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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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die Absichten und Vortheile der Familie einen aus-
nehmenden Sieg erhalten zu haben: das seine Mei-
nung der Meinung aller andern vorgezogen hätte,
und zwar blos um des äussern Ansehns willen, da
sonst das Gemüth der beyden Freyer und ihre Auf-
führung nicht mit einander zu vergleichen sey.

Wenn man Jhnen so weit nachgegeben und viel-
leicht Jhre Eltern Jhnen vorher ihren Seegen er-
theilet hätten, so würde Jhre Mutter auf die nach-
drücklichste Art alle billige Ahndungen Jhres Un-
gehorsams verbeten haben. Man würde hierauf
von Jhrem edlen Hertzen das als eine Gefälligkeit
begehret haben, was Sie aus Gehorsam nicht thun
wollten. Es würde Jhnen eine halbe Stunde Be-
denckzeit gegeben seyn und man würde die Person
die Jhnen am wenigsten misfällig gewesen wäre
ausgesucht haben, Jhnen in Begleitung Jhres Va-
ters von neuen die Ehestiftung zur Unterschrift zu
überreichen. Vielleicht hätte Frau Norton diese
Mühe übernehmen müssen. Wenn die Antwort
abermahls abschläglich gewesen wäre, so würden Sie
von neuen in den Saal geführt seyn, damit Sie in
Gegenwart aller Jhrer Verwanten Jhre Erklä-
rung thun möchten. Man würde freilich einige Zu-
sagen von Jhnen verlanget haben, dazu Sie ehe-
mahls sich geneigt erklärt hatten. Sie würden end-
lich mit mir oder mit Jhrem Onckle Anton gerei-
set seyn, (denn dieses war noch nicht ausgemacht,
weil man gewiß hoffete, Sie würden gehorsam
seyn) um bey uns zu bleiben, bis der Obriste Mor-
den
einträffe, oder bis es Jhrem Vater erträglich

wäre,



die Abſichten und Vortheile der Familie einen aus-
nehmenden Sieg erhalten zu haben: das ſeine Mei-
nung der Meinung aller andern vorgezogen haͤtte,
und zwar blos um des aͤuſſern Anſehns willen, da
ſonſt das Gemuͤth der beyden Freyer und ihre Auf-
fuͤhrung nicht mit einander zu vergleichen ſey.

Wenn man Jhnen ſo weit nachgegeben und viel-
leicht Jhre Eltern Jhnen vorher ihren Seegen er-
theilet haͤtten, ſo wuͤrde Jhre Mutter auf die nach-
druͤcklichſte Art alle billige Ahndungen Jhres Un-
gehorſams verbeten haben. Man wuͤrde hierauf
von Jhrem edlen Hertzen das als eine Gefaͤlligkeit
begehret haben, was Sie aus Gehorſam nicht thun
wollten. Es wuͤrde Jhnen eine halbe Stunde Be-
denckzeit gegeben ſeyn und man wuͤrde die Perſon
die Jhnen am wenigſten misfaͤllig geweſen waͤre
ausgeſucht haben, Jhnen in Begleitung Jhres Va-
ters von neuen die Eheſtiftung zur Unterſchrift zu
uͤberreichen. Vielleicht haͤtte Frau Norton dieſe
Muͤhe uͤbernehmen muͤſſen. Wenn die Antwort
abermahls abſchlaͤglich geweſen waͤre, ſo wuͤrden Sie
von neuen in den Saal gefuͤhrt ſeyn, damit Sie in
Gegenwart aller Jhrer Verwanten Jhre Erklaͤ-
rung thun moͤchten. Man wuͤrde freilich einige Zu-
ſagen von Jhnen verlanget haben, dazu Sie ehe-
mahls ſich geneigt erklaͤrt hatten. Sie wuͤrden end-
lich mit mir oder mit Jhrem Onckle Anton gerei-
ſet ſeyn, (denn dieſes war noch nicht ausgemacht,
weil man gewiß hoffete, Sie wuͤrden gehorſam
ſeyn) um bey uns zu bleiben, bis der Obriſte Mor-
den
eintraͤffe, oder bis es Jhrem Vater ertraͤglich

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[386/0400] die Abſichten und Vortheile der Familie einen aus- nehmenden Sieg erhalten zu haben: das ſeine Mei- nung der Meinung aller andern vorgezogen haͤtte, und zwar blos um des aͤuſſern Anſehns willen, da ſonſt das Gemuͤth der beyden Freyer und ihre Auf- fuͤhrung nicht mit einander zu vergleichen ſey. Wenn man Jhnen ſo weit nachgegeben und viel- leicht Jhre Eltern Jhnen vorher ihren Seegen er- theilet haͤtten, ſo wuͤrde Jhre Mutter auf die nach- druͤcklichſte Art alle billige Ahndungen Jhres Un- gehorſams verbeten haben. Man wuͤrde hierauf von Jhrem edlen Hertzen das als eine Gefaͤlligkeit begehret haben, was Sie aus Gehorſam nicht thun wollten. Es wuͤrde Jhnen eine halbe Stunde Be- denckzeit gegeben ſeyn und man wuͤrde die Perſon die Jhnen am wenigſten misfaͤllig geweſen waͤre ausgeſucht haben, Jhnen in Begleitung Jhres Va- ters von neuen die Eheſtiftung zur Unterſchrift zu uͤberreichen. Vielleicht haͤtte Frau Norton dieſe Muͤhe uͤbernehmen muͤſſen. Wenn die Antwort abermahls abſchlaͤglich geweſen waͤre, ſo wuͤrden Sie von neuen in den Saal gefuͤhrt ſeyn, damit Sie in Gegenwart aller Jhrer Verwanten Jhre Erklaͤ- rung thun moͤchten. Man wuͤrde freilich einige Zu- ſagen von Jhnen verlanget haben, dazu Sie ehe- mahls ſich geneigt erklaͤrt hatten. Sie wuͤrden end- lich mit mir oder mit Jhrem Onckle Anton gerei- ſet ſeyn, (denn dieſes war noch nicht ausgemacht, weil man gewiß hoffete, Sie wuͤrden gehorſam ſeyn) um bey uns zu bleiben, bis der Obriſte Mor- den eintraͤffe, oder bis es Jhrem Vater ertraͤglich waͤre,

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/400>, abgerufen am 23.05.2024.