde vorzoͤge. Es wuͤrde zwar eine harte und unangenehme Verſuchung geweſen ſeyn: ich wuͤnſchte aber, daß ich ſie erwartet haͤtte, es moͤchte auch der Ausgang noch ſo ſchlimm geweſen ſeyn.
Meine Frau Baſe ſchreibt: es koͤnnte noch Blut vergoſſen werden: Scheint das nicht auf Singleton zu gehen? GOtt wende ſolche Fruͤchte meines Vergehens ab.
Sie
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es recht geweſen ſeyn, wenn ich ſeine eckelhafte Hand
angenommen haͤtte? wenn ich in eine ſo unnatuͤrli-
che Verbindung gewilliget haͤtte? in eine Verbin-
dung, die ſich nicht eher als mit dem Leben endigen
ſollte? Wenn ich weniger Ueberlegung angewandt
haͤtte, als andere in meinem Alter, ſo moͤchte ich
vielleicht gehorſamer geweſen ſeyn. Eine empfind-
liche Zaͤrtlichkeit des Gemuͤths, Nachdencken und
Ueberlegung, ſind in dem Grade, in dem ich ſie ha-
be, kein Gluͤck, und ſie haben mir wenig Vergnuͤ-
gen erwecket. Jch wuͤnſchte, daß ich bey einigen
Umſtaͤnden nicht gewußt haͤtte, was Empfindlichkeit
iſt, ohne daß meine Ungewißheit dabey haͤtte koͤnnen
angeklaget werden. Wenn ich ein zaͤrtliches Ge-
muͤth habe, ſo iſt gewiß ein zaͤrtliches Gemuͤth kein
Mittel zur Gluͤckſeeligkeit.
Was haben die Meinigen fuͤr Kuͤnſte bey mir
gebrauchen wollen! Es ſind gewiß meines Bruders
Anſchlaͤge geweſen. Jch glaube, er hat mich der
gantzen Verſammlung als die ungehorſame Toch-
ter vorſtellen ſollen, die ihren Willen dem Willen
aller ihrer Freunde vorzoͤge. Es wuͤrde zwar eine
harte und unangenehme Verſuchung geweſen ſeyn:
ich wuͤnſchte aber, daß ich ſie erwartet haͤtte, es
moͤchte auch der Ausgang noch ſo ſchlimm geweſen
ſeyn.
Meine Frau Baſe ſchreibt: es koͤnnte noch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/408>, abgerufen am 16.07.2024.
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