"nige Leute zu Pferde bereit seyn, und eine von "seinen Basen Montague mit in dem Wagen "oder in dem benachbarten Dorf seyn solle, um "mich zu seines Onckels des Lord M. Hause, "oder zu einer seiner andern Basen, oder bis "nach London zu begleiten. Es solle, schreibt "er, alles dieses in meinem Belieben stehen, und "ich soll ihm alle Bedingungen vorschreiben, und "ihn einschräncken können, so viel ich will."
"Er drohet, unterwegens aufzulauren und mich "aus den Händen der Meinigen mit Hülffe ei- "niger bewaffneten Freunde und Bedienten zu "befreyen, (wie er es nennet) wenn sie mich wi- "der meinen Willen nach meines Onckels Woh- "nung führen wollen; ich mag nun in seinen "Vorschlag willigen oder nicht. Denn, setzt er "hinzu, er habe alle Hoffnung verlohren, wenn "ich einmahl in jenem Hause wäre."
Wer kan solche Umstände überlegen, ohne den tiefsten Kummer zu empfinden?
O des schädlichen Geschlechts! Was habe ich damit zu thun gehabt? oder was gehe ich diese Leute an? Wenn ich mich durch mein eigenes Lauffen oder durch Unvorsichtigkeit in solche Um- stände gebracht hätte, so wollte ich sagen, es sey mein verdienter Lohn. Jch wünschte von Her- tzen - - - doch was für thörichte Wünsche ent- fahren uns, wenn wir unser Unglück fühlen, und uns nicht zu helfen wissen!
Jch setze meine eintzige Hoffnung auf die Gü- tigkeit Jhrer Frau Mutter. Wenn ich mich
nur
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der Clariſſa.
„nige Leute zu Pferde bereit ſeyn, und eine von „ſeinen Baſen Montague mit in dem Wagen „oder in dem benachbarten Dorf ſeyn ſolle, um „mich zu ſeines Onckels des Lord M. Hauſe, „oder zu einer ſeiner andern Baſen, oder bis „nach London zu begleiten. Es ſolle, ſchreibt „er, alles dieſes in meinem Belieben ſtehen, und „ich ſoll ihm alle Bedingungen vorſchreiben, und „ihn einſchraͤncken koͤnnen, ſo viel ich will.„
„Er drohet, unterwegens aufzulauren und mich „aus den Haͤnden der Meinigen mit Huͤlffe ei- „niger bewaffneten Freunde und Bedienten zu „befreyen, (wie er es nennet) wenn ſie mich wi- „der meinen Willen nach meines Onckels Woh- „nung fuͤhren wollen; ich mag nun in ſeinen „Vorſchlag willigen oder nicht. Denn, ſetzt er „hinzu, er habe alle Hoffnung verlohren, wenn „ich einmahl in jenem Hauſe waͤre.„
Wer kan ſolche Umſtaͤnde uͤberlegen, ohne den tiefſten Kummer zu empfinden?
O des ſchaͤdlichen Geſchlechts! Was habe ich damit zu thun gehabt? oder was gehe ich dieſe Leute an? Wenn ich mich durch mein eigenes Lauffen oder durch Unvorſichtigkeit in ſolche Um- ſtaͤnde gebracht haͤtte, ſo wollte ich ſagen, es ſey mein verdienter Lohn. Jch wuͤnſchte von Her- tzen ‒ ‒ ‒ doch was fuͤr thoͤrichte Wuͤnſche ent- fahren uns, wenn wir unſer Ungluͤck fuͤhlen, und uns nicht zu helfen wiſſen!
Jch ſetze meine eintzige Hoffnung auf die Guͤ- tigkeit Jhrer Frau Mutter. Wenn ich mich
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der Clariſſa.
„nige Leute zu Pferde bereit ſeyn, und eine von
„ſeinen Baſen Montague mit in dem Wagen
„oder in dem benachbarten Dorf ſeyn ſolle, um
„mich zu ſeines Onckels des Lord M. Hauſe,
„oder zu einer ſeiner andern Baſen, oder bis
„nach London zu begleiten. Es ſolle, ſchreibt
„er, alles dieſes in meinem Belieben ſtehen, und
„ich ſoll ihm alle Bedingungen vorſchreiben, und
„ihn einſchraͤncken koͤnnen, ſo viel ich will.„
„Er drohet, unterwegens aufzulauren und mich
„aus den Haͤnden der Meinigen mit Huͤlffe ei-
„niger bewaffneten Freunde und Bedienten zu
„befreyen, (wie er es nennet) wenn ſie mich wi-
„der meinen Willen nach meines Onckels Woh-
„nung fuͤhren wollen; ich mag nun in ſeinen
„Vorſchlag willigen oder nicht. Denn, ſetzt er
„hinzu, er habe alle Hoffnung verlohren, wenn
„ich einmahl in jenem Hauſe waͤre.„
Wer kan ſolche Umſtaͤnde uͤberlegen, ohne den
tiefſten Kummer zu empfinden?
O des ſchaͤdlichen Geſchlechts! Was habe ich
damit zu thun gehabt? oder was gehe ich dieſe
Leute an? Wenn ich mich durch mein eigenes
Lauffen oder durch Unvorſichtigkeit in ſolche Um-
ſtaͤnde gebracht haͤtte, ſo wollte ich ſagen, es ſey
mein verdienter Lohn. Jch wuͤnſchte von Her-
tzen ‒ ‒ ‒ doch was fuͤr thoͤrichte Wuͤnſche ent-
fahren uns, wenn wir unſer Ungluͤck fuͤhlen, und
uns nicht zu helfen wiſſen!
Jch ſetze meine eintzige Hoffnung auf die Guͤ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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