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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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seiner, wenn er sollte entdeckt werden. Meine
Mutter wird mit ihm eben so Harlowisch umge-
hen, als mit seiner geduldigen Anna Howe.

Donnerstages den 13 April.

Jch bin jetzt so glücklich, den Verfolg Jhrer
Erzählung zu erhalten, und mich vor meiner hun-
dert-äugichten Mutter einige Augenblicke verber-
gen zu können.

Liebes Kind, ich kann mir allen Kummer, der
Sie drückt, lebendig vorstellen. Eine Person von
solcher empfindlichen Tugend und Ehr-Liebe, bey
einem solchen Menschen! Allein ich muß kurtz
seyn.

Der Mensch ist bey allem seinem Hochmuth
und Höflichkeit, bey aller seiner verstellten Folg-
samkeit gegen Jhre Befehle, ein Narre. Allein
seine geschwinden Einfälle!

Bisweilen dencke ich, Sie sollten zu der Lady
Elisabeth
reisen. Jch weiß nicht, was ich Jh-
nen rathen soll. Jch könnte Jhnen wol einen
Rath geben, wenn es Jhnen nicht so sehr am Her-
tzen läge, sich mit Jhren Anverwanten wieder aus-
zusöhnen. Allein sie sind doch alle unversöhnlich;
Sie haben von ihnen nichts zu erwarten. Der
Zweck des Besuchs, den Jhr Onckle bey meiner
Mutter abgelegt hat, kann Sie hievon überzeu-
gen: und wenn Jhre Schwester Jhnen antwor-
tet, so werden Sie noch mehr von der Wahrheit
überzeuget werden.

Sie



ſeiner, wenn er ſollte entdeckt werden. Meine
Mutter wird mit ihm eben ſo Harlowiſch umge-
hen, als mit ſeiner geduldigen Anna Howe.

Donnerstages den 13 April.

Jch bin jetzt ſo gluͤcklich, den Verfolg Jhrer
Erzaͤhlung zu erhalten, und mich vor meiner hun-
dert-aͤugichten Mutter einige Augenblicke verber-
gen zu koͤnnen.

Liebes Kind, ich kann mir allen Kummer, der
Sie druͤckt, lebendig vorſtellen. Eine Perſon von
ſolcher empfindlichen Tugend und Ehr-Liebe, bey
einem ſolchen Menſchen! Allein ich muß kurtz
ſeyn.

Der Menſch iſt bey allem ſeinem Hochmuth
und Hoͤflichkeit, bey aller ſeiner verſtellten Folg-
ſamkeit gegen Jhre Befehle, ein Narre. Allein
ſeine geſchwinden Einfaͤlle!

Bisweilen dencke ich, Sie ſollten zu der Lady
Eliſabeth
reiſen. Jch weiß nicht, was ich Jh-
nen rathen ſoll. Jch koͤnnte Jhnen wol einen
Rath geben, wenn es Jhnen nicht ſo ſehr am Her-
tzen laͤge, ſich mit Jhren Anverwanten wieder aus-
zuſoͤhnen. Allein ſie ſind doch alle unverſoͤhnlich;
Sie haben von ihnen nichts zu erwarten. Der
Zweck des Beſuchs, den Jhr Onckle bey meiner
Mutter abgelegt hat, kann Sie hievon uͤberzeu-
gen: und wenn Jhre Schweſter Jhnen antwor-
tet, ſo werden Sie noch mehr von der Wahrheit
uͤberzeuget werden.

Sie
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[100/0114] ſeiner, wenn er ſollte entdeckt werden. Meine Mutter wird mit ihm eben ſo Harlowiſch umge- hen, als mit ſeiner geduldigen Anna Howe. Donnerstages den 13 April. Jch bin jetzt ſo gluͤcklich, den Verfolg Jhrer Erzaͤhlung zu erhalten, und mich vor meiner hun- dert-aͤugichten Mutter einige Augenblicke verber- gen zu koͤnnen. Liebes Kind, ich kann mir allen Kummer, der Sie druͤckt, lebendig vorſtellen. Eine Perſon von ſolcher empfindlichen Tugend und Ehr-Liebe, bey einem ſolchen Menſchen! Allein ich muß kurtz ſeyn. Der Menſch iſt bey allem ſeinem Hochmuth und Hoͤflichkeit, bey aller ſeiner verſtellten Folg- ſamkeit gegen Jhre Befehle, ein Narre. Allein ſeine geſchwinden Einfaͤlle! Bisweilen dencke ich, Sie ſollten zu der Lady Eliſabeth reiſen. Jch weiß nicht, was ich Jh- nen rathen ſoll. Jch koͤnnte Jhnen wol einen Rath geben, wenn es Jhnen nicht ſo ſehr am Her- tzen laͤge, ſich mit Jhren Anverwanten wieder aus- zuſoͤhnen. Allein ſie ſind doch alle unverſoͤhnlich; Sie haben von ihnen nichts zu erwarten. Der Zweck des Beſuchs, den Jhr Onckle bey meiner Mutter abgelegt hat, kann Sie hievon uͤberzeu- gen: und wenn Jhre Schweſter Jhnen antwor- tet, ſo werden Sie noch mehr von der Wahrheit uͤberzeuget werden. Sie

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/114>, abgerufen am 28.11.2024.