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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte

Meine Mutter veränderte die Farbe im Ge-
sichte, und sahe bald ihn, bald meine Schwester,
bald mich an. Meine Schwester kriegte grössere
Augen, als ich sie jemahls an ihr wahrgenommen
habe.

Diesmahl konte mich der Mann verstehen. Er
hustete: er setzte sich von einem Stuhl auf den an-
dern. Jch fuhr fort, meine Mutter um eine ge-
neigte Erzählung des vorgegangenen zu ersuchen.
Nichts, fing ich an, als blos eine unüber-
windliche Abneigung
- -

Was will das Mädchen? sagte sie. Was
Clärchen! Schicken sich die Reden hieher?
Jst dis - - ist dis - - ist dis eine Zeit
- -
Sie sahe abermals auf Herrn Solmes.

Wenn ich zurück dencke, so thut es mir leyd,
daß ich meine Mutter in solche Noth gesetzt habe.
Es war in der That sehr unartig von mir gehandelt.

Jch bat sie um Vergebung; doch mit dem Zu-
satz; weil mein Vater bald nach Hause kom-
men würde/ so wäre dieses die eintzige Ge-
legenheit/ die ich hätte/ meine Bitte/ an-
zubringen. Da sie mir verboten hätte/
wegzugehen/ so hätte ich geglaubt, ich mü-
ste mir nicht durch
Hn. Solmes Zuspruch
eine Gelegenheit entziehen lassen/ auf die
mir so vieles ankäme: und ich könnte ihm

(hiebey sahe ich auf ihn) zu gleicher Zeit zeigen,
daß die Mühe die er sich gäbe vergeblich
sey/ wenn er seine Besuche in unser
Haus
um meinet willen fortsetzte.

Jst
Die Geſchichte

Meine Mutter veraͤnderte die Farbe im Ge-
ſichte, und ſahe bald ihn, bald meine Schweſter,
bald mich an. Meine Schweſter kriegte groͤſſere
Augen, als ich ſie jemahls an ihr wahrgenommen
habe.

Diesmahl konte mich der Mann verſtehen. Er
huſtete: er ſetzte ſich von einem Stuhl auf den an-
dern. Jch fuhr fort, meine Mutter um eine ge-
neigte Erzaͤhlung des vorgegangenen zu erſuchen.
Nichts, fing ich an, als blos eine unuͤber-
windliche Abneigung
‒ ‒

Was will das Maͤdchen? ſagte ſie. Was
Claͤrchen! Schicken ſich die Reden hieher?
Jſt dis ‒ ‒ iſt dis ‒ ‒ iſt dis eine Zeit
‒ ‒
Sie ſahe abermals auf Herrn Solmes.

Wenn ich zuruͤck dencke, ſo thut es mir leyd,
daß ich meine Mutter in ſolche Noth geſetzt habe.
Es war in der That ſehr unartig von mir gehandelt.

Jch bat ſie um Vergebung; doch mit dem Zu-
ſatz; weil mein Vater bald nach Hauſe kom-
men wuͤrde/ ſo waͤre dieſes die eintzige Ge-
legenheit/ die ich haͤtte/ meine Bitte/ an-
zubringen. Da ſie mir verboten haͤtte/
wegzugehen/ ſo haͤtte ich geglaubt, ich muͤ-
ſte mir nicht durch
Hn. Solmes Zuſpruch
eine Gelegenheit entziehen laſſen/ auf die
mir ſo vieles ankaͤme: und ich koͤñte ihm

(hiebey ſahe ich auf ihn) zu gleicher Zeit zeigen,
daß die Muͤhe die er ſich gaͤbe vergeblich
ſey/ wenn er ſeine Beſuche in unſer
Haus
um meinet willen fortſetzte.

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[238/0258] Die Geſchichte Meine Mutter veraͤnderte die Farbe im Ge- ſichte, und ſahe bald ihn, bald meine Schweſter, bald mich an. Meine Schweſter kriegte groͤſſere Augen, als ich ſie jemahls an ihr wahrgenommen habe. Diesmahl konte mich der Mann verſtehen. Er huſtete: er ſetzte ſich von einem Stuhl auf den an- dern. Jch fuhr fort, meine Mutter um eine ge- neigte Erzaͤhlung des vorgegangenen zu erſuchen. Nichts, fing ich an, als blos eine unuͤber- windliche Abneigung ‒ ‒ Was will das Maͤdchen? ſagte ſie. Was Claͤrchen! Schicken ſich die Reden hieher? Jſt dis ‒ ‒ iſt dis ‒ ‒ iſt dis eine Zeit ‒ ‒ Sie ſahe abermals auf Herrn Solmes. Wenn ich zuruͤck dencke, ſo thut es mir leyd, daß ich meine Mutter in ſolche Noth geſetzt habe. Es war in der That ſehr unartig von mir gehandelt. Jch bat ſie um Vergebung; doch mit dem Zu- ſatz; weil mein Vater bald nach Hauſe kom- men wuͤrde/ ſo waͤre dieſes die eintzige Ge- legenheit/ die ich haͤtte/ meine Bitte/ an- zubringen. Da ſie mir verboten haͤtte/ wegzugehen/ ſo haͤtte ich geglaubt, ich muͤ- ſte mir nicht durch Hn. Solmes Zuſpruch eine Gelegenheit entziehen laſſen/ auf die mir ſo vieles ankaͤme: und ich koͤñte ihm (hiebey ſahe ich auf ihn) zu gleicher Zeit zeigen, daß die Muͤhe die er ſich gaͤbe vergeblich ſey/ wenn er ſeine Beſuche in unſer Haus um meinet willen fortſetzte. Jſt

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/258>, abgerufen am 22.11.2024.