[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.der Clarissa. denn sie hatten alles mit angehört, was zwischenihnen und ihrem Onckle und Bruder vorgefallen war. Sie sagten alle, es wäre ohnmöglich sie dahin zu bewegen, daß sie Herrn Solmes näh- men. Mein Onckle Harlowe schien eben so zu dencken, zum wenigsten sagte meine Mutter, daß er nicht widersprochen habe. Allein ihr Va- ter war nicht zu bewegen, und ward noch dazu auf ihre und meine Mutter böse. Darauf trat ihr Bruder und ihr Onckle Anton darzu, und die gantze Sache gewann ein anderes Ansehen. Kurtz sie erzählt, es wäre Herrn Solmes sehr viel versprochen. Er soll sagen: sie wären das artigste Frauenzimmer in England; und wenn er auch nach der Trennung ihr Hertz nicht ge- winnen könnte, so wollte er doch mit der Ehre zufrieden seyn, sie ein Jahr lang die Seinige nennen zu dürffen. Jch dencke, er will sie im zweyten Jahr zu tode quälen: denn, glauben sie mir, er hat ein sehr hartes Hertz. Die Meinigen (antwortete ich) mögen mich Das weiß ich nicht, Fräulein. So wie ich Jch X 4
der Clariſſa. denn ſie hatten alles mit angehoͤrt, was zwiſchenihnen und ihrem Onckle und Bruder vorgefallen war. Sie ſagten alle, es waͤre ohnmoͤglich ſie dahin zu bewegen, daß ſie Herrn Solmes naͤh- men. Mein Onckle Harlowe ſchien eben ſo zu dencken, zum wenigſten ſagte meine Mutter, daß er nicht widerſprochen habe. Allein ihr Va- ter war nicht zu bewegen, und ward noch dazu auf ihre und meine Mutter boͤſe. Darauf trat ihr Bruder und ihr Onckle Anton darzu, und die gantze Sache gewann ein anderes Anſehen. Kurtz ſie erzaͤhlt, es waͤre Herrn Solmes ſehr viel verſprochen. Er ſoll ſagen: ſie waͤren das artigſte Frauenzimmer in England; und wenn er auch nach der Trennung ihr Hertz nicht ge- winnen koͤnnte, ſo wollte er doch mit der Ehre zufrieden ſeyn, ſie ein Jahr lang die Seinige nennen zu duͤrffen. Jch dencke, er will ſie im zweyten Jahr zu tode quaͤlen: denn, glauben ſie mir, er hat ein ſehr hartes Hertz. Die Meinigen (antwortete ich) moͤgen mich Das weiß ich nicht, Fraͤulein. So wie ich Jch X 4
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der Clariſſa.
denn ſie hatten alles mit angehoͤrt, was zwiſchen
ihnen und ihrem Onckle und Bruder vorgefallen
war. Sie ſagten alle, es waͤre ohnmoͤglich ſie
dahin zu bewegen, daß ſie Herrn Solmes naͤh-
men. Mein Onckle Harlowe ſchien eben ſo
zu dencken, zum wenigſten ſagte meine Mutter,
daß er nicht widerſprochen habe. Allein ihr Va-
ter war nicht zu bewegen, und ward noch dazu
auf ihre und meine Mutter boͤſe. Darauf trat
ihr Bruder und ihr Onckle Anton darzu, und
die gantze Sache gewann ein anderes Anſehen.
Kurtz ſie erzaͤhlt, es waͤre Herrn Solmes ſehr
viel verſprochen. Er ſoll ſagen: ſie waͤren das
artigſte Frauenzimmer in England; und wenn
er auch nach der Trennung ihr Hertz nicht ge-
winnen koͤnnte, ſo wollte er doch mit der Ehre
zufrieden ſeyn, ſie ein Jahr lang die Seinige
nennen zu duͤrffen. Jch dencke, er will ſie im
zweyten Jahr zu tode quaͤlen: denn, glauben ſie
mir, er hat ein ſehr hartes Hertz.
Die Meinigen (antwortete ich) moͤgen mich
wol zu todte quaͤlen, Fraͤulein Dorthgen: allein
Herr Solmes ſoll nie in den Stand kommen,
es thun zu koͤnnen.
Das weiß ich nicht, Fraͤulein. So wie ich
die Sache anſehe, muͤßte es ein groſes Gluͤck ſeyn,
wenn ſie dieſes verhuͤten koͤnnten. Denn meine
Mutter ſagt, alle ihre Anverwanten, ſie allein
ausgenommen, waͤren jetzt eines Sinnes; und
ſie muͤßte ſtille ſchwei_ weil ihr Vater und
Bruder gar zu hitzig und ungeſtuͤm waͤren.
Jch
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