Gange, in dem ich mich befand, mit geschlosse- nen Händen als ein paar verliebte Leute entge- gen.
Eur Diener! - - Eure Dienerin! wa- ren die Worte, die zwischen mir und meinem Bruder vorfielen.
Meine Schwester stand stille, und sagte mit einer ungewöhnlichen Freundlichkeit: seyd ihr nicht ein wenig kaltsinniger/ als sonst/ Clärchen? Jch stand auch stille, neigete mich, und sagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe Schwester.
Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh- ne daß sie es erwiderte, und ging nach meinem Hüner-Hofe.
Es währete nicht lange, so fand ich beyde wie- der vor mir. Sie hatten sich einander umar- met, und waren einen kürtzern Weg gegangen.
Mein Bruder sagte: Clärchen/ ihr müßt mir etwas von eurem Feder-Vieh schen- cken/ daß ich es nach Schottland schi- cken kan.
Wie ihr befehlt: sagte ich.
Meine Schwester sagte: ich will für Euch aussuchen. Als ich das Feder-Vieh fütterte, suchten sie ein halbes Dutzend aus. Es schien a- ber, daß ihre eintzige Absicht dabey war, mir zu zeigen, wie lieb sie einander hätten.
So bald nach der gemeinen Redens-Art der Gottesdienst zu Ende war, erzeigten mir meine beyden Onckles die Ehre, sich bey mir durch Eli-
sa-
Die Geſchichte
Gange, in dem ich mich befand, mit geſchloſſe- nen Haͤnden als ein paar verliebte Leute entge- gen.
Eur Diener! ‒ ‒ Eure Dienerin! wa- ren die Worte, die zwiſchen mir und meinem Bruder vorfielen.
Meine Schweſter ſtand ſtille, und ſagte mit einer ungewoͤhnlichen Freundlichkeit: ſeyd ihr nicht ein wenig kaltſinniger/ als ſonſt/ Claͤrchen? Jch ſtand auch ſtille, neigete mich, und ſagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe Schweſter.
Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh- ne daß ſie es erwiderte, und ging nach meinem Huͤner-Hofe.
Es waͤhrete nicht lange, ſo fand ich beyde wie- der vor mir. Sie hatten ſich einander umar- met, und waren einen kuͤrtzern Weg gegangen.
Mein Bruder ſagte: Claͤrchen/ ihr muͤßt mir etwas von eurem Feder-Vieh ſchen- cken/ daß ich es nach Schottland ſchi- cken kan.
Wie ihr befehlt: ſagte ich.
Meine Schweſter ſagte: ich will fuͤr Euch ausſuchen. Als ich das Feder-Vieh fuͤtterte, ſuchten ſie ein halbes Dutzend aus. Es ſchien a- ber, daß ihre eintzige Abſicht dabey war, mir zu zeigen, wie lieb ſie einander haͤtten.
So bald nach der gemeinen Redens-Art der Gottesdienſt zu Ende war, erzeigten mir meine beyden Onckles die Ehre, ſich bey mir durch Eli-
ſa-
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Die Geſchichte
Gange, in dem ich mich befand, mit geſchloſſe-
nen Haͤnden als ein paar verliebte Leute entge-
gen.
Eur Diener! ‒ ‒ Eure Dienerin! wa-
ren die Worte, die zwiſchen mir und meinem
Bruder vorfielen.
Meine Schweſter ſtand ſtille, und ſagte mit
einer ungewoͤhnlichen Freundlichkeit: ſeyd ihr
nicht ein wenig kaltſinniger/ als ſonſt/
Claͤrchen? Jch ſtand auch ſtille, neigete mich,
und ſagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe
Schweſter.
Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh-
ne daß ſie es erwiderte, und ging nach meinem
Huͤner-Hofe.
Es waͤhrete nicht lange, ſo fand ich beyde wie-
der vor mir. Sie hatten ſich einander umar-
met, und waren einen kuͤrtzern Weg gegangen.
Mein Bruder ſagte: Claͤrchen/ ihr muͤßt
mir etwas von eurem Feder-Vieh ſchen-
cken/ daß ich es nach Schottland ſchi-
cken kan.
Wie ihr befehlt: ſagte ich.
Meine Schweſter ſagte: ich will fuͤr Euch
ausſuchen. Als ich das Feder-Vieh fuͤtterte,
ſuchten ſie ein halbes Dutzend aus. Es ſchien a-
ber, daß ihre eintzige Abſicht dabey war, mir zu
zeigen, wie lieb ſie einander haͤtten.
So bald nach der gemeinen Redens-Art der
Gottesdienſt zu Ende war, erzeigten mir meine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/284>, abgerufen am 25.11.2024.
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