Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
me Frauenzimmer von Verstand, von Bele-
senheit und Erziehung: so meine ich, daß es
manche solche Frauenzimmer den Manns-Per-
sonen in der Schreib-Art zuvor thun. Des
Herrn von Bussy Briefe sind niemahls so hoch
geschätzt worden, als die von seiner Verwantin
der Frau von Sevigne. Der Uebersetzer ist
hierin so sehr verschiedener Meinung, daß er
sich nicht unterstanden hat, die Ode zu über-
setzen, die im zweyten Theil Bl. 80 mangelt,
weil sie nach dem Zeugniß des Englischen
Schriftstellers von einem Frauenzimmer ver-
fertiget ist, und dem gantzen Geschlecht zur
Ehre gereicht.

Jn der Pamela wird mehr als einmahl ei-
ne Ohnmacht zu Entwickelung eines Knotens
gebraucht, und die Heldin dadurch von der
Gefahr errettet, die ihr drohete. Dieses
scheint ein Fehler zu seyn, weil es die Wahr-
scheinlichkeit der Erzählung mindert. Denn
es ist nicht vermuthlich, daß ein Frauenzim-

mer

Vorrede.
me Frauenzimmer von Verſtand, von Bele-
ſenheit und Erziehung: ſo meine ich, daß es
manche ſolche Frauenzimmer den Manns-Per-
ſonen in der Schreib-Art zuvor thun. Des
Herrn von Buſſy Briefe ſind niemahls ſo hoch
geſchaͤtzt worden, als die von ſeiner Verwantin
der Frau von Sevigne. Der Ueberſetzer iſt
hierin ſo ſehr verſchiedener Meinung, daß er
ſich nicht unterſtanden hat, die Ode zu uͤber-
ſetzen, die im zweyten Theil Bl. 80 mangelt,
weil ſie nach dem Zeugniß des Engliſchen
Schriftſtellers von einem Frauenzimmer ver-
fertiget iſt, und dem gantzen Geſchlecht zur
Ehre gereicht.

Jn der Pamela wird mehr als einmahl ei-
ne Ohnmacht zu Entwickelung eines Knotens
gebraucht, und die Heldin dadurch von der
Gefahr errettet, die ihr drohete. Dieſes
ſcheint ein Fehler zu ſeyn, weil es die Wahr-
ſcheinlichkeit der Erzaͤhlung mindert. Denn
es iſt nicht vermuthlich, daß ein Frauenzim-

mer
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0015"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></fw><lb/>
me Frauenzimmer von Ver&#x017F;tand, von Bele-<lb/>
&#x017F;enheit und Erziehung: &#x017F;o meine ich, daß es<lb/>
manche &#x017F;olche Frauenzimmer den Manns-Per-<lb/>
&#x017F;onen in der Schreib-Art zuvor thun. Des<lb/>
Herrn von Bu&#x017F;&#x017F;y Briefe &#x017F;ind niemahls &#x017F;o hoch<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;tzt worden, als die von &#x017F;einer Verwantin<lb/>
der Frau von Sevigne. Der Ueber&#x017F;etzer i&#x017F;t<lb/>
hierin &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedener Meinung, daß er<lb/>
&#x017F;ich nicht unter&#x017F;tanden hat, die Ode zu u&#x0364;ber-<lb/>
&#x017F;etzen, die im zweyten Theil Bl. 80 mangelt,<lb/>
weil &#x017F;ie nach dem Zeugniß des Engli&#x017F;chen<lb/>
Schrift&#x017F;tellers <hi rendition="#fr">von einem Frauenzimmer ver-<lb/>
fertiget i&#x017F;t, und dem gantzen Ge&#x017F;chlecht zur<lb/>
Ehre gereicht.</hi></p><lb/>
        <p>Jn der <hi rendition="#fr">Pamela</hi> wird mehr als einmahl ei-<lb/>
ne Ohnmacht zu Entwickelung eines Knotens<lb/>
gebraucht, und die Heldin dadurch von der<lb/>
Gefahr errettet, die ihr drohete. Die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;cheint ein Fehler zu &#x017F;eyn, weil es die Wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichkeit der Erza&#x0364;hlung mindert. Denn<lb/>
es i&#x017F;t nicht vermuthlich, daß ein Frauenzim-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mer</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Vorrede. me Frauenzimmer von Verſtand, von Bele- ſenheit und Erziehung: ſo meine ich, daß es manche ſolche Frauenzimmer den Manns-Per- ſonen in der Schreib-Art zuvor thun. Des Herrn von Buſſy Briefe ſind niemahls ſo hoch geſchaͤtzt worden, als die von ſeiner Verwantin der Frau von Sevigne. Der Ueberſetzer iſt hierin ſo ſehr verſchiedener Meinung, daß er ſich nicht unterſtanden hat, die Ode zu uͤber- ſetzen, die im zweyten Theil Bl. 80 mangelt, weil ſie nach dem Zeugniß des Engliſchen Schriftſtellers von einem Frauenzimmer ver- fertiget iſt, und dem gantzen Geſchlecht zur Ehre gereicht. Jn der Pamela wird mehr als einmahl ei- ne Ohnmacht zu Entwickelung eines Knotens gebraucht, und die Heldin dadurch von der Gefahr errettet, die ihr drohete. Dieſes ſcheint ein Fehler zu ſeyn, weil es die Wahr- ſcheinlichkeit der Erzaͤhlung mindert. Denn es iſt nicht vermuthlich, daß ein Frauenzim- mer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/15
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/15>, abgerufen am 23.11.2024.