chen/ sagte sie, mit ihnen ist kein Auskom- men. Wenn sie so gehorsam als witzig wären/ so würde es ein Glück für sie und für andere seyn. Jch will von ihnen ge- hen - - -
"Allein doch nicht in Unwillen? Das will ich "nicht hoffen! Jch wollte nur so viel zu verste- "hen geben: unsere Unterredung mag ausfal- "len, wie sie will, so hat sich niemand zu bekla- "gen, daß er sich in seiner Hoffnung betrogen "sehe."
Ach Fräulein/ sie sind jung aber sehr unbeweglich. Herr Solmes wird sich um die gesetzte Zeit einfinden. Bedencken sie, daß die Ruhe unserer Familie und ihre eigene Glückseligkeit auf diesen Nachmit- tag ankommt.
Mit diesen Worten gieng sie geschwind hin- unter. Jch schliesse hier meinen Brief. Jch kan nicht einmahl rathen, vielweniger mit Ge- wißheit zum voraus bestimmen, wenn oder auf was für Art ich meinen Briefwechsel werde fort- setzen können. Jch bin sehr unruhig! Haben Sie keine gute Nachricht, die Sie mir von Jhrer Frau Mutter Antwort geben können? Aus Furcht vor etwas noch schlimmern will ich die- sen Brief gleich hinlegen.
A dieu, meine beste, meine eintzige Freundin.
Der
der Clariſſa.
chen/ ſagte ſie, mit ihnen iſt kein Auskom- men. Wenn ſie ſo gehorſam als witzig waͤren/ ſo wuͤrde es ein Gluͤck fuͤr ſie und fuͤr andere ſeyn. Jch will von ihnen ge- hen ‒ ‒ ‒
„Allein doch nicht in Unwillen? Das will ich „nicht hoffen! Jch wollte nur ſo viel zu verſte- „hen geben: unſere Unterredung mag ausfal- „len, wie ſie will, ſo hat ſich niemand zu bekla- „gen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung betrogen „ſehe.„
Ach Fraͤulein/ ſie ſind jung aber ſehr unbeweglich. Herr Solmes wird ſich um die geſetzte Zeit einfinden. Bedencken ſie, daß die Ruhe unſerer Familie und ihre eigene Gluͤckſeligkeit auf dieſen Nachmit- tag ankommt.
Mit dieſen Worten gieng ſie geſchwind hin- unter. Jch ſchlieſſe hier meinen Brief. Jch kan nicht einmahl rathen, vielweniger mit Ge- wißheit zum voraus beſtimmen, wenn oder auf was fuͤr Art ich meinen Briefwechſel werde fort- ſetzen koͤnnen. Jch bin ſehr unruhig! Haben Sie keine gute Nachricht, die Sie mir von Jhrer Frau Mutter Antwort geben koͤnnen? Aus Furcht vor etwas noch ſchlimmern will ich die- ſen Brief gleich hinlegen.
A dieu, meine beſte, meine eintzige Freundin.
Der
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der Clariſſa.
chen/ ſagte ſie, mit ihnen iſt kein Auskom-
men. Wenn ſie ſo gehorſam als witzig
waͤren/ ſo wuͤrde es ein Gluͤck fuͤr ſie und
fuͤr andere ſeyn. Jch will von ihnen ge-
hen ‒ ‒ ‒
„Allein doch nicht in Unwillen? Das will ich
„nicht hoffen! Jch wollte nur ſo viel zu verſte-
„hen geben: unſere Unterredung mag ausfal-
„len, wie ſie will, ſo hat ſich niemand zu bekla-
„gen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung betrogen
„ſehe.„
Ach Fraͤulein/ ſie ſind jung aber ſehr
unbeweglich. Herr Solmes wird ſich um
die geſetzte Zeit einfinden. Bedencken ſie,
daß die Ruhe unſerer Familie und ihre
eigene Gluͤckſeligkeit auf dieſen Nachmit-
tag ankommt.
Mit dieſen Worten gieng ſie geſchwind hin-
unter. Jch ſchlieſſe hier meinen Brief. Jch
kan nicht einmahl rathen, vielweniger mit Ge-
wißheit zum voraus beſtimmen, wenn oder auf
was fuͤr Art ich meinen Briefwechſel werde fort-
ſetzen koͤnnen. Jch bin ſehr unruhig! Haben
Sie keine gute Nachricht, die Sie mir von Jhrer
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A dieu, meine beſte, meine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/309>, abgerufen am 17.05.2024.
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