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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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Wie sorgfältig, (dachte ich bey mir selbst) soll-
ten die Herren seyn, ihren Bedienten Gelegenheit
zu geben, daß sie etwas löbliches von ihnen sagen
könnten! Zu ihm sagte ich: ich bin gantz und gar
unschlüßig, was ich thun soll. Wollten sie mir
wohl im Ernst rathen, nach London zu gehen?

Jch gab hiebey genau auf seine Augen Achtung,
allein diesesmahl wurden sie seine Verräther nicht.

Zu Anfang (sagte er) brachte ich London in
Vorschlag, weil ich befürchtete, daß die Jhrigen
uns nachsetzen möchten. Da sich aber die erste Hitze
abgekühlt zu haben scheint, so ist mir jetzt weniger
daran gelegen, welchen Ort sie wählen. Machen
sie es wie es ihnen beliebet. Wenn sie vergnügt
sind, so bin ich glücklich.

Weil er so gelassen antwortete, so bekam ich wirck-
lich einige Lust, nach London zu gehen. Um ihn
auszuforschen fragte ich: ob er mir eine Wohnung
in London vorschlagen könnte.

Nein! keine die sich für mich schickte, oder die
mir angenehm seyn würde. Sein guter Freund,
der Belford hätte zwar eine artige Wohnung ohn-
weit Soho-Squäre bey einer Verwantin, die ei-
ne Witwe sey, und einen sehr guten Nahmen ha-
be. Weil sich Herr Belford gemeiniglich auf
dem Lande aufhielt, so könnte er ihm die Zimmer
so lange abborgen, bis ich besser versorget wäre.

Jch war gleich entschlossen, da er das Wort aus-
gesprochen hatte, Nein! zu diesem und zu allen
übrigen Vorschlägen zu sagen, die er selbst auf die
Bahn bringen würde. Jndessen dachte ich: ich

will


Wie ſorgfaͤltig, (dachte ich bey mir ſelbſt) ſoll-
ten die Herren ſeyn, ihren Bedienten Gelegenheit
zu geben, daß ſie etwas loͤbliches von ihnen ſagen
koͤnnten! Zu ihm ſagte ich: ich bin gantz und gar
unſchluͤßig, was ich thun ſoll. Wollten ſie mir
wohl im Ernſt rathen, nach London zu gehen?

Jch gab hiebey genau auf ſeine Augen Achtung,
allein dieſesmahl wurden ſie ſeine Verraͤther nicht.

Zu Anfang (ſagte er) brachte ich London in
Vorſchlag, weil ich befuͤrchtete, daß die Jhrigen
uns nachſetzen moͤchten. Da ſich aber die erſte Hitze
abgekuͤhlt zu haben ſcheint, ſo iſt mir jetzt weniger
daran gelegen, welchen Ort ſie waͤhlen. Machen
ſie es wie es ihnen beliebet. Wenn ſie vergnuͤgt
ſind, ſo bin ich gluͤcklich.

Weil er ſo gelaſſen antwortete, ſo bekam ich wirck-
lich einige Luſt, nach London zu gehen. Um ihn
auszuforſchen fragte ich: ob er mir eine Wohnung
in London vorſchlagen koͤnnte.

Nein! keine die ſich fuͤr mich ſchickte, oder die
mir angenehm ſeyn wuͤrde. Sein guter Freund,
der Belford haͤtte zwar eine artige Wohnung ohn-
weit Soho-Squaͤre bey einer Verwantin, die ei-
ne Witwe ſey, und einen ſehr guten Nahmen ha-
be. Weil ſich Herr Belford gemeiniglich auf
dem Lande aufhielt, ſo koͤnnte er ihm die Zimmer
ſo lange abborgen, bis ich beſſer verſorget waͤre.

Jch war gleich entſchloſſen, da er das Wort aus-
geſprochen hatte, Nein! zu dieſem und zu allen
uͤbrigen Vorſchlaͤgen zu ſagen, die er ſelbſt auf die
Bahn bringen wuͤrde. Jndeſſen dachte ich: ich

will
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[267/0281] Wie ſorgfaͤltig, (dachte ich bey mir ſelbſt) ſoll- ten die Herren ſeyn, ihren Bedienten Gelegenheit zu geben, daß ſie etwas loͤbliches von ihnen ſagen koͤnnten! Zu ihm ſagte ich: ich bin gantz und gar unſchluͤßig, was ich thun ſoll. Wollten ſie mir wohl im Ernſt rathen, nach London zu gehen? Jch gab hiebey genau auf ſeine Augen Achtung, allein dieſesmahl wurden ſie ſeine Verraͤther nicht. Zu Anfang (ſagte er) brachte ich London in Vorſchlag, weil ich befuͤrchtete, daß die Jhrigen uns nachſetzen moͤchten. Da ſich aber die erſte Hitze abgekuͤhlt zu haben ſcheint, ſo iſt mir jetzt weniger daran gelegen, welchen Ort ſie waͤhlen. Machen ſie es wie es ihnen beliebet. Wenn ſie vergnuͤgt ſind, ſo bin ich gluͤcklich. Weil er ſo gelaſſen antwortete, ſo bekam ich wirck- lich einige Luſt, nach London zu gehen. Um ihn auszuforſchen fragte ich: ob er mir eine Wohnung in London vorſchlagen koͤnnte. Nein! keine die ſich fuͤr mich ſchickte, oder die mir angenehm ſeyn wuͤrde. Sein guter Freund, der Belford haͤtte zwar eine artige Wohnung ohn- weit Soho-Squaͤre bey einer Verwantin, die ei- ne Witwe ſey, und einen ſehr guten Nahmen ha- be. Weil ſich Herr Belford gemeiniglich auf dem Lande aufhielt, ſo koͤnnte er ihm die Zimmer ſo lange abborgen, bis ich beſſer verſorget waͤre. Jch war gleich entſchloſſen, da er das Wort aus- geſprochen hatte, Nein! zu dieſem und zu allen uͤbrigen Vorſchlaͤgen zu ſagen, die er ſelbſt auf die Bahn bringen wuͤrde. Jndeſſen dachte ich: ich will

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/281>, abgerufen am 24.11.2024.