mer mehr überzeugt, daß mein ehemaliger Rath gut und nöthig gewesen: Sie solten das Gut selbst behalten, das Jhnen Jhr Grosvater vermacht hat. Hätten Sie dieses gethan, so würde man wenig- stens äusserlich einige Achtung und Höflichkeit ge- gen Sie bewiesen, und den Unwillen und Neid verborgen haben, welche jetzt aus der engen Brust Jhres Bruders und Jhrer Schwester nothwen- dig ausbrechen müssen.
Jch muß noch ein Wort in diesem Ton reden. Mercken Sie nicht, daß Jhr Bruder seit der Zeit mehr Einfluß als Sie in Jhre gantze Familie hat, nachdem er selbst so ansehnliche Güter geer- bet, und Sie jemanden Lust gemacht haben, noch länger in dem Besitz und Genuß Jhres Gutes zu bleiben, wenn Sie nicht seine Vorschrif- ten mit unüberlegtem Gehorsam annehmen? Jch weiß, was für löbliche Ursachen Sie hiezu hatten: und wer solte damals gedacht haben, daß Sie sich auf einen Vater, der Sie so zärtlich liebete, nicht mit Recht verlassen könten? Allein was meynen Sie, würde wol Jhr Bruder, der über das grosvätterliche Testament murrete, und mit neidischen Augen das Vermächtniß als sein Eigen- thum ansahe, weil er ein eintziger Sohn war, sich unterstanden haben, wircklich dahin zu trachten, daß er es Jhnen wider entwenden möchte; wenn Sie sich in den Besitz des Jhrigen gesetzt, die Ein- künffte genossen, und sich auf Jhrem Gut aufge- halten hätten? Die Gesellschaft der tugendhasten und verständigen Frau Norton, die Sie zu sich
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der Clariſſa.
mer mehr uͤberzeugt, daß mein ehemaliger Rath gut und noͤthig geweſen: Sie ſolten das Gut ſelbſt behalten, das Jhnen Jhr Grosvater vermacht hat. Haͤtten Sie dieſes gethan, ſo wuͤrde man wenig- ſtens aͤuſſerlich einige Achtung und Hoͤflichkeit ge- gen Sie bewieſen, und den Unwillen und Neid verborgen haben, welche jetzt aus der engen Bruſt Jhres Bruders und Jhrer Schweſter nothwen- dig ausbrechen muͤſſen.
Jch muß noch ein Wort in dieſem Ton reden. Mercken Sie nicht, daß Jhr Bruder ſeit der Zeit mehr Einfluß als Sie in Jhre gantze Familie hat, nachdem er ſelbſt ſo anſehnliche Guͤter geer- bet, und Sie jemanden Luſt gemacht haben, noch laͤnger in dem Beſitz und Genuß Jhres Gutes zu bleiben, wenn Sie nicht ſeine Vorſchrif- ten mit unuͤberlegtem Gehorſam annehmen? Jch weiß, was fuͤr loͤbliche Urſachen Sie hiezu hatten: und wer ſolte damals gedacht haben, daß Sie ſich auf einen Vater, der Sie ſo zaͤrtlich liebete, nicht mit Recht verlaſſen koͤnten? Allein was meynen Sie, wuͤrde wol Jhr Bruder, der uͤber das grosvaͤtterliche Teſtament murrete, und mit neidiſchen Augen das Vermaͤchtniß als ſein Eigen- thum anſahe, weil er ein eintziger Sohn war, ſich unterſtanden haben, wircklich dahin zu trachten, daß er es Jhnen wider entwenden moͤchte; wenn Sie ſich in den Beſitz des Jhrigen geſetzt, die Ein- kuͤnffte genoſſen, und ſich auf Jhrem Gut aufge- halten haͤtten? Die Geſellſchaft der tugendhaſten und verſtaͤndigen Frau Norton, die Sie zu ſich
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der Clariſſa.
mer mehr uͤberzeugt, daß mein ehemaliger Rath
gut und noͤthig geweſen: Sie ſolten das Gut ſelbſt
behalten, das Jhnen Jhr Grosvater vermacht hat.
Haͤtten Sie dieſes gethan, ſo wuͤrde man wenig-
ſtens aͤuſſerlich einige Achtung und Hoͤflichkeit ge-
gen Sie bewieſen, und den Unwillen und Neid
verborgen haben, welche jetzt aus der engen Bruſt
Jhres Bruders und Jhrer Schweſter nothwen-
dig ausbrechen muͤſſen.
Jch muß noch ein Wort in dieſem Ton reden.
Mercken Sie nicht, daß Jhr Bruder ſeit der Zeit
mehr Einfluß als Sie in Jhre gantze Familie
hat, nachdem er ſelbſt ſo anſehnliche Guͤter geer-
bet, und Sie jemanden Luſt gemacht haben,
noch laͤnger in dem Beſitz und Genuß Jhres
Gutes zu bleiben, wenn Sie nicht ſeine Vorſchrif-
ten mit unuͤberlegtem Gehorſam annehmen? Jch
weiß, was fuͤr loͤbliche Urſachen Sie hiezu hatten:
und wer ſolte damals gedacht haben, daß Sie
ſich auf einen Vater, der Sie ſo zaͤrtlich liebete,
nicht mit Recht verlaſſen koͤnten? Allein was
meynen Sie, wuͤrde wol Jhr Bruder, der uͤber
das grosvaͤtterliche Teſtament murrete, und mit
neidiſchen Augen das Vermaͤchtniß als ſein Eigen-
thum anſahe, weil er ein eintziger Sohn war, ſich
unterſtanden haben, wircklich dahin zu trachten,
daß er es Jhnen wider entwenden moͤchte; wenn
Sie ſich in den Beſitz des Jhrigen geſetzt, die Ein-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/169>, abgerufen am 23.11.2024.
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