Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Der arme Hickmann! werden Sie sagen.
Man giebt mir Schuld, daß ich ihr Echo seyn soll:
Darum sage ich auch: der arme Hickmann!

Sie wundern sich, daß Lovelace den Abend
nichts von den empfangenen Briefen gegen Sie hat
kund werden lassen. Es gefällt mir gar nicht an
ihm, daß er einen so wichtigen Umstand einen Au-
genblick verschwiegen hat. Da er den folgenden
Tag ihnen die Nachricht gab, nachdem er Sie ver-
drießlich gemacht hatte, so scheint es fast, als hätte
er vorher vermuthet, daß Sie verdrießlich werden
würden, und hätte diese Nachricht darauf gesparet.
Unter allem, was bisher vorgegangen ist, gefällt
mir dieses am wenigsten: und so geringe es andern
vorkommen möchte, so rechtfertiget es doch meiner
Meinung nach alle ihre Vorsichtigkeit und selbst
Jhr Mistrauen gegen ihn. Jndessen sind der Brief
der Frau Greme an ihre Schwester, sein aber-
mahliger Antrag, Hannichen oder eine der Sor-
lingischen
Töchter Jhnen zur Aufwartung und die
Frau Norton zum Umgang zu verschaffen, an-
genehme Gegen-Gründe, die mich abhalten, mehr
von jenem verdrießlichen Umstande von dem Hertzen
wegzuschreiben. Jst es nicht ein alberner Streich
von ihm, daß er Jhnen des Abends sagte, er habe
Briefe, ohne des Jnhalts zu gedencken! Jch weiß
nicht, was ich aus ihm machen soll!

Was seine Basen schreiben, gefällt mir vollkom-
men. Jch habe nochmahls jemand aufgetragen,
ihre Gedancken auszuforschen, und ich finde, daß sich
die gantze Familie jetzund mehr als jemahls nach
einer Verbindung mit Jhnen sehnet.


Jch


Der arme Hickmann! werden Sie ſagen.
Man giebt mir Schuld, daß ich ihr Echo ſeyn ſoll:
Darum ſage ich auch: der arme Hickmann!

Sie wundern ſich, daß Lovelace den Abend
nichts von den empfangenen Briefen gegen Sie hat
kund werden laſſen. Es gefaͤllt mir gar nicht an
ihm, daß er einen ſo wichtigen Umſtand einen Au-
genblick verſchwiegen hat. Da er den folgenden
Tag ihnen die Nachricht gab, nachdem er Sie ver-
drießlich gemacht hatte, ſo ſcheint es faſt, als haͤtte
er vorher vermuthet, daß Sie verdrießlich werden
wuͤrden, und haͤtte dieſe Nachricht darauf geſparet.
Unter allem, was bisher vorgegangen iſt, gefaͤllt
mir dieſes am wenigſten: und ſo geringe es andern
vorkommen moͤchte, ſo rechtfertiget es doch meiner
Meinung nach alle ihre Vorſichtigkeit und ſelbſt
Jhr Mistrauen gegen ihn. Jndeſſen ſind der Brief
der Frau Greme an ihre Schweſter, ſein aber-
mahliger Antrag, Hannichen oder eine der Sor-
lingiſchen
Toͤchter Jhnen zur Aufwartung und die
Frau Norton zum Umgang zu verſchaffen, an-
genehme Gegen-Gruͤnde, die mich abhalten, mehr
von jenem verdrießlichen Umſtande von dem Hertzen
wegzuſchreiben. Jſt es nicht ein alberner Streich
von ihm, daß er Jhnen des Abends ſagte, er habe
Briefe, ohne des Jnhalts zu gedencken! Jch weiß
nicht, was ich aus ihm machen ſoll!

Was ſeine Baſen ſchreiben, gefaͤllt mir vollkom-
men. Jch habe nochmahls jemand aufgetragen,
ihre Gedancken auszuforſchen, und ich finde, daß ſich
die gantze Familie jetzund mehr als jemahls nach
einer Verbindung mit Jhnen ſehnet.


Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0296" n="282"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der arme Hickmann!</hi> werden Sie &#x017F;agen.<lb/>
Man giebt mir Schuld, daß ich ihr Echo &#x017F;eyn &#x017F;oll:<lb/>
Darum &#x017F;age ich auch: <hi rendition="#fr">der arme Hickmann!</hi></p><lb/>
          <p>Sie wundern &#x017F;ich, daß <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> den Abend<lb/>
nichts von den empfangenen Briefen gegen Sie hat<lb/>
kund werden la&#x017F;&#x017F;en. Es gefa&#x0364;llt mir gar nicht an<lb/>
ihm, daß er einen &#x017F;o wichtigen Um&#x017F;tand einen Au-<lb/>
genblick ver&#x017F;chwiegen hat. Da er den folgenden<lb/>
Tag ihnen die Nachricht gab, nachdem er Sie ver-<lb/>
drießlich gemacht hatte, &#x017F;o &#x017F;cheint es fa&#x017F;t, als ha&#x0364;tte<lb/>
er vorher vermuthet, daß Sie verdrießlich werden<lb/>
wu&#x0364;rden, und ha&#x0364;tte die&#x017F;e Nachricht darauf ge&#x017F;paret.<lb/>
Unter allem, was bisher vorgegangen i&#x017F;t, gefa&#x0364;llt<lb/>
mir die&#x017F;es am wenig&#x017F;ten: und &#x017F;o geringe es andern<lb/>
vorkommen mo&#x0364;chte, &#x017F;o rechtfertiget es doch meiner<lb/>
Meinung nach alle ihre Vor&#x017F;ichtigkeit und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Jhr Mistrauen gegen ihn. Jnde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind der Brief<lb/>
der Frau <hi rendition="#fr">Greme</hi> an ihre Schwe&#x017F;ter, &#x017F;ein aber-<lb/>
mahliger Antrag, <hi rendition="#fr">Hannichen</hi> oder eine der <hi rendition="#fr">Sor-<lb/>
lingi&#x017F;chen</hi> To&#x0364;chter Jhnen zur Aufwartung und die<lb/>
Frau <hi rendition="#fr">Norton</hi> zum Umgang zu ver&#x017F;chaffen, an-<lb/>
genehme Gegen-Gru&#x0364;nde, die mich abhalten, mehr<lb/>
von jenem verdrießlichen Um&#x017F;tande von dem Hertzen<lb/>
wegzu&#x017F;chreiben. J&#x017F;t es nicht ein alberner Streich<lb/>
von ihm, daß er Jhnen des Abends &#x017F;agte, er habe<lb/>
Briefe, ohne des Jnhalts zu gedencken! Jch weiß<lb/>
nicht, was ich aus ihm machen &#x017F;oll!</p><lb/>
          <p>Was &#x017F;eine Ba&#x017F;en &#x017F;chreiben, gefa&#x0364;llt mir vollkom-<lb/>
men. Jch habe nochmahls jemand aufgetragen,<lb/>
ihre Gedancken auszufor&#x017F;chen, und ich finde, daß &#x017F;ich<lb/>
die gantze Familie jetzund mehr als jemahls nach<lb/>
einer Verbindung mit Jhnen &#x017F;ehnet.</p>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0296] Der arme Hickmann! werden Sie ſagen. Man giebt mir Schuld, daß ich ihr Echo ſeyn ſoll: Darum ſage ich auch: der arme Hickmann! Sie wundern ſich, daß Lovelace den Abend nichts von den empfangenen Briefen gegen Sie hat kund werden laſſen. Es gefaͤllt mir gar nicht an ihm, daß er einen ſo wichtigen Umſtand einen Au- genblick verſchwiegen hat. Da er den folgenden Tag ihnen die Nachricht gab, nachdem er Sie ver- drießlich gemacht hatte, ſo ſcheint es faſt, als haͤtte er vorher vermuthet, daß Sie verdrießlich werden wuͤrden, und haͤtte dieſe Nachricht darauf geſparet. Unter allem, was bisher vorgegangen iſt, gefaͤllt mir dieſes am wenigſten: und ſo geringe es andern vorkommen moͤchte, ſo rechtfertiget es doch meiner Meinung nach alle ihre Vorſichtigkeit und ſelbſt Jhr Mistrauen gegen ihn. Jndeſſen ſind der Brief der Frau Greme an ihre Schweſter, ſein aber- mahliger Antrag, Hannichen oder eine der Sor- lingiſchen Toͤchter Jhnen zur Aufwartung und die Frau Norton zum Umgang zu verſchaffen, an- genehme Gegen-Gruͤnde, die mich abhalten, mehr von jenem verdrießlichen Umſtande von dem Hertzen wegzuſchreiben. Jſt es nicht ein alberner Streich von ihm, daß er Jhnen des Abends ſagte, er habe Briefe, ohne des Jnhalts zu gedencken! Jch weiß nicht, was ich aus ihm machen ſoll! Was ſeine Baſen ſchreiben, gefaͤllt mir vollkom- men. Jch habe nochmahls jemand aufgetragen, ihre Gedancken auszuforſchen, und ich finde, daß ſich die gantze Familie jetzund mehr als jemahls nach einer Verbindung mit Jhnen ſehnet. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/296
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/296>, abgerufen am 22.11.2024.