Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
von der Hochachtung der seinigen gegen mich;
und aus andern Nachrichten, scheint es fast, als
wenn ich noch wohl bey ihnen stehe. Allein es
würde mir doch lieb seyn, wenn ich dieses durch
eine unpartheyische Person aus ihrem eigenen
Munde erfahren könte: insonderheit da bekannt
ist, daß sie es für ein Glück für andere halten,
mit einer so angesehenen und reichen Familie, als
die ihrige ist, verbunden zu werden, und da sie es
sehr hoch empfinden, und zwar dieses billig, daß
unsere Familie die Verachtung die sie gegen ihren
Vetter hatte auch auf sie ausgedähnet hat.

Jch thue jetzt diese Frage blos aus Neugier,
und ich hoffe nicht, daß mich je eine stärckere Ur-
sache dazu dringen wird, so vielen Argwohn Sie
auch auf mein Hertzklopfen werfen. Selbst als-
denn, wenn weniger Einwendungen wider Herrn
Lovelace zu machen wären, würde ich doch nur
aus Neugier fragen.



Jch habe seine Briefe beantwortet. Wenn er
mich bey meinem Worte fasset, so werde ich noch
weniger Ursache haben, mich darum zu beküm-
mern, was seine Anverwandten von mir dencken
mögen, ob man gleich billig wünschen soll, bey so
schätzbaren Personen in Achtung zu stehen.

Hier folgt der Jnhalt meines Briefes.

"Jch bezeuge ihm meine Verwunderung darü-
"ber, daß er alles so frühzeitig erfährt, was hier im
"Hause vorgehet. Jch gebe ihm die Versicherung,

daß

Die Geſchichte
von der Hochachtung der ſeinigen gegen mich;
und aus andern Nachrichten, ſcheint es faſt, als
wenn ich noch wohl bey ihnen ſtehe. Allein es
wuͤrde mir doch lieb ſeyn, wenn ich dieſes durch
eine unpartheyiſche Perſon aus ihrem eigenen
Munde erfahren koͤnte: inſonderheit da bekannt
iſt, daß ſie es fuͤr ein Gluͤck fuͤr andere halten,
mit einer ſo angeſehenen und reichen Familie, als
die ihrige iſt, verbunden zu werden, und da ſie es
ſehr hoch empfinden, und zwar dieſes billig, daß
unſere Familie die Verachtung die ſie gegen ihren
Vetter hatte auch auf ſie ausgedaͤhnet hat.

Jch thue jetzt dieſe Frage blos aus Neugier,
und ich hoffe nicht, daß mich je eine ſtaͤrckere Ur-
ſache dazu dringen wird, ſo vielen Argwohn Sie
auch auf mein Hertzklopfen werfen. Selbſt als-
denn, wenn weniger Einwendungen wider Herrn
Lovelace zu machen waͤren, wuͤrde ich doch nur
aus Neugier fragen.



Jch habe ſeine Briefe beantwortet. Wenn er
mich bey meinem Worte faſſet, ſo werde ich noch
weniger Urſache haben, mich darum zu bekuͤm-
mern, was ſeine Anverwandten von mir dencken
moͤgen, ob man gleich billig wuͤnſchen ſoll, bey ſo
ſchaͤtzbaren Perſonen in Achtung zu ſtehen.

Hier folgt der Jnhalt meines Briefes.

