Er sagt: er sey sehr sorgfältig gewesen, meinem Befehl buchstäblich nachzukommen. Dieses kommt mir artig gehandelt vor: und es gefiel mir desto besser, weil er selbst diese Stadt in Vorschlag ge- bracht hat, und mir dennoch nachher wiederrieth, mich dahin zu begeben; denn er sagte: nachdem er dort gewesen wäre, sähe er, daß er gantz die un- rechte Stadt vorgeschlagen hätte. Jch sehnete mich nach der Stille und Einsamkeit: Windsor aber werde wegen seiner Annehmlichkeit sehr viel besuchet und bewundert.
Jch antwortete ihm: wenn ich der Frau Sor- lings nicht zur Last gereichete, so wollte ich noch län- ger bey ihr bleiben, allein unter der Bedingung, daß er mich verließe, und nach London, oder nach seines Onckles Gütern, oder wohin es ihm sonst beliebte, reisete.
Er sagte: er heffe zwar, daß ich vor meinem Bruder völlig sicher wäre, und darum wolle er mir, zum wenigsten auf einige Tage hierin gehorchen, wenn es mir zum Vergnügen gereichete. Er that mir von neuen den Vorschlag, daß er sich nach Han- nichen erkundigen wollte. Jch sagte: ich hätte selbst vor, dieses durch Jhre Vermittelung zu thun. Darf ich Sie demnach bitten, daß Sie an das gute Mädchen schicken? Jhr Robert wird wohl wissen, wo es sich aufhält. Wenn sie einen Monath Lohn fahren läßt, so wird ihr vielleicht erlaubet, sogleich aus dem Dienste zu gehen: und diesen Monath will ich ihr gut thun.
Er
Er ſagt: er ſey ſehr ſorgfaͤltig geweſen, meinem Befehl buchſtaͤblich nachzukommen. Dieſes kommt mir artig gehandelt vor: und es gefiel mir deſto beſſer, weil er ſelbſt dieſe Stadt in Vorſchlag ge- bracht hat, und mir dennoch nachher wiederrieth, mich dahin zu begeben; denn er ſagte: nachdem er dort geweſen waͤre, ſaͤhe er, daß er gantz die un- rechte Stadt vorgeſchlagen haͤtte. Jch ſehnete mich nach der Stille und Einſamkeit: Windſor aber werde wegen ſeiner Annehmlichkeit ſehr viel beſuchet und bewundert.
Jch antwortete ihm: wenn ich der Frau Sor- lings nicht zur Laſt gereichete, ſo wollte ich noch laͤn- ger bey ihr bleiben, allein unter der Bedingung, daß er mich verließe, und nach London, oder nach ſeines Onckles Guͤtern, oder wohin es ihm ſonſt beliebte, reiſete.
Er ſagte: er heffe zwar, daß ich vor meinem Bruder voͤllig ſicher waͤre, und darum wolle er mir, zum wenigſten auf einige Tage hierin gehorchen, wenn es mir zum Vergnuͤgen gereichete. Er that mir von neuen den Vorſchlag, daß er ſich nach Han- nichen erkundigen wollte. Jch ſagte: ich haͤtte ſelbſt vor, dieſes durch Jhre Vermittelung zu thun. Darf ich Sie demnach bitten, daß Sie an das gute Maͤdchen ſchicken? Jhr Robert wird wohl wiſſen, wo es ſich aufhaͤlt. Wenn ſie einen Monath Lohn fahren laͤßt, ſo wird ihr vielleicht erlaubet, ſogleich aus dem Dienſte zu gehen: und dieſen Monath will ich ihr gut thun.
Er
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Er ſagt: er ſey ſehr ſorgfaͤltig geweſen, meinem
Befehl buchſtaͤblich nachzukommen. Dieſes kommt
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beſſer, weil er ſelbſt dieſe Stadt in Vorſchlag ge-
bracht hat, und mir dennoch nachher wiederrieth,
mich dahin zu begeben; denn er ſagte: nachdem er
dort geweſen waͤre, ſaͤhe er, daß er gantz die un-
rechte Stadt vorgeſchlagen haͤtte. Jch ſehnete mich
nach der Stille und Einſamkeit: Windſor aber
werde wegen ſeiner Annehmlichkeit ſehr viel beſuchet
und bewundert.
Jch antwortete ihm: wenn ich der Frau Sor-
lings nicht zur Laſt gereichete, ſo wollte ich noch laͤn-
ger bey ihr bleiben, allein unter der Bedingung,
daß er mich verließe, und nach London, oder nach
ſeines Onckles Guͤtern, oder wohin es ihm ſonſt
beliebte, reiſete.
Er ſagte: er heffe zwar, daß ich vor meinem
Bruder voͤllig ſicher waͤre, und darum wolle er mir,
zum wenigſten auf einige Tage hierin gehorchen,
wenn es mir zum Vergnuͤgen gereichete. Er that
mir von neuen den Vorſchlag, daß er ſich nach Han-
nichen erkundigen wollte. Jch ſagte: ich haͤtte
ſelbſt vor, dieſes durch Jhre Vermittelung zu thun.
Darf ich Sie demnach bitten, daß Sie an das gute
Maͤdchen ſchicken? Jhr Robert wird wohl wiſſen,
wo es ſich aufhaͤlt. Wenn ſie einen Monath Lohn
fahren laͤßt, ſo wird ihr vielleicht erlaubet, ſogleich
aus dem Dienſte zu gehen: und dieſen Monath
will ich ihr gut thun.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/260>, abgerufen am 21.11.2024.
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