Wenn ich alle Umstände erwege, so glaube ich nicht, daß Sie sich nach eigenem Belieben von ihm loßmachen können. Jch habe Jhnen dieses zum voraus gesagt. Jch schreibe es deswegen noch- mahls: wenn ich an Jhrer Stelle wäre, so wollte ich mich zum wenigsten stellen, als wenn ich Ver- trauen zu ihm hätte. Dieses sollen Sie thun, so lange als er den Wohlstand durch nichts verletzet. Ein solches Versehen, das ihn schlechterdings al- les Vertrauens unwürdig machen sollte, müßte nicht geringe seyn, und einer Person von so em- pfindlicher Vorsichtigkeit sehr deutlich in die Au- gen fallen.
Aus dem, was Jhr Onckle Anton zu meiner Mutter, und sie zu mir mit der angehängten Dro- hung, daß Sie den Endzweck Jhrer Flucht nicht erhalten sollten, gesagt hat, sehe ich, daß die Jh- rigen erwarten, daß Sie Jhre Zuflucht zu der Lady Elisabeth nehmen, und daß sich diese in das Mittel schlagen werde. Sie haben den vesten Vorsatz gefasset, keine Vorschläge zur Versöhnung anzuhören, die von der Seite kommen. Sie soll- ten lieber deutlicher heraus sagen, daß sie sich gar nicht versöhnen wollen. Denn dafür will ich wohl stehen, daß Jhr Bruder und Schwester ihnen so viel in den Ohren liegen werden, daß sich ihre Hitze ohnmöglich wird abkühlen können: zum we- nigsten werden sie dieses so lange hindern, bis Va- ter und Onckles solche Einrichtungen gemacht ha- ben, als sie selbst wünschen.
Weil
Wenn ich alle Umſtaͤnde erwege, ſo glaube ich nicht, daß Sie ſich nach eigenem Belieben von ihm loßmachen koͤnnen. Jch habe Jhnen dieſes zum voraus geſagt. Jch ſchreibe es deswegen noch- mahls: wenn ich an Jhrer Stelle waͤre, ſo wollte ich mich zum wenigſten ſtellen, als wenn ich Ver- trauen zu ihm haͤtte. Dieſes ſollen Sie thun, ſo lange als er den Wohlſtand durch nichts verletzet. Ein ſolches Verſehen, das ihn ſchlechterdings al- les Vertrauens unwuͤrdig machen ſollte, muͤßte nicht geringe ſeyn, und einer Perſon von ſo em- pfindlicher Vorſichtigkeit ſehr deutlich in die Au- gen fallen.
Aus dem, was Jhr Onckle Anton zu meiner Mutter, und ſie zu mir mit der angehaͤngten Dro- hung, daß Sie den Endzweck Jhrer Flucht nicht erhalten ſollten, geſagt hat, ſehe ich, daß die Jh- rigen erwarten, daß Sie Jhre Zuflucht zu der Lady Eliſabeth nehmen, und daß ſich dieſe in das Mittel ſchlagen werde. Sie haben den veſten Vorſatz gefaſſet, keine Vorſchlaͤge zur Verſoͤhnung anzuhoͤren, die von der Seite kommen. Sie ſoll- ten lieber deutlicher heraus ſagen, daß ſie ſich gar nicht verſoͤhnen wollen. Denn dafuͤr will ich wohl ſtehen, daß Jhr Bruder und Schweſter ihnen ſo viel in den Ohren liegen werden, daß ſich ihre Hitze ohnmoͤglich wird abkuͤhlen koͤnnen: zum we- nigſten werden ſie dieſes ſo lange hindern, bis Va- ter und Onckles ſolche Einrichtungen gemacht ha- ben, als ſie ſelbſt wuͤnſchen.
Weil
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Wenn ich alle Umſtaͤnde erwege, ſo glaube ich
nicht, daß Sie ſich nach eigenem Belieben von ihm
loßmachen koͤnnen. Jch habe Jhnen dieſes zum
voraus geſagt. Jch ſchreibe es deswegen noch-
mahls: wenn ich an Jhrer Stelle waͤre, ſo wollte
ich mich zum wenigſten ſtellen, als wenn ich Ver-
trauen zu ihm haͤtte. Dieſes ſollen Sie thun, ſo
lange als er den Wohlſtand durch nichts verletzet.
Ein ſolches Verſehen, das ihn ſchlechterdings al-
les Vertrauens unwuͤrdig machen ſollte, muͤßte
nicht geringe ſeyn, und einer Perſon von ſo em-
pfindlicher Vorſichtigkeit ſehr deutlich in die Au-
gen fallen.
Aus dem, was Jhr Onckle Anton zu meiner
Mutter, und ſie zu mir mit der angehaͤngten Dro-
hung, daß Sie den Endzweck Jhrer Flucht nicht
erhalten ſollten, geſagt hat, ſehe ich, daß die Jh-
rigen erwarten, daß Sie Jhre Zuflucht zu der
Lady Eliſabeth nehmen, und daß ſich dieſe in
das Mittel ſchlagen werde. Sie haben den veſten
Vorſatz gefaſſet, keine Vorſchlaͤge zur Verſoͤhnung
anzuhoͤren, die von der Seite kommen. Sie ſoll-
ten lieber deutlicher heraus ſagen, daß ſie ſich gar
nicht verſoͤhnen wollen. Denn dafuͤr will ich wohl
ſtehen, daß Jhr Bruder und Schweſter ihnen ſo
viel in den Ohren liegen werden, daß ſich ihre
Hitze ohnmoͤglich wird abkuͤhlen koͤnnen: zum we-
nigſten werden ſie dieſes ſo lange hindern, bis Va-
ter und Onckles ſolche Einrichtungen gemacht ha-
ben, als ſie ſelbſt wuͤnſchen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/124>, abgerufen am 23.11.2024.
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