[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.der Clarissa. völligen Betrübniß und Unwillen. Jch war somisvergnügt mit Herr Lovelace/ als ich mit irgend jemand seyn konnte; weil die Sache durch seine eingebildete Weisheit schlimmer geworden war, als vorhin; und es mir dadurch ohnmög- lich gemacht hatte, Zeit zu gewinnen, damit ich mich Jhres Raths und Beystandes bedienen könnte, um in der Stille nach London zu kom- men. Er hat es so weit gebracht, daß mir nur die Wahl zwischen diesem doppelten Uebel übrig bleibt, entweder zu seinen Anverwanten zu flüch- ten, oder Zeitlebens durch Solmes unglücklich zu werden. Jch blieb indessen noch bey meinem Entschluß, diese beyden Uebel zu vermeiden, wenn es möglich wäre. Zuerst suchte ich die Elisabeth auszulocken, Elisabeth stimmete in ihren Reden völlig wären: D d 4
der Clariſſa. voͤlligen Betruͤbniß und Unwillen. Jch war ſomisvergnuͤgt mit Herr Lovelace/ als ich mit irgend jemand ſeyn konnte; weil die Sache durch ſeine eingebildete Weisheit ſchlimmer geworden war, als vorhin; und es mir dadurch ohnmoͤg- lich gemacht hatte, Zeit zu gewinnen, damit ich mich Jhres Raths und Beyſtandes bedienen koͤnnte, um in der Stille nach London zu kom- men. Er hat es ſo weit gebracht, daß mir nur die Wahl zwiſchen dieſem doppelten Uebel uͤbrig bleibt, entweder zu ſeinen Anverwanten zu fluͤch- ten, oder Zeitlebens durch Solmes ungluͤcklich zu werden. Jch blieb indeſſen noch bey meinem Entſchluß, dieſe beyden Uebel zu vermeiden, wenn es moͤglich waͤre. Zuerſt ſuchte ich die Eliſabeth auszulocken, Eliſabeth ſtimmete in ihren Reden voͤllig waͤren: D d 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0429" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clariſſa</hi>.</hi></fw><lb/> voͤlligen Betruͤbniß und Unwillen. Jch war ſo<lb/> misvergnuͤgt mit Herr <hi rendition="#fr">Lovelace/</hi> als ich mit<lb/> irgend jemand ſeyn konnte; weil die Sache durch<lb/> ſeine eingebildete Weisheit ſchlimmer geworden<lb/> war, als vorhin; und es mir dadurch ohnmoͤg-<lb/> lich gemacht hatte, Zeit zu gewinnen, damit ich<lb/> mich Jhres Raths und Beyſtandes bedienen<lb/> koͤnnte, um in der Stille nach <hi rendition="#fr">London</hi> zu kom-<lb/> men. Er hat es ſo weit gebracht, daß mir nur<lb/> die Wahl zwiſchen dieſem doppelten Uebel uͤbrig<lb/> bleibt, entweder zu ſeinen Anverwanten zu fluͤch-<lb/> ten, oder Zeitlebens durch <hi rendition="#fr">Solmes</hi> ungluͤcklich<lb/> zu werden. Jch blieb indeſſen noch bey meinem<lb/> Entſchluß, dieſe beyden Uebel zu vermeiden, wenn<lb/> es moͤglich waͤre.</p><lb/> <p>Zuerſt ſuchte ich die <hi rendition="#fr">Eliſabeth</hi> auszulocken,<lb/> ob ſie nicht glaubte, daß die Meinigen ſich durch<lb/> mein anhaltendes Bitten wuͤrden bewegen laſſen,<lb/> es nicht bis aufs aͤuſerſte zu treiben, und nicht<lb/> alles zu erfuͤllen, was ſie droheten? Denn Frau<lb/><hi rendition="#fr">Hervey</hi> ſchickte die <hi rendition="#fr">Eliſabeth</hi> zu mir herauf,<lb/> weil ſie mich, wie mir dieſe ſagte, nicht gern al-<lb/> lein laſſen wollte: und ich merckte, daß ſie um<lb/> das gantze Geheimniß wußte.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Eliſabeth</hi> ſtimmete in ihren Reden voͤllig<lb/> mit meiner Baſe uͤberein: und ſie ſetzte noch<lb/> hinzu, ſie und alle im Hauſe freueten ſich, daß<lb/> ihnen der Boͤſewicht ſelbſt einen ſo guten Vor-<lb/> wand gegeben haͤtte, mich auf nun und immer<lb/> von ihm zu retten. Sie redete davon, daß ſchon<lb/> Kutſche und Pferde und Montirung beſtellet<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">waͤren:</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [423/0429]
der Clariſſa.
voͤlligen Betruͤbniß und Unwillen. Jch war ſo
misvergnuͤgt mit Herr Lovelace/ als ich mit
irgend jemand ſeyn konnte; weil die Sache durch
ſeine eingebildete Weisheit ſchlimmer geworden
war, als vorhin; und es mir dadurch ohnmoͤg-
lich gemacht hatte, Zeit zu gewinnen, damit ich
mich Jhres Raths und Beyſtandes bedienen
koͤnnte, um in der Stille nach London zu kom-
men. Er hat es ſo weit gebracht, daß mir nur
die Wahl zwiſchen dieſem doppelten Uebel uͤbrig
bleibt, entweder zu ſeinen Anverwanten zu fluͤch-
ten, oder Zeitlebens durch Solmes ungluͤcklich
zu werden. Jch blieb indeſſen noch bey meinem
Entſchluß, dieſe beyden Uebel zu vermeiden, wenn
es moͤglich waͤre.
Zuerſt ſuchte ich die Eliſabeth auszulocken,
ob ſie nicht glaubte, daß die Meinigen ſich durch
mein anhaltendes Bitten wuͤrden bewegen laſſen,
es nicht bis aufs aͤuſerſte zu treiben, und nicht
alles zu erfuͤllen, was ſie droheten? Denn Frau
Hervey ſchickte die Eliſabeth zu mir herauf,
weil ſie mich, wie mir dieſe ſagte, nicht gern al-
lein laſſen wollte: und ich merckte, daß ſie um
das gantze Geheimniß wußte.
Eliſabeth ſtimmete in ihren Reden voͤllig
mit meiner Baſe uͤberein: und ſie ſetzte noch
hinzu, ſie und alle im Hauſe freueten ſich, daß
ihnen der Boͤſewicht ſelbſt einen ſo guten Vor-
wand gegeben haͤtte, mich auf nun und immer
von ihm zu retten. Sie redete davon, daß ſchon
Kutſche und Pferde und Montirung beſtellet
waͤren:
D d 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |