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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
ten darff, daß sie meine Erzählung von Kleinig-
keiten, die jedoch meine Ehre und Glückseeligkeit
betreffen, für allzu umständlich halten. Jch wer-
de daher meine künftige Briefe eben so einrichten,
als diesen. Jch bin in so mißlichen Umständen,
daß ich frey und offenhertzig geschriebene Nach-
richten nicht gern unter meinen Papieren behalten
mag. Jch bitte Sie, lassen Sie Robert täg-
lich zusehen, ob ich einen Brief hingelegt habe,
wenn er gleich bisweilen vergeblich kommen sollte.
Jch werde mich aber freuen, wenn Sie ihn nicht
mit leerer Hand nach dem grünen Gange schicken.
Was für eine Güte gegen mich wird es seyn, wenn
die Freundschaft Sie so fleißig im Brief-Wechsel
macht, als mich mein Unglück! Wenn die Briefe
weggenommen sind, so halte ich mich versichert,
daß sie zu Jhren Händen gekommen sind. Da
ich schreiben werde, so oft ich Gelegenheit habe,
so darf ich künftig den Titel und die Unterschrifft
weglassen. Denn Sie wissen ohnehin schon, mit
wie vieler Ergebenheit ich bin,

Dero ergebenste
Clarissa Harlowe.


Der siebzehnte Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe/

Meine Mutter kam gleich nach dem Essen
wieder zu mir, und erzählte mir: "mein

Va-

Die Geſchichte
ten darff, daß ſie meine Erzaͤhlung von Kleinig-
keiten, die jedoch meine Ehre und Gluͤckſeeligkeit
betreffen, fuͤr allzu umſtaͤndlich halten. Jch wer-
de daher meine kuͤnftige Briefe eben ſo einrichten,
als dieſen. Jch bin in ſo mißlichen Umſtaͤnden,
daß ich frey und offenhertzig geſchriebene Nach-
richten nicht gern unter meinen Papieren behalten
mag. Jch bitte Sie, laſſen Sie Robert taͤg-
lich zuſehen, ob ich einen Brief hingelegt habe,
wenn er gleich bisweilen vergeblich kommen ſollte.
Jch werde mich aber freuen, wenn Sie ihn nicht
mit leerer Hand nach dem gruͤnen Gange ſchicken.
Was fuͤr eine Guͤte gegen mich wird es ſeyn, wenn
die Freundſchaft Sie ſo fleißig im Brief-Wechſel
macht, als mich mein Ungluͤck! Wenn die Briefe
weggenommen ſind, ſo halte ich mich verſichert,
daß ſie zu Jhren Haͤnden gekommen ſind. Da
ich ſchreiben werde, ſo oft ich Gelegenheit habe,
ſo darf ich kuͤnftig den Titel und die Unterſchrifft
weglaſſen. Denn Sie wiſſen ohnehin ſchon, mit
wie vieler Ergebenheit ich bin,

Dero ergebenſte
Clariſſa Harlowe.


Der ſiebzehnte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe/

Meine Mutter kam gleich nach dem Eſſen
wieder zu mir, und erzaͤhlte mir: „mein

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[174/0194] Die Geſchichte ten darff, daß ſie meine Erzaͤhlung von Kleinig- keiten, die jedoch meine Ehre und Gluͤckſeeligkeit betreffen, fuͤr allzu umſtaͤndlich halten. Jch wer- de daher meine kuͤnftige Briefe eben ſo einrichten, als dieſen. Jch bin in ſo mißlichen Umſtaͤnden, daß ich frey und offenhertzig geſchriebene Nach- richten nicht gern unter meinen Papieren behalten mag. Jch bitte Sie, laſſen Sie Robert taͤg- lich zuſehen, ob ich einen Brief hingelegt habe, wenn er gleich bisweilen vergeblich kommen ſollte. Jch werde mich aber freuen, wenn Sie ihn nicht mit leerer Hand nach dem gruͤnen Gange ſchicken. Was fuͤr eine Guͤte gegen mich wird es ſeyn, wenn die Freundſchaft Sie ſo fleißig im Brief-Wechſel macht, als mich mein Ungluͤck! Wenn die Briefe weggenommen ſind, ſo halte ich mich verſichert, daß ſie zu Jhren Haͤnden gekommen ſind. Da ich ſchreiben werde, ſo oft ich Gelegenheit habe, ſo darf ich kuͤnftig den Titel und die Unterſchrifft weglaſſen. Denn Sie wiſſen ohnehin ſchon, mit wie vieler Ergebenheit ich bin, Dero ergebenſte Clariſſa Harlowe. Der ſiebzehnte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe/ Meine Mutter kam gleich nach dem Eſſen wieder zu mir, und erzaͤhlte mir: „mein Va-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/194>, abgerufen am 23.11.2024.