Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

Nun kam einiges, was ich nicht recht verstand, und dann das, was ich mir notiert habe.

"Nein, es sollten die Posaunen von Jericho sein -- hören Sie nur: sie waren alle bei mir auf dem Atelier --"

"War er auch dabei?" fragte der Philosoph, und die Dame warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Aber ich bitte Sie, wenn Sie spotten wollen --"

"Nein, nein, ich dachte nur -- aber bitte, fahren Sie fort."

"Also der Professor, seine Frau und einige von den jungen Dichtern. Einer von ihnen ging gleich an meinen Flügel, betrachtete ihn von allen Seiten und sagte irgend etwas. Dann fragte die Frau Professor ihren Mann:

,Wollen wir es jetzt sagen?', und er nickte. Dieses Nicken sehe ich noch deutlich vor mir, aber ich kann es nicht beschreiben, es lag etwas ganz Besonderes darin. Dann war plötzlich ein Paket da, es wurde ausgewickelt, und ein Kästchen mit einem Schlauch daran kam zum Vorschein -- es sah etwa aus wie ein photographischer Apparat. Und Frau Hofmann sagte lebhaft, dieses Kästchen habe ein Freund ihres Mannes aus dem Orient mitgebracht, es gäbe auf der ganzen Welt nur noch ein ebensolches, und das gehöre dem Oberrabbi vom Damaskus. Wenn man es an ein Klavier anschraube, innerlich erhitze und dann hineinbliese,

Nun kam einiges, was ich nicht recht verstand, und dann das, was ich mir notiert habe.

„Nein, es sollten die Posaunen von Jericho sein — hören Sie nur: sie waren alle bei mir auf dem Atelier —“

„War er auch dabei?“ fragte der Philosoph, und die Dame warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Aber ich bitte Sie, wenn Sie spotten wollen —“

„Nein, nein, ich dachte nur — aber bitte, fahren Sie fort.“

„Also der Professor, seine Frau und einige von den jungen Dichtern. Einer von ihnen ging gleich an meinen Flügel, betrachtete ihn von allen Seiten und sagte irgend etwas. Dann fragte die Frau Professor ihren Mann:

‚Wollen wir es jetzt sagen?‘, und er nickte. Dieses Nicken sehe ich noch deutlich vor mir, aber ich kann es nicht beschreiben, es lag etwas ganz Besonderes darin. Dann war plötzlich ein Paket da, es wurde ausgewickelt, und ein Kästchen mit einem Schlauch daran kam zum Vorschein — es sah etwa aus wie ein photographischer Apparat. Und Frau Hofmann sagte lebhaft, dieses Kästchen habe ein Freund ihres Mannes aus dem Orient mitgebracht, es gäbe auf der ganzen Welt nur noch ein ebensolches, und das gehöre dem Oberrabbi vom Damaskus. Wenn man es an ein Klavier anschraube, innerlich erhitze und dann hineinbliese,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <pb facs="#f0026" n="22"/>
          <p>Nun kam einiges, was ich nicht recht verstand, und dann das, was ich mir notiert habe.</p>
          <p>&#x201E;Nein, es sollten die Posaunen von Jericho sein &#x2014; hören Sie nur: sie waren alle bei mir auf dem Atelier &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;War er auch dabei?&#x201C; fragte der Philosoph, und die Dame warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.</p>
          <p>&#x201E;Aber ich bitte Sie, wenn Sie spotten wollen &#x2014;&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Nein, nein, ich dachte nur &#x2014; aber bitte, fahren Sie fort.&#x201C;</p>
          <p>&#x201E;Also der Professor, seine Frau und einige von den jungen Dichtern. Einer von ihnen ging gleich an meinen Flügel, betrachtete ihn von allen Seiten und sagte irgend etwas. Dann fragte die Frau Professor ihren Mann:</p>
          <p>&#x201A;Wollen wir es jetzt sagen?&#x2018;, und er nickte. Dieses Nicken sehe ich noch deutlich vor mir, aber ich kann es nicht beschreiben, es lag etwas ganz Besonderes darin. Dann war plötzlich ein Paket da, es wurde ausgewickelt, und ein Kästchen mit einem Schlauch daran kam zum Vorschein &#x2014; es sah etwa aