vollständigere Nachricht zu geben, die Herr Hick- man wegen der Lebens-Art und Bekanntschaft Herrn Lowelaces zu Londen eingezogen, als er selbst neulich dort gewesen.
Jn dem Wirths-Hause zum Cacao-Baum in Pall-Mall gerieth er mit zwey seiner besten Gesel- len, Belton und Mowbray ins Gespräch. Bey- de waren sehr frey von Munde, und gottlose Höl- len-Kinder: er inzwischen wie es scheint, gieng sehr ehrerbietig mit ihnen um, und nannte sie, nachdem er sich ihrenthalben weiter erkundiget, Leute von Mitteln und Stande.
Sie brachten die Unterredung von selbst auf Herr Lowelace: und da ein anderer Herr in der Stube sich erkundigte, wenn sie ihn in der Stadt erwarteten, antworteten sie: Noch denselben Tag! Als sie in ihrer Lobes-Erhebung fortfuhren, sagte Hickman: Er habe selbst gehört, Lowela- ce solle ein sehr artiger Herr seyn. Er wollte noch fortreden, so unterbrach ihn der eine: mein Herr, der artigste Cavallier in der Welt, das ist genug.
Er lenckte die Unterredung, daß sie etwas be- sonders von seinen so gerühmten Vorzügen sagen möchten, welches Sie zu thun sehr willig wa- ren. Aber es war nicht ein Wort zum Lobe seiner Tugend. Auch dies mercken Sie sich, nach Jhres Vetters Art zu reden.
Herr Hickman sagte: er habe gehört Lowe- lace sey sehr glücklich die Achtung des schönen Ge- schlechts zu gewinnen, und setzte mit lächeln
hinzu
B 4
der Clariſſa.
vollſtaͤndigere Nachricht zu geben, die Herr Hick- man wegen der Lebens-Art und Bekanntſchaft Herrn Lowelaces zu Londen eingezogen, als er ſelbſt neulich dort geweſen.
Jn dem Wirths-Hauſe zum Cacao-Baum in Pall-Mall gerieth er mit zwey ſeiner beſten Geſel- len, Belton und Mowbray ins Geſpraͤch. Bey- de waren ſehr frey von Munde, und gottloſe Hoͤl- len-Kinder: er inzwiſchen wie es ſcheint, gieng ſehr ehrerbietig mit ihnen um, und nannte ſie, nachdem er ſich ihrenthalben weiter erkundiget, Leute von Mitteln und Stande.
Sie brachten die Unterredung von ſelbſt auf Herr Lowelace: und da ein anderer Herr in der Stube ſich erkundigte, wenn ſie ihn in der Stadt erwarteten, antworteten ſie: Noch denſelben Tag! Als ſie in ihrer Lobes-Erhebung fortfuhren, ſagte Hickman: Er habe ſelbſt gehoͤrt, Lowela- ce ſolle ein ſehr artiger Herr ſeyn. Er wollte noch fortreden, ſo unterbrach ihn der eine: mein Herr, der artigſte Cavallier in der Welt, das iſt genug.
Er lenckte die Unterredung, daß ſie etwas be- ſonders von ſeinen ſo geruͤhmten Vorzuͤgen ſagen moͤchten, welches Sie zu thun ſehr willig wa- ren. Aber es war nicht ein Wort zum Lobe ſeiner Tugend. Auch dies mercken Sie ſich, nach Jhres Vetters Art zu reden.
