Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Er sagt, die Fräulein allein sey Schuld daran,
daß sie noch nicht getrauet wären. Er bedauret
daß sie so fremde gegen ihn sey, daran die Fräu-
lein Howe alle Schuld habe, die ihr immer neue
Anschläge in den Kopf setze. Das sey eben die
Ursache, die ihn gezwungen habe, die Leute zu Har-
loweburg durch ihn gegen die Fräulein Howe auf-
zuwiegeln.

Er macht sich hierauf das zu Nutze, was Joseph
von den geheimen Berathschlagungen des Single-
tons
und des jungen Jacob Harlowe gemeldet
hatte. "Weil Singleton, (heißt es) der sich nach
"eurem Juncker richtet, von ihm so ein gutes Zeug-
"niß von euch gehöret hat: so stellet euch noch im-
"mer, als wenn ihr wider mich wäret, und vor
"meinen Streichen einen Abscheu hättet. Schlagt
"den Singleton vor, ob er nicht den Jacob
"Harlowe,
der so sehr nach Rache dürstet, bewe-
"gen könne, mit dabey zu seyn, wenn er seine Schwe-
"ster nach Leith oder an einen andern Ort führete."

"Jhr könnt ihnen sagen, wenn sie den Vorschlag
"bewerckstelligen könnten, so würde ich vor Unmuth
"von Sinnen kommen, und die Fräulein würde sich
"alles gefallen lassen was sie wollten. Auch könnt
"ihr sagen, daß ihr von meinem Diener gehört
"hättet, wie spröde die Fräulein mir begegnete,
"weil sie hoffete von ihrem Vater Vergebung zu
"erhalten, wenn sie so grausam wäre mir auf ewig
"abzusagen. Das eintzige, was ihr von meinem
"Bedienten nicht hättet erfahren können, sey der
"Ort, wo wir uns aufhielten. Allein ihr glaubtet,
"daß ein paar Guineas ihm die Zunge noch weiter

"lösen


Er ſagt, die Fraͤulein allein ſey Schuld daran,
daß ſie noch nicht getrauet waͤren. Er bedauret
daß ſie ſo fremde gegen ihn ſey, daran die Fraͤu-
lein Howe alle Schuld habe, die ihr immer neue
Anſchlaͤge in den Kopf ſetze. Das ſey eben die
Urſache, die ihn gezwungen habe, die Leute zu Har-
loweburg durch ihn gegen die Fraͤulein Howe auf-
zuwiegeln.

Er macht ſich hierauf das zu Nutze, was Joſeph
von den geheimen Berathſchlagungen des Single-
tons
und des jungen Jacob Harlowe gemeldet
hatte. „Weil Singleton, (heißt es) der ſich nach
„eurem Juncker richtet, von ihm ſo ein gutes Zeug-
„niß von euch gehoͤret hat: ſo ſtellet euch noch im-
„mer, als wenn ihr wider mich waͤret, und vor
„meinen Streichen einen Abſcheu haͤttet. Schlagt
„den Singleton vor, ob er nicht den Jacob
„Harlowe,
der ſo ſehr nach Rache duͤrſtet, bewe-
„gen koͤnne, mit dabey zu ſeyn, wenn er ſeine Schwe-
„ſter nach Leith oder an einen andern Ort fuͤhrete.„

„Jhr koͤnnt ihnen ſagen, wenn ſie den Vorſchlag
„bewerckſtelligen koͤnnten, ſo wuͤrde ich vor Unmuth
„von Sinnen kommen, und die Fraͤulein wuͤrde ſich
„alles gefallen laſſen was ſie wollten. Auch koͤnnt
„ihr ſagen, daß ihr von meinem Diener gehoͤrt
„haͤttet, wie ſproͤde die Fraͤulein mir begegnete,
„weil ſie hoffete von ihrem Vater Vergebung zu
„erhalten, wenn ſie ſo grauſam waͤre mir auf ewig
„abzuſagen. Das eintzige, was ihr von meinem
„Bedienten nicht haͤttet erfahren koͤnnen, ſey der
„Ort, wo wir uns aufhielten. Allein ihr glaubtet,
„daß ein paar Guineas ihm die Zunge noch weiter

„loͤſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0376" n="362"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Er &#x017F;agt, die Fra&#x0364;ulein allein &#x017F;ey Schuld daran,<lb/>
daß &#x017F;ie noch nicht getrauet wa&#x0364;ren. Er bedauret<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;o fremde gegen ihn &#x017F;ey, daran die Fra&#x0364;u-<lb/>
lein <hi rendition="#fr">Howe</hi> alle Schuld habe, die ihr immer neue<lb/>
An&#x017F;chla&#x0364;ge in den Kopf &#x017F;etze. Das &#x017F;ey eben die<lb/>
Ur&#x017F;ache, die ihn gezwungen habe, die Leute zu Har-<lb/>
loweburg durch ihn gegen die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> auf-<lb/>
zuwiegeln.</p><lb/>
          <p>Er macht &#x017F;ich hierauf das zu Nutze, was <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph</hi><lb/>
von den geheimen Berath&#x017F;chlagungen des <hi rendition="#fr">Single-<lb/>
tons</hi> und des jungen <hi rendition="#fr">Jacob Harlowe</hi> gemeldet<lb/>
hatte. &#x201E;Weil <hi rendition="#fr">Singleton,</hi> (heißt es) der &#x017F;ich nach<lb/>
&#x201E;eurem Juncker richtet, von ihm &#x017F;o ein gutes Zeug-<lb/>
&#x201E;niß von euch geho&#x0364;ret hat: &#x017F;o &#x017F;tellet euch noch im-<lb/>
&#x201E;mer, als wenn ihr wider mich wa&#x0364;ret, und vor<lb/>
&#x201E;meinen Streichen einen Ab&#x017F;cheu ha&#x0364;ttet. Schlagt<lb/>
&#x201E;den <hi rendition="#fr">Singleton</hi> vor, ob er nicht den <hi rendition="#fr">Jacob<lb/>
&#x201E;Harlowe,</hi> der &#x017F;o &#x017F;ehr nach Rache du&#x0364;r&#x017F;tet, bewe-<lb/>
&#x201E;gen ko&#x0364;nne, mit dabey zu &#x017F;eyn, wenn er &#x017F;eine Schwe-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ter nach <hi rendition="#fr">Leith</hi> oder an einen andern Ort fu&#x0364;hrete.&#x201E;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jhr ko&#x0364;nnt ihnen &#x017F;agen, wenn &#x017F;ie den Vor&#x017F;chlag<lb/>
&#x201E;bewerck&#x017F;telligen ko&#x0364;nnten, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich vor Unmuth<lb/>
&#x201E;von Sinnen kommen, und die Fra&#x0364;ulein wu&#x0364;rde &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;alles gefallen la&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ie wollten. Auch ko&#x0364;nnt<lb/>
&#x201E;ihr &#x017F;agen, daß ihr von meinem Diener geho&#x0364;rt<lb/>
&#x201E;ha&#x0364;ttet, wie &#x017F;pro&#x0364;de die Fra&#x0364;ulein mir begegnete,<lb/>
&#x201E;weil &#x017F;ie hoffete von ihrem Vater Vergebung zu<lb/>
&#x201E;erhalten, wenn &#x017F;ie &#x017F;o grau&#x017F;am wa&#x0364;re mir auf ewig<lb/>
&#x201E;abzu&#x017F;agen. Das eintzige, was ihr von meinem<lb/>
&#x201E;Bedienten nicht ha&#x0364;ttet erfahren ko&#x0364;nnen, &#x017F;ey der<lb/>
&#x201E;Ort, wo wir uns aufhielten. Allein ihr glaubtet,<lb/>
&#x201E;daß ein paar <hi rendition="#fr">Guineas</hi> ihm die Zunge noch weiter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;lo&#x0364;&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0376] Er ſagt, die Fraͤulein allein ſey Schuld daran, daß ſie noch nicht getrauet waͤren. Er bedauret daß ſie ſo fremde gegen ihn ſey, daran die Fraͤu- lein Howe alle Schuld habe, die ihr immer neue Anſchlaͤge in den Kopf ſetze. Das ſey eben die Urſache, die ihn gezwungen habe, die Leute zu Har- loweburg durch ihn gegen die Fraͤulein Howe auf- zuwiegeln. Er macht ſich hierauf das zu Nutze, was Joſeph von den geheimen Berathſchlagungen des Single- tons und des jungen Jacob Harlowe gemeldet hatte. „Weil Singleton, (heißt es) der ſich nach „eurem Juncker richtet, von ihm ſo ein gutes Zeug- „niß von euch gehoͤret hat: ſo ſtellet euch noch im- „mer, als wenn ihr wider mich waͤret, und vor „meinen Streichen einen Abſcheu haͤttet. Schlagt „den Singleton vor, ob er nicht den Jacob „Harlowe, der ſo ſehr nach Rache duͤrſtet, bewe- „gen koͤnne, mit dabey zu ſeyn, wenn er ſeine Schwe- „ſter nach Leith oder an einen andern Ort fuͤhrete.„ „Jhr koͤnnt ihnen ſagen, wenn ſie den Vorſchlag „bewerckſtelligen koͤnnten, ſo wuͤrde ich vor Unmuth „von Sinnen kommen, und die Fraͤulein wuͤrde ſich „alles gefallen laſſen was ſie wollten. Auch koͤnnt „ihr ſagen, daß ihr von meinem Diener gehoͤrt „haͤttet, wie ſproͤde die Fraͤulein mir begegnete, „weil ſie hoffete von ihrem Vater Vergebung zu „erhalten, wenn ſie ſo grauſam waͤre mir auf ewig „abzuſagen. Das eintzige, was ihr von meinem „Bedienten nicht haͤttet erfahren koͤnnen, ſey der „Ort, wo wir uns aufhielten. Allein ihr glaubtet, „daß ein paar Guineas ihm die Zunge noch weiter „loͤſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/376
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/376>, abgerufen am 18.05.2024.