Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Clarissa
der zweyte Theil.


Erster Brief
von
Fräulein Howe an Fräulein Clarissa
Harlowe.

Jch ungehalte[n]? Warum solte ich ungehal-
ten seyn? Die von Jhnen genommene
Freyheit, nie Sie es heissen, ist mir sehr
angenehm. Jch wu[n]dere mich nur über Jhre Ge-
duld gegen mich: diß ists alles: und mir thut
leyd, daß ich Jhnen die Mühe verursachet habe,
einen so weitläuftigen Brief zu schreiben; der mich
doch im durchlesen so sehr vergnügt hat. (*)

Jch glaube gern, daß Sie nicht gegen mich
mit Wissen und Willen versteckt sind. Zwey
Gründe überzeugen mich hievon: Einmal, Sie
versichern es selbst, daß Sie mir nichts verhelen.
Zum andern, Sie sind bisher nicht im Stande
gewesen, wegen ihres künftigen Schicksaals zu ei-

ner
(*) Siehe den 37. Brief des ersten Theils, der hiezu
die Gelegenheit gegeben; und den 38. und 40. in
welchen die vermeinten Freyheiten vorkommen.
Zweyter Theil. A
Clariſſa
der zweyte Theil.


Erſter Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.

Jch ungehalte[n]? Warum ſolte ich ungehal-
ten ſeyn? Die von Jhnen genommene
Freyheit, nie Sie es heiſſen, iſt mir ſehr
angenehm. Jch wu[n]dere mich nur uͤber Jhre Ge-
duld gegen mich: diß iſts alles: und mir thut
leyd, daß ich Jhnen die Muͤhe verurſachet habe,
einen ſo weitlaͤuftigen Brief zu ſchreiben; der mich
doch im durchleſen ſo ſehr vergnuͤgt hat. (*)

Jch glaube gern, daß Sie nicht gegen mich
mit Wiſſen und Willen verſteckt ſind. Zwey
Gruͤnde uͤberzeugen mich hievon: Einmal, Sie
verſichern es ſelbſt, daß Sie mir nichts verhelen.
Zum andern, Sie ſind bisher nicht im Stande
geweſen, wegen ihres kuͤnftigen Schickſaals zu ei-

ner
(*) Siehe den 37. Brief des erſten Theils, der hiezu
die Gelegenheit gegeben; und den 38. und 40. in
welchen die vermeinten Freyheiten vorkommen.
Zweyter Theil. A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0007" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Clari&#x017F;&#x017F;a</hi></hi><lb/>
der zweyte Theil.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Er&#x017F;ter Brief</hi><lb/> <hi rendition="#g">von</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Howe an Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a<lb/>
Harlowe.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Mitwochens den 22. Merz.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch ungehalte<supplied>n</supplied>? Warum &#x017F;olte ich ungehal-<lb/>
ten &#x017F;eyn? Die von Jhnen genommene<lb/>
Freyheit, nie Sie es hei&#x017F;&#x017F;en, i&#x017F;t mir &#x017F;ehr<lb/>
angenehm. Jch wu<supplied>n</supplied>dere mich nur u&#x0364;ber Jhre Ge-<lb/>
duld gegen mich: diß i&#x017F;ts alles: und mir thut<lb/>
leyd, daß ich Jhnen die Mu&#x0364;he verur&#x017F;achet habe,<lb/>
einen &#x017F;o weitla&#x0364;uftigen Brief zu &#x017F;chreiben; der mich<lb/>
doch im durchle&#x017F;en &#x017F;o &#x017F;ehr vergnu&#x0364;gt hat. <note place="foot" n="(*)">Siehe den 37. Brief des er&#x017F;ten Theils, der hiezu<lb/>
die Gelegenheit gegeben; und den 38. und 40. in<lb/>
welchen die vermeinten Freyheiten vorkommen.</note></p><lb/>
          <p>Jch glaube gern, daß Sie nicht gegen mich<lb/>
mit Wi&#x017F;&#x017F;en und Willen ver&#x017F;teckt &#x017F;ind. Zwey<lb/>
Gru&#x0364;nde u&#x0364;berzeugen mich hievon: Einmal, Sie<lb/>
ver&#x017F;ichern es &#x017F;elb&#x017F;t, daß Sie mir nich<choice><sic>e</sic><corr>t</corr></choice>s verhelen.<lb/>
Zum andern, Sie &#x017F;ind bisher nicht im Stande<lb/>
gewe&#x017F;en, wegen ihres ku&#x0364;nftigen Schick&#x017F;aals zu ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweyter Theil.</hi> A</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0007] Clariſſa der zweyte Theil. Erſter Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Mitwochens den 22. Merz. Jch ungehalten? Warum ſolte ich ungehal- ten ſeyn? Die von Jhnen genommene Freyheit, nie Sie es heiſſen, iſt mir ſehr angenehm. Jch wundere mich nur uͤber Jhre Ge- duld gegen mich: diß iſts alles: und mir thut leyd, daß ich Jhnen die Muͤhe verurſachet habe, einen ſo weitlaͤuftigen Brief zu ſchreiben; der mich doch im durchleſen ſo ſehr vergnuͤgt hat. (*) Jch glaube gern, daß Sie nicht gegen mich mit Wiſſen und Willen verſteckt ſind. Zwey Gruͤnde uͤberzeugen mich hievon: Einmal, Sie verſichern es ſelbſt, daß Sie mir nichts verhelen. Zum andern, Sie ſind bisher nicht im Stande geweſen, wegen ihres kuͤnftigen Schickſaals zu ei- ner (*) Siehe den 37. Brief des erſten Theils, der hiezu die Gelegenheit gegeben; und den 38. und 40. in welchen die vermeinten Freyheiten vorkommen. Zweyter Theil. A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/7
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/7>, abgerufen am 24.11.2024.