„Jch bezeuge ihm meine Verwunderung daruͤ-
„ber, daß er alles ſo fruͤhzeitig erfaͤhrt, was hier im
„Hauſe vorgehet. Jch gebe ihm die Verſicherung,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0296" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
von der Hochachtung der &#x017F;einigen gegen mich;<lb/>
und aus andern Nachrichten, &#x017F;cheint es fa&#x017F;t, als<lb/>
wenn ich noch wohl bey ihnen &#x017F;tehe. Allein es<lb/>
wu&#x0364;rde mir doch lieb &#x017F;eyn, wenn ich die&#x017F;es durch<lb/>
eine unpartheyi&#x017F;che Per&#x017F;on aus ihrem eigenen<lb/>
Munde erfahren ko&#x0364;nte: in&#x017F;onderheit da bekannt<lb/>
i&#x017F;t, daß &#x017F;ie es fu&#x0364;r ein Glu&#x0364;ck fu&#x0364;r andere halten,<lb/>
mit einer &#x017F;o ange&#x017F;ehenen und reichen Familie, als<lb/>
die ihrige i&#x017F;t, verbunden zu werden, und da &#x017F;ie es<lb/>
&#x017F;ehr hoch empfinden, und zwar die&#x017F;es billig, daß<lb/>
un&#x017F;ere Familie die Verachtung die &#x017F;ie gegen ihren<lb/>
Vetter hatte auch auf &#x017F;ie ausgeda&#x0364;hnet hat.</p><lb/>
          <p>Jch thue jetzt die&#x017F;e Frage blos aus Neugier,<lb/>
und ich hoffe nicht, daß mich je eine &#x017F;ta&#x0364;rckere Ur-<lb/>
&#x017F;ache dazu dringen wird, &#x017F;o vielen Argwohn Sie<lb/>
auch auf mein Hertzklopfen werfen. Selb&#x017F;t als-<lb/>
denn, wenn weniger Einwendungen wider Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Lovelace</hi> zu machen wa&#x0364;ren, wu&#x0364;rde ich doch nur<lb/>
aus Neugier fragen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch habe &#x017F;eine Briefe beantwortet. Wenn er<lb/>
mich bey meinem Worte fa&#x017F;&#x017F;et, &#x017F;o werde ich noch<lb/>
weniger Ur&#x017F;ache haben, mich darum zu beku&#x0364;m-<lb/>
mern, was &#x017F;eine Anverwandten von mir dencken<lb/>
mo&#x0364;gen, ob man gleich billig wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;oll, bey &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzbaren Per&#x017F;onen in Achtung zu &#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Hier folgt der Jnhalt meines Briefes.</hi> </p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch bezeuge ihm meine Verwunderung daru&#x0364;-<lb/>
&#x201E;ber, daß er alles &#x017F;o fru&#x0364;hzeitig erfa&#x0364;hrt, was hier im<lb/>
&#x201E;Hau&#x017F;e vorgehet. Jch gebe ihm die Ver&#x017F;icherung,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0296] Die Geſchichte von der Hochachtung der ſeinigen gegen mich; und aus andern Nachrichten, ſcheint es faſt, als wenn ich noch wohl bey ihnen ſtehe. Allein es wuͤrde mir doch lieb ſeyn, wenn ich dieſes durch eine unpartheyiſche Perſon aus ihrem eigenen Munde erfahren koͤnte: inſonderheit da bekannt iſt, daß ſie es fuͤr ein Gluͤck fuͤr andere halten, mit einer ſo angeſehenen und reichen Familie, als die ihrige iſt, verbunden zu werden, und da ſie es ſehr hoch empfinden, und zwar dieſes billig, daß unſere Familie die Verachtung die ſie gegen ihren Vetter hatte auch auf ſie ausgedaͤhnet hat. Jch thue jetzt dieſe Frage blos aus Neugier, und ich hoffe nicht, daß mich je eine ſtaͤrckere Ur- ſache dazu dringen wird, ſo vielen Argwohn Sie auch auf mein Hertzklopfen werfen. Selbſt als- denn, wenn weniger Einwendungen wider Herrn Lovelace zu machen waͤren, wuͤrde ich doch nur aus Neugier fragen. Jch habe ſeine Briefe beantwortet. Wenn er mich bey meinem Worte faſſet, ſo werde ich noch weniger Urſache haben, mich darum zu bekuͤm- mern, was ſeine Anverwandten von mir dencken moͤgen, ob man gleich billig wuͤnſchen ſoll, bey ſo ſchaͤtzbaren Perſonen in Achtung zu ſtehen. Hier folgt der Jnhalt meines Briefes. „Jch bezeuge ihm meine Verwunderung daruͤ- „ber, daß er alles ſo fruͤhzeitig erfaͤhrt, was hier im „Hauſe vorgehet. Jch gebe ihm die Verſicherung, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/296
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/296>, abgerufen am 25.11.2024.