"gehen, daß ihre Gnaden wie unser einer an den "Galgen kämen, sondern sie würden doch nur ge- "köpfet werden: und daß er noch an seinen treuen "Joseph Lehmann dencken würde, ehe der "Scharf-Richter seinen Kopf bekäme, weil er hörte, "daß seine Güter nachher dem Könige oder dem "Gerichte anheim fielen."
Er meldet ihm weiter, daß der Capitain Sing- leton sein Juncker und seine Fräulein die Köpfe jetzt fleißig zusammen steckten. Der junge Herr hätte in seiner Gegenwart an den Capitain gesagt: alles sein Blut kochte von Rache gegen seine Gna- den, den Hundsfott salva veni. Er hätte darauf ihn, den Joseph, wegen seiner Treue und anschlä- gischen Kopfes sehr gelobet: ob er gleich wie ein abgestochen Kalb dabey ausgesehen hätte. Er bie- tet hierauf seine Dienste an, fernerem Unglück vor- zubeugen, und das Wirths-Haus zum blauen Eber als eine Gnade von seiner Gnaden zu verdienen, weil er so viel gutes vom blauen Eber gehört habe.
"Aber der blaue Eber ist es doch noch nicht alle, "(fährt Joseph fort) denn mit ihrer Gnaden "Vergünstigung, die kleine artige Sau (Gott "vergebe mir meine schwere Sünde, daß ich bey "einer heiligen Sache spotte) tobest mir immer im "Kopfe hernm. Jch habe sie viel lieber, als es "Jhre Gnaden gut finden, denn sie fängt an freund- "lich und geschmeidig zu werden, und wenn ich von "dem blauen Eber und so von was zu reden anfange, "so horcht sie als wenn sie unter lauter Bienen wä- "re. Jhre Gnaden nehmen mir nicht ungnädig,
"daß
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„gehen, daß ihre Gnaden wie unſer einer an den „Galgen kaͤmen, ſondern ſie wuͤrden doch nur ge- „koͤpfet werden: und daß er noch an ſeinen treuen „Joſeph Lehmann dencken wuͤrde, ehe der „Scharf-Richter ſeinen Kopf bekaͤme, weil er hoͤrte, „daß ſeine Guͤter nachher dem Koͤnige oder dem „Gerichte anheim fielen.„
Er meldet ihm weiter, daß der Capitain Sing- leton ſein Juncker und ſeine Fraͤulein die Koͤpfe jetzt fleißig zuſammen ſteckten. Der junge Herr haͤtte in ſeiner Gegenwart an den Capitain geſagt: alles ſein Blut kochte von Rache gegen ſeine Gna- den, den Hundsfott ſalva veni. Er haͤtte darauf ihn, den Joſeph, wegen ſeiner Treue und anſchlaͤ- giſchen Kopfes ſehr gelobet: ob er gleich wie ein abgeſtochen Kalb dabey ausgeſehen haͤtte. Er bie- tet hierauf ſeine Dienſte an, fernerem Ungluͤck vor- zubeugen, und das Wirths-Haus zum blauen Eber als eine Gnade von ſeiner Gnaden zu verdienen, weil er ſo viel gutes vom blauen Eber gehoͤrt habe.
„Aber der blaue Eber iſt es doch noch nicht alle, „(faͤhrt Joſeph fort) denn mit ihrer Gnaden „Verguͤnſtigung, die kleine artige Sau (Gott „vergebe mir meine ſchwere Suͤnde, daß ich bey „einer heiligen Sache ſpotte) tobeſt mir immer im „Kopfe hernm. Jch habe ſie viel lieber, als es „Jhre Gnaden gut finden, denn ſie faͤngt an freund- „lich und geſchmeidig zu werden, und wenn ich von „dem blauen Eber und ſo von was zu reden anfange, „ſo horcht ſie als wenn ſie unter lauter Bienen waͤ- „re. Jhre Gnaden nehmen mir nicht ungnaͤdig,
„daß
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„gehen, daß ihre Gnaden wie unſer einer an den
„Galgen kaͤmen, ſondern ſie wuͤrden doch nur ge-
„koͤpfet werden: und daß er noch an ſeinen treuen
„Joſeph Lehmann dencken wuͤrde, ehe der
„Scharf-Richter ſeinen Kopf bekaͤme, weil er hoͤrte,
„daß ſeine Guͤter nachher dem Koͤnige oder dem
„Gerichte anheim fielen.„
Er meldet ihm weiter, daß der Capitain Sing-
leton ſein Juncker und ſeine Fraͤulein die Koͤpfe
jetzt fleißig zuſammen ſteckten. Der junge Herr
haͤtte in ſeiner Gegenwart an den Capitain geſagt:
alles ſein Blut kochte von Rache gegen ſeine Gna-
den, den Hundsfott ſalva veni. Er haͤtte darauf
ihn, den Joſeph, wegen ſeiner Treue und anſchlaͤ-
giſchen Kopfes ſehr gelobet: ob er gleich wie ein
abgeſtochen Kalb dabey ausgeſehen haͤtte. Er bie-
tet hierauf ſeine Dienſte an, fernerem Ungluͤck vor-
zubeugen, und das Wirths-Haus zum blauen Eber
als eine Gnade von ſeiner Gnaden zu verdienen,
weil er ſo viel gutes vom blauen Eber gehoͤrt habe.
„Aber der blaue Eber iſt es doch noch nicht alle,
„(faͤhrt Joſeph fort) denn mit ihrer Gnaden
„Verguͤnſtigung, die kleine artige Sau (Gott
„vergebe mir meine ſchwere Suͤnde, daß ich bey
„einer heiligen Sache ſpotte) tobeſt mir immer im
„Kopfe hernm. Jch habe ſie viel lieber, als es
„Jhre Gnaden gut finden, denn ſie faͤngt an freund-
„lich und geſchmeidig zu werden, und wenn ich von
„dem blauen Eber und ſo von was zu reden anfange,
„ſo horcht ſie als wenn ſie unter lauter Bienen waͤ-
„re. Jhre Gnaden nehmen mir nicht ungnaͤdig,
„daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/371>, abgerufen am 21.11.2024.
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