So laß dir es denn gefallen zu lesen. Dis ist mein Befehl: nicht um des schreibenden, nicht um des geschriebenen willen, sondern um dein Wort zu halten. Mit Königlich-grosmüthiger Gnade (denn bin ich nicht in der grossen Sache, die wir ausführen wollen, eur König oder Kayser?) bleibe ich dir gewogen, und wünsche dir von Hertzen
Lebe wohl.
Der zwey und dreyßigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe/
Dienstags den 14. Märtz
Jch überschicke Jhnen die Abschrifft meiner Briefe an meine Onckles/ nebst ihrer Ant- wort. Die letzten bitte ich mir das nächste mahl wider zurück zu schicken. Anmerckungen mögen Sie selbst darüber machen: ich will keine machen.
An Juncker Johann Harlowe.
Sonnabends den 11. Märtz.
Erlauben Sie mir, mein zweyter Vater, (ein Name, den Sie mich in meinen beglückten Um- ständen selbst gelehrt haben) erlauben Sie mir, Sie um Jhre Vorsprache bey meinem Vater an- zuflehen, daß er einen Befehl aufheben möge, der mir alle freye Wahl raubet, und mich auf meine Lebens-Zeit unglücklich macht.
Jch
Die Geſchichte
So laß dir es denn gefallen zu leſen. Dis iſt mein Befehl: nicht um des ſchreibenden, nicht um des geſchriebenen willen, ſondern um dein Wort zu halten. Mit Koͤniglich-grosmuͤthiger Gnade (denn bin ich nicht in der groſſen Sache, die wir ausfuͤhren wollen, eur Koͤnig oder Kayſer?) bleibe ich dir gewogen, und wuͤnſche dir von Hertzen
Lebe wohl.
Der zwey und dreyßigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe/
Dienſtags den 14. Maͤrtz
Jch uͤberſchicke Jhnen die Abſchrifft meiner Briefe an meine Onckles/ nebſt ihrer Ant- wort. Die letzten bitte ich mir das naͤchſte mahl wider zuruͤck zu ſchicken. Anmerckungen moͤgen Sie ſelbſt daruͤber machen: ich will keine machen.
An Juncker Johann Harlowe.
Sonnabends den 11. Maͤrtz.
Erlauben Sie mir, mein zweyter Vater, (ein Name, den Sie mich in meinen begluͤckten Um- ſtaͤnden ſelbſt gelehrt haben) erlauben Sie mir, Sie um Jhre Vorſprache bey meinem Vater an- zuflehen, daß er einen Befehl aufheben moͤge, der mir alle freye Wahl raubet, und mich auf meine Lebens-Zeit ungluͤcklich macht.
Jch
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Die Geſchichte
So laß dir es denn gefallen zu leſen. Dis iſt
mein Befehl: nicht um des ſchreibenden, nicht um
des geſchriebenen willen, ſondern um dein Wort
zu halten. Mit Koͤniglich-grosmuͤthiger Gnade
(denn bin ich nicht in der groſſen Sache, die wir
ausfuͤhren wollen, eur Koͤnig oder Kayſer?) bleibe
ich dir gewogen, und wuͤnſche dir von Hertzen
Lebe wohl.
Der zwey und dreyßigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe/
Dienſtags den 14. Maͤrtz
Jch uͤberſchicke Jhnen die Abſchrifft meiner
Briefe an meine Onckles/ nebſt ihrer Ant-
wort. Die letzten bitte ich mir das naͤchſte mahl
wider zuruͤck zu ſchicken. Anmerckungen moͤgen
Sie ſelbſt daruͤber machen: ich will keine machen.
An Juncker Johann Harlowe.
Sonnabends den 11. Maͤrtz.
Erlauben Sie mir, mein zweyter Vater, (ein
Name, den Sie mich in meinen begluͤckten Um-
ſtaͤnden ſelbſt gelehrt haben) erlauben Sie mir,
Sie um Jhre Vorſprache bey meinem Vater an-
zuflehen, daß er einen Befehl aufheben moͤge, der
mir alle freye Wahl raubet, und mich auf meine
Lebens-Zeit ungluͤcklich macht.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/362>, abgerufen am 23.11.2024.
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