Herr Hickman ſagte: er habe gehoͤrt Lowe- lace ſey ſehr gluͤcklich die Achtung des ſchoͤnen Ge- ſchlechts zu gewinnen, und ſetzte mit laͤcheln
hinzu
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0029"n="23"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">der Clariſſa</hi>.</hi></fw><lb/>
vollſtaͤndigere Nachricht zu geben, die Herr <hirendition="#fr">Hick-<lb/>
man</hi> wegen der Lebens-Art und Bekanntſchaft<lb/>
Herrn <hirendition="#fr">Lowelaces</hi> zu Londen eingezogen, als er<lb/>ſelbſt neulich dort geweſen.</p><lb/><p>Jn dem Wirths-Hauſe zum Cacao-Baum in<lb/>
Pall-Mall gerieth er mit zwey ſeiner beſten Geſel-<lb/>
len, <hirendition="#fr">Belton</hi> und <hirendition="#fr">Mowbray</hi> ins Geſpraͤch. Bey-<lb/>
de waren ſehr frey von Munde, und gottloſe Hoͤl-<lb/>
len-Kinder: er inzwiſchen wie es ſcheint, gieng<lb/>ſehr ehrerbietig mit ihnen um, und nannte ſie,<lb/>
nachdem er ſich ihrenthalben weiter erkundiget,<lb/><hirendition="#fr">Leute von Mitteln und Stande.</hi></p><lb/><p>Sie brachten die Unterredung von ſelbſt auf<lb/>
Herr <hirendition="#fr">Lowelace:</hi> und da ein anderer Herr in der<lb/>
Stube ſich erkundigte, wenn ſie ihn in der Stadt<lb/>
erwarteten, antworteten ſie: <hirendition="#fr">Noch denſelben<lb/>
Tag!</hi> Als ſie in ihrer Lobes-Erhebung fortfuhren,<lb/>ſagte <hirendition="#fr">Hickman:</hi> Er habe ſelbſt gehoͤrt, <hirendition="#fr">Lowela-<lb/>
ce</hi>ſolle ein ſehr artiger Herr ſeyn. Er wollte noch<lb/>
fortreden, ſo unterbrach ihn der eine: <hirendition="#fr">mein Herr,<lb/>
der artigſte Cavallier in der Welt, das iſt<lb/>
genug.</hi></p><lb/><p>Er lenckte die Unterredung, daß ſie etwas be-<lb/>ſonders von ſeinen ſo geruͤhmten Vorzuͤgen ſagen<lb/>
moͤchten, welches Sie zu thun ſehr willig wa-<lb/>
ren. Aber es war nicht ein Wort zum Lobe<lb/>ſeiner Tugend. <hirendition="#fr">Auch dies mercken Sie ſich,</hi><lb/>
nach Jhres Vetters Art zu reden.</p><lb/><p>Herr <hirendition="#fr">Hickman</hi>ſagte: er habe gehoͤrt <hirendition="#fr">Lowe-<lb/>
lace</hi>ſey ſehr gluͤcklich die Achtung des ſchoͤnen Ge-<lb/>ſchlechts zu gewinnen, und ſetzte mit laͤcheln<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">hinzu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[23/0029]
der Clariſſa.
vollſtaͤndigere Nachricht zu geben, die Herr Hick-
man wegen der Lebens-Art und Bekanntſchaft
Herrn Lowelaces zu Londen eingezogen, als er
ſelbſt neulich dort geweſen.
Jn dem Wirths-Hauſe zum Cacao-Baum in
Pall-Mall gerieth er mit zwey ſeiner beſten Geſel-
len, Belton und Mowbray ins Geſpraͤch. Bey-
de waren ſehr frey von Munde, und gottloſe Hoͤl-
len-Kinder: er inzwiſchen wie es ſcheint, gieng
ſehr ehrerbietig mit ihnen um, und nannte ſie,
nachdem er ſich ihrenthalben weiter erkundiget,
Leute von Mitteln und Stande.
Sie brachten die Unterredung von ſelbſt auf
Herr Lowelace: und da ein anderer Herr in der
Stube ſich erkundigte, wenn ſie ihn in der Stadt
erwarteten, antworteten ſie: Noch denſelben
Tag! Als ſie in ihrer Lobes-Erhebung fortfuhren,
ſagte Hickman: Er habe ſelbſt gehoͤrt, Lowela-
ce ſolle ein ſehr artiger Herr ſeyn. Er wollte noch
fortreden, ſo unterbrach ihn der eine: mein Herr,
der artigſte Cavallier in der Welt, das iſt
genug.
Er lenckte die Unterredung, daß ſie etwas be-
ſonders von ſeinen ſo geruͤhmten Vorzuͤgen ſagen
moͤchten, welches Sie zu thun ſehr willig wa-
ren. Aber es war nicht ein Wort zum Lobe
ſeiner Tugend. Auch dies mercken Sie ſich,
nach Jhres Vetters Art zu reden.
Herr Hickman ſagte: er habe gehoͤrt Lowe-
lace ſey ſehr gluͤcklich die Achtung des ſchoͤnen Ge-
ſchlechts zu gewinnen, und ſetzte mit laͤcheln
hinzu
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/29>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.