Jch konnte nicht einschlaffen; Jch habe nur eine halbe Stunde geschlummert.
Jn meiner vorigen Erzählung fortzufahren, so redete mich meine Base Hervey mit den Wor- ten an; mein liebes Kind, was machen sie ih- ren lieben Eltern und allen im Hause für Un- ruhe: Jch wundere mich über sie.
Das thut mir leid!
Das thut ihnen leid, Kind? Warum sind sie denn so unbeweglich? kommen sie, setzen sie sich nieder; ich will mich bey sie setzen. (Sie nahm meine Hand!
Mein Onckle nöthigte Herrn Solmes, sich mir auf die andere Seite zu setzen. Er selbst nahm den Platz gegen mir über ein, und rückte gantz nahe auf mich zu. War ich nicht hart genug belagert?
Meine Base sagte: ihr Bruder ist zu hitzig, mein Kind. Sein Eifer für ihr Bestes macht, daß er bisweilen aus den Schrancken schreite[n].
Das ist wahr, sagte mein Onckle; allein nichts weiter hievon. Wir wollten uns freuen, wenn gelindere Mittel etwas bey ihnen ausrichten könn- ten: wiewohl auch diese schon vorhin versucht sind.
Jch fragte meine Base: ob der Herr noth- wendig mit zugegen seyn müste?
Sie sagte: es hat seine Ursache, daß er mit zugegen ist, wie sie bald hören werden. Zu- förderst aber muß ich ihnen sagen, daß ihre Mut-
ter
Die Geſchichte
Mittewochens Morgens um 3 Uhr.
Jch konnte nicht einſchlaffen; Jch habe nur eine halbe Stunde geſchlummert.
Jn meiner vorigen Erzaͤhlung fortzufahren, ſo redete mich meine Baſe Hervey mit den Wor- ten an; mein liebes Kind, was machen ſie ih- ren lieben Eltern und allen im Hauſe fuͤr Un- ruhe: Jch wundere mich uͤber ſie.
Das thut mir leid!
Das thut ihnen leid, Kind? Warum ſind ſie denn ſo unbeweglich? kommen ſie, ſetzen ſie ſich nieder; ich will mich bey ſie ſetzen. (Sie nahm meine Hand!
Mein Onckle noͤthigte Herrn Solmes, ſich mir auf die andere Seite zu ſetzen. Er ſelbſt nahm den Platz gegen mir uͤber ein, und ruͤckte gantz nahe auf mich zu. War ich nicht hart genug belagert?
Meine Baſe ſagte: ihr Bruder iſt zu hitzig, mein Kind. Sein Eifer fuͤr ihr Beſtes macht, daß er bisweilen aus den Schrancken ſchreite[n].
Das iſt wahr, ſagte mein Onckle; allein nichts weiter hievon. Wir wollten uns freuen, wenn gelindere Mittel etwas bey ihnen ausrichten koͤnn- ten: wiewohl auch dieſe ſchon vorhin verſucht ſind.
Jch fragte meine Baſe: ob der Herr noth- wendig mit zugegen ſeyn muͤſte?
Sie ſagte: es hat ſeine Urſache, daß er mit zugegen iſt, wie ſie bald hoͤren werden. Zu- foͤrderſt aber muß ich ihnen ſagen, daß ihre Mut-
ter
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Die Geſchichte
Mittewochens Morgens um 3 Uhr.
Jch konnte nicht einſchlaffen; Jch habe nur
eine halbe Stunde geſchlummert.
Jn meiner vorigen Erzaͤhlung fortzufahren, ſo
redete mich meine Baſe Hervey mit den Wor-
ten an; mein liebes Kind, was machen ſie ih-
ren lieben Eltern und allen im Hauſe fuͤr Un-
ruhe: Jch wundere mich uͤber ſie.
Das thut mir leid!
Das thut ihnen leid, Kind? Warum ſind ſie
denn ſo unbeweglich? kommen ſie, ſetzen ſie ſich
nieder; ich will mich bey ſie ſetzen. (Sie nahm
meine Hand!
Mein Onckle noͤthigte Herrn Solmes, ſich
mir auf die andere Seite zu ſetzen. Er ſelbſt
nahm den Platz gegen mir uͤber ein, und ruͤckte
gantz nahe auf mich zu. War ich nicht hart
genug belagert?
Meine Baſe ſagte: ihr Bruder iſt zu hitzig,
mein Kind. Sein Eifer fuͤr ihr Beſtes macht,
daß er bisweilen aus den Schrancken ſchreiten.
Das iſt wahr, ſagte mein Onckle; allein nichts
weiter hievon. Wir wollten uns freuen, wenn
gelindere Mittel etwas bey ihnen ausrichten koͤnn-
ten: wiewohl auch dieſe ſchon vorhin verſucht
ſind.
Jch fragte meine Baſe: ob der Herr noth-
wendig mit zugegen ſeyn muͤſte?
Sie ſagte: es hat ſeine Urſache, daß er mit
zugegen iſt, wie ſie bald hoͤren werden. Zu-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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