sich für doppelt unglücklich, weil sie ihrer lieben Fräulein nicht aufwarten könnte.
Wenn meine Mutter mir es nicht ohnmöglich machte, Jhnen nach meinem Willen zu dienen, so sollte es mir sehr leyd thun, daß Herr Lovelace früher als ich meine Kitty in Vorschlag gebracht hätte, Jhnen aufzuwarten. Jmmer unter frem- den zu seyn, und sich bey jeder Reise von einem fremden begleiten zu lassen, ist in der That etwas unangenehmes: dennoch aber wird Jhre Vorsich- tigkeit und Gütigkeit Jhnen überall Leute zu ver- schaffen, auf deren Treue Sie sich verlassen können.
Jch muß Sie handeln lassen, wie es Jhre Ein- sichten mit sich bringen: sollte es Jhnen aber an Kleidern oder Gelde oder irgend an etwas fehlen, das ich zu ersetzen im Stande bin, und Sie nehmen meine Dienste nicht an, so kann ich es Jhnen nie vergeben. Meine Mutter braucht nichts davon zu wissen.
Jhr nächster Brief wird vermuthlich zu Lon- don geschrieben seyn. Schicken Sie künftig Jhre an mich gerichteten Briefe nach Herrn Hickmanns Hause, daß sie da bis auf Nachfrage liegen bleiben. Er ist Jhnen völlig ergeben. Machen Sie nicht so viel aus den eigensinnigen Vorurtheilen meiner Mutter: ich bin ja kein kleines Kind mehr.
Der Himmel behüte Sie, und mache Sie so glücklich, als Sie es verdienen; dieses wünschet
Jhre ergebenste Anna Howe.
Der
ſich fuͤr doppelt ungluͤcklich, weil ſie ihrer lieben Fraͤulein nicht aufwarten koͤnnte.
Wenn meine Mutter mir es nicht ohnmoͤglich machte, Jhnen nach meinem Willen zu dienen, ſo ſollte es mir ſehr leyd thun, daß Herr Lovelace fruͤher als ich meine Kitty in Vorſchlag gebracht haͤtte, Jhnen aufzuwarten. Jmmer unter frem- den zu ſeyn, und ſich bey jeder Reiſe von einem fremden begleiten zu laſſen, iſt in der That etwas unangenehmes: dennoch aber wird Jhre Vorſich- tigkeit und Guͤtigkeit Jhnen uͤberall Leute zu ver- ſchaffen, auf deren Treue Sie ſich verlaſſen koͤnnen.
Jch muß Sie handeln laſſen, wie es Jhre Ein- ſichten mit ſich bringen: ſollte es Jhnen aber an Kleidern oder Gelde oder irgend an etwas fehlen, das ich zu erſetzen im Stande bin, und Sie nehmen meine Dienſte nicht an, ſo kann ich es Jhnen nie vergeben. Meine Mutter braucht nichts davon zu wiſſen.
Jhr naͤchſter Brief wird vermuthlich zu Lon- don geſchrieben ſeyn. Schicken Sie kuͤnftig Jhre an mich gerichteten Briefe nach Herrn Hickmanns Hauſe, daß ſie da bis auf Nachfrage liegen bleiben. Er iſt Jhnen voͤllig ergeben. Machen Sie nicht ſo viel aus den eigenſinnigen Vorurtheilen meiner Mutter: ich bin ja kein kleines Kind mehr.
Der Himmel behuͤte Sie, und mache Sie ſo gluͤcklich, als Sie es verdienen; dieſes wuͤnſchet
Jhre ergebenſte Anna Howe.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0299"n="285"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſich fuͤr doppelt ungluͤcklich, weil ſie ihrer lieben<lb/>
Fraͤulein nicht aufwarten koͤnnte.</p><lb/><p>Wenn meine Mutter mir es nicht ohnmoͤglich<lb/>
machte, Jhnen nach meinem Willen zu dienen, ſo<lb/>ſollte es mir ſehr leyd thun, daß Herr <hirendition="#fr">Lovelace</hi><lb/>
fruͤher als ich meine <hirendition="#fr">Kitty</hi> in Vorſchlag gebracht<lb/>
haͤtte, Jhnen aufzuwarten. Jmmer unter frem-<lb/>
den zu ſeyn, und ſich bey jeder Reiſe von einem<lb/>
fremden begleiten zu laſſen, iſt in der That etwas<lb/>
unangenehmes: dennoch aber wird Jhre Vorſich-<lb/>
tigkeit und Guͤtigkeit Jhnen uͤberall Leute zu ver-<lb/>ſchaffen, auf deren Treue Sie ſich verlaſſen koͤnnen.</p><lb/><p>Jch muß Sie handeln laſſen, wie es Jhre Ein-<lb/>ſichten mit ſich bringen: ſollte es Jhnen aber an<lb/>
Kleidern oder Gelde oder irgend an etwas fehlen,<lb/>
das ich zu erſetzen im Stande bin, und Sie nehmen<lb/>
meine Dienſte nicht an, ſo kann ich es Jhnen nie<lb/>
vergeben. Meine Mutter braucht nichts davon<lb/>
zu wiſſen.</p><lb/><p>Jhr naͤchſter Brief wird vermuthlich zu <hirendition="#fr">Lon-<lb/>
don</hi> geſchrieben ſeyn. Schicken Sie kuͤnftig Jhre an<lb/>
mich gerichteten Briefe nach Herrn <hirendition="#fr">Hickmanns</hi><lb/>
Hauſe, daß ſie da bis auf Nachfrage liegen bleiben.<lb/>
Er iſt Jhnen voͤllig ergeben. Machen Sie nicht<lb/>ſo viel aus den eigenſinnigen Vorurtheilen meiner<lb/>
Mutter: ich bin ja kein kleines Kind mehr.</p><lb/><p>Der Himmel behuͤte Sie, und mache Sie ſo<lb/>
gluͤcklich, als Sie es verdienen; dieſes wuͤnſchet</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Jhre ergebenſte<lb/><hirendition="#fr">Anna Howe.</hi></hi></salute></closer></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[285/0299]
ſich fuͤr doppelt ungluͤcklich, weil ſie ihrer lieben
Fraͤulein nicht aufwarten koͤnnte.
Wenn meine Mutter mir es nicht ohnmoͤglich
machte, Jhnen nach meinem Willen zu dienen, ſo
ſollte es mir ſehr leyd thun, daß Herr Lovelace
fruͤher als ich meine Kitty in Vorſchlag gebracht
haͤtte, Jhnen aufzuwarten. Jmmer unter frem-
den zu ſeyn, und ſich bey jeder Reiſe von einem
fremden begleiten zu laſſen, iſt in der That etwas
unangenehmes: dennoch aber wird Jhre Vorſich-
tigkeit und Guͤtigkeit Jhnen uͤberall Leute zu ver-
ſchaffen, auf deren Treue Sie ſich verlaſſen koͤnnen.
Jch muß Sie handeln laſſen, wie es Jhre Ein-
ſichten mit ſich bringen: ſollte es Jhnen aber an
Kleidern oder Gelde oder irgend an etwas fehlen,
das ich zu erſetzen im Stande bin, und Sie nehmen
meine Dienſte nicht an, ſo kann ich es Jhnen nie
vergeben. Meine Mutter braucht nichts davon
zu wiſſen.
Jhr naͤchſter Brief wird vermuthlich zu Lon-
don geſchrieben ſeyn. Schicken Sie kuͤnftig Jhre an
mich gerichteten Briefe nach Herrn Hickmanns
Hauſe, daß ſie da bis auf Nachfrage liegen bleiben.
Er iſt Jhnen voͤllig ergeben. Machen Sie nicht
ſo viel aus den eigenſinnigen Vorurtheilen meiner
Mutter: ich bin ja kein kleines Kind mehr.
Der Himmel behuͤte Sie, und mache Sie ſo
gluͤcklich, als Sie es verdienen; dieſes wuͤnſchet
Jhre ergebenſte
Anna Howe.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/299>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.