gen erdencken können. Wie weit werden Sie mit sieben Guineas kommen? Jch will auch eine Ge- legenheit machen, daß ich Jhnen etwas von mei- ner Wäsche und Kleidung schicken kann. Jch bit- te Sie, schlagen Sie dieses Jhrer Anna Howe nicht eben so ab, als wenn es Jhnen von Love- lacen angeboten würde. Wenn Sie mir diese Gefälligkeit verweigern, so muß ich glauben, daß Sie sich lieber wollen zwingen lassen, ihm für die- ses Geld verbunden zu werden, und nicht, daß Sie mir die Liebe nicht hätten erzeigen wollen. Und wenn ich dieses finde, so weiß ich nicht, wie ich es mit Jhrer übrigen Vorsichtigkeit reimen soll.
Geben Sie mir von allem recht genaue Nach- richt, was zwischen Jhnen und ihm vorgehet. Meine Sorgfalt für Sie, so unnöthig und über- flüßig sie auch wegen Jhrer eigenen Klugheit ist, macht, daß ich dieses wünsche. Wenn irgent et- was vorgehet, das Sie mir mündlich erzählen würden, fals wir uns sprechen sollten, so tragen Sie kein Bedencken, es auch außuschreiben, ob Sie gleich nach dem Mistrauen, das Sie in sich selbst zu setzen pflegen, es nicht für werth halten, aufgeschrieben oder von mir gelesen zu werden. Wer dem Spiel zusiehet, der merckt oft mehr, als die Spieler selbst. Es sind Kleinigkeiten, die oft große Leute glücklich oder unglücklich machen: und so pflegen auch im gemeinen Leben Kleinigkeiten oft große Folgen zu haben.
Wenn
gen erdencken koͤnnen. Wie weit werden Sie mit ſieben Guineas kommen? Jch will auch eine Ge- legenheit machen, daß ich Jhnen etwas von mei- ner Waͤſche und Kleidung ſchicken kann. Jch bit- te Sie, ſchlagen Sie dieſes Jhrer Anna Howe nicht eben ſo ab, als wenn es Jhnen von Love- lacen angeboten wuͤrde. Wenn Sie mir dieſe Gefaͤlligkeit verweigern, ſo muß ich glauben, daß Sie ſich lieber wollen zwingen laſſen, ihm fuͤr die- ſes Geld verbunden zu werden, und nicht, daß Sie mir die Liebe nicht haͤtten erzeigen wollen. Und wenn ich dieſes finde, ſo weiß ich nicht, wie ich es mit Jhrer uͤbrigen Vorſichtigkeit reimen ſoll.
Geben Sie mir von allem recht genaue Nach- richt, was zwiſchen Jhnen und ihm vorgehet. Meine Sorgfalt fuͤr Sie, ſo unnoͤthig und uͤber- fluͤßig ſie auch wegen Jhrer eigenen Klugheit iſt, macht, daß ich dieſes wuͤnſche. Wenn irgent et- was vorgehet, das Sie mir muͤndlich erzaͤhlen wuͤrden, fals wir uns ſprechen ſollten, ſo tragen Sie kein Bedencken, es auch auſzuſchreiben, ob Sie gleich nach dem Mistrauen, das Sie in ſich ſelbſt zu ſetzen pflegen, es nicht fuͤr werth halten, aufgeſchrieben oder von mir geleſen zu werden. Wer dem Spiel zuſiehet, der merckt oft mehr, als die Spieler ſelbſt. Es ſind Kleinigkeiten, die oft große Leute gluͤcklich oder ungluͤcklich machen: und ſo pflegen auch im gemeinen Leben Kleinigkeiten oft große Folgen zu haben.
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gen erdencken koͤnnen. Wie weit werden Sie mit
ſieben Guineas kommen? Jch will auch eine Ge-
legenheit machen, daß ich Jhnen etwas von mei-
ner Waͤſche und Kleidung ſchicken kann. Jch bit-
te Sie, ſchlagen Sie dieſes Jhrer Anna Howe
nicht eben ſo ab, als wenn es Jhnen von Love-
lacen angeboten wuͤrde. Wenn Sie mir dieſe
Gefaͤlligkeit verweigern, ſo muß ich glauben, daß
Sie ſich lieber wollen zwingen laſſen, ihm fuͤr die-
ſes Geld verbunden zu werden, und nicht, daß
Sie mir die Liebe nicht haͤtten erzeigen wollen.
Und wenn ich dieſes finde, ſo weiß ich nicht, wie
ich es mit Jhrer uͤbrigen Vorſichtigkeit reimen
ſoll.
Geben Sie mir von allem recht genaue Nach-
richt, was zwiſchen Jhnen und ihm vorgehet.
Meine Sorgfalt fuͤr Sie, ſo unnoͤthig und uͤber-
fluͤßig ſie auch wegen Jhrer eigenen Klugheit iſt,
macht, daß ich dieſes wuͤnſche. Wenn irgent et-
was vorgehet, das Sie mir muͤndlich erzaͤhlen
wuͤrden, fals wir uns ſprechen ſollten, ſo tragen
Sie kein Bedencken, es auch auſzuſchreiben, ob
Sie gleich nach dem Mistrauen, das Sie in ſich
ſelbſt zu ſetzen pflegen, es nicht fuͤr werth halten,
aufgeſchrieben oder von mir geleſen zu werden. Wer
dem Spiel zuſiehet, der merckt oft mehr, als die
Spieler ſelbſt. Es ſind Kleinigkeiten, die oft große
Leute gluͤcklich oder ungluͤcklich machen: und ſo
pflegen auch im gemeinen Leben Kleinigkeiten oft
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/123>, abgerufen am 27.11.2024.
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