Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
Frage, die er mir in seinem Antworts-Schrei-
ben vorgelegt hat. Dieses lautet also:

"Jhre Abreise nach Jhres Onckels Gut auf
"den Donnerstag war zwar schon völlig vest
"gestellt. Dem ohngeachtet war ihre Frau
"Mutter, welcher Herr Solmes hierin beytrat,
"so geneigt, Jhnen eine Liebe zu erzeigen, daß
"Jhre Bitte unter einer Bedingung bewilliget
"ist: und es wird auf Sie selbst ankommen, ob
"der Aufschub vierzehn Tage oder eine kürtzere
"Zeit währen solle. Wenn Sie die eine Be-
"dingung nicht eingehen wollen, so erklärt sich
"Jhre Frau Mutter dahin, daß sie niemahls
"wieder für Sie bitten will. Sie verdienen
"auch nicht einmahl diese Gefälligkeit, die Sie
"nur dazu anwenden wollen, daß wir gelinder
"werden mögen, nicht aber daß Sie sich über-
"winden lernen.

"Die Bedingung ist, daß Sie einen Besuch
"von Herrn Solmes annehmen, der eine
"Stunde dauren soll; und dabey Jhr Bruder,
"oder Jhre Schwester, oder Jhr Onckle An-
"ton/
mit zugegen seyn wird. Sie haben die
"Wahl unter diesen dreyen.

"Wenn Sie diese Bedingung nicht anneh-
"men; so reisen Sie auf den Dienstag nach dem
"Hause, dagegen Sie seit einiger Zeit eine so be-
"fremdende Widrigkeit gehabt haben, Sie mö-
"gen reisefertig seyn oder nicht. Antworten Sie
"mir gerade zu: brauchen Sie keine Ausflüchte.
"Herr Solmes wird Sie nicht verschlingen.

"Lassen

Die Geſchichte
Frage, die er mir in ſeinem Antworts-Schrei-
ben vorgelegt hat. Dieſes lautet alſo:

„Jhre Abreiſe nach Jhres Onckels Gut auf
„den Donnerſtag war zwar ſchon voͤllig veſt
„geſtellt. Dem ohngeachtet war ihre Frau
„Mutter, welcher Herr Solmes hierin beytrat,
„ſo geneigt, Jhnen eine Liebe zu erzeigen, daß
„Jhre Bitte unter einer Bedingung bewilliget
„iſt: und es wird auf Sie ſelbſt ankommen, ob
„der Aufſchub vierzehn Tage oder eine kuͤrtzere
„Zeit waͤhren ſolle. Wenn Sie die eine Be-
„dingung nicht eingehen wollen, ſo erklaͤrt ſich
„Jhre Frau Mutter dahin, daß ſie niemahls
„wieder fuͤr Sie bitten will. Sie verdienen
„auch nicht einmahl dieſe Gefaͤlligkeit, die Sie
„nur dazu anwenden wollen, daß wir gelinder
„werden moͤgen, nicht aber daß Sie ſich uͤber-
„winden lernen.

„Die Bedingung iſt, daß Sie einen Beſuch
„von Herrn Solmes annehmen, der eine
„Stunde dauren ſoll; und dabey Jhr Bruder,
„oder Jhre Schweſter, oder Jhr Onckle An-
„ton/
mit zugegen ſeyn wird. Sie haben die
„Wahl unter dieſen dreyen.

„Wenn Sie dieſe Bedingung nicht anneh-
„men; ſo reiſen Sie auf den Dienſtag nach dem
„Hauſe, dagegen Sie ſeit einiger Zeit eine ſo be-
„fremdende Widrigkeit gehabt haben, Sie moͤ-
„gen reiſefertig ſeyn oder nicht. Antworten Sie
„mir gerade zu: brauchen Sie keine Ausfluͤchte.
„Herr Solmes wird Sie nicht verſchlingen.

„Laſſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="190"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
Frage, die er mir in &#x017F;einem Antworts-Schrei-<lb/>
ben vorgelegt hat. Die&#x017F;es lautet al&#x017F;o:</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <p>&#x201E;Jhre Abrei&#x017F;e nach Jhres Onckels Gut auf<lb/>
&#x201E;den Donner&#x017F;tag war zwar &#x017F;chon vo&#x0364;llig ve&#x017F;t<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;tellt. Dem ohngeachtet war ihre Frau<lb/>
&#x201E;Mutter, welcher Herr <hi rendition="#fr">Solmes</hi> hierin beytrat,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o geneigt, Jhnen eine Liebe zu erzeigen, daß<lb/>
&#x201E;Jhre Bitte unter einer Bedingung bewilliget<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t: und es wird auf Sie &#x017F;elb&#x017F;t ankommen, ob<lb/>
&#x201E;der Auf&#x017F;chub vierzehn Tage oder eine ku&#x0364;rtzere<lb/>
&#x201E;Zeit wa&#x0364;hren &#x017F;olle. Wenn Sie die eine Be-<lb/>
&#x201E;dingung nicht eingehen wollen, &#x017F;o erkla&#x0364;rt &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;Jhre Frau Mutter dahin, daß &#x017F;ie niemahls<lb/>
&#x201E;wieder fu&#x0364;r Sie bitten will. Sie verdienen<lb/>
&#x201E;auch nicht einmahl die&#x017F;e Gefa&#x0364;lligkeit, die Sie<lb/>
&#x201E;nur dazu anwenden wollen, daß wir gelinder<lb/>
&#x201E;werden mo&#x0364;gen, nicht aber daß Sie &#x017F;ich u&#x0364;ber-<lb/>
&#x201E;winden lernen.</p><lb/>
              <p>&#x201E;Die Bedingung i&#x017F;t, daß Sie einen Be&#x017F;uch<lb/>
&#x201E;von Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi> annehmen, der eine<lb/>
&#x201E;Stunde dauren &#x017F;oll; und dabey Jhr Bruder,<lb/>
&#x201E;oder Jhre Schwe&#x017F;ter, oder Jhr Onckle <hi rendition="#fr">An-<lb/>
&#x201E;ton/</hi> mit zugegen &#x017F;eyn wird. Sie haben die<lb/>
&#x201E;Wahl unter die&#x017F;en dreyen.</p><lb/>
              <p>&#x201E;Wenn Sie die&#x017F;e Bedingung nicht anneh-<lb/>
&#x201E;men; &#x017F;o rei&#x017F;en Sie auf den Dien&#x017F;tag nach dem<lb/>
&#x201E;Hau&#x017F;e, dagegen Sie &#x017F;eit einiger Zeit eine &#x017F;o be-<lb/>
&#x201E;fremdende Widrigkeit gehabt haben, Sie mo&#x0364;-<lb/>
&#x201E;gen rei&#x017F;efertig &#x017F;eyn oder nicht. Antworten Sie<lb/>
&#x201E;mir gerade zu: brauchen Sie keine Ausflu&#x0364;chte.<lb/>
&#x201E;Herr <hi rendition="#fr">Solmes</hi> wird Sie nicht ver&#x017F;chlingen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;La&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0196] Die Geſchichte Frage, die er mir in ſeinem Antworts-Schrei- ben vorgelegt hat. Dieſes lautet alſo: „Jhre Abreiſe nach Jhres Onckels Gut auf „den Donnerſtag war zwar ſchon voͤllig veſt „geſtellt. Dem ohngeachtet war ihre Frau „Mutter, welcher Herr Solmes hierin beytrat, „ſo geneigt, Jhnen eine Liebe zu erzeigen, daß „Jhre Bitte unter einer Bedingung bewilliget „iſt: und es wird auf Sie ſelbſt ankommen, ob „der Aufſchub vierzehn Tage oder eine kuͤrtzere „Zeit waͤhren ſolle. Wenn Sie die eine Be- „dingung nicht eingehen wollen, ſo erklaͤrt ſich „Jhre Frau Mutter dahin, daß ſie niemahls „wieder fuͤr Sie bitten will. Sie verdienen „auch nicht einmahl dieſe Gefaͤlligkeit, die Sie „nur dazu anwenden wollen, daß wir gelinder „werden moͤgen, nicht aber daß Sie ſich uͤber- „winden lernen. „Die Bedingung iſt, daß Sie einen Beſuch „von Herrn Solmes annehmen, der eine „Stunde dauren ſoll; und dabey Jhr Bruder, „oder Jhre Schweſter, oder Jhr Onckle An- „ton/ mit zugegen ſeyn wird. Sie haben die „Wahl unter dieſen dreyen. „Wenn Sie dieſe Bedingung nicht anneh- „men; ſo reiſen Sie auf den Dienſtag nach dem „Hauſe, dagegen Sie ſeit einiger Zeit eine ſo be- „fremdende Widrigkeit gehabt haben, Sie moͤ- „gen reiſefertig ſeyn oder nicht. Antworten Sie „mir gerade zu: brauchen Sie keine Ausfluͤchte. „Herr Solmes wird Sie nicht verſchlingen. „Laſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/196
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/196>, abgerufen am 02.05.2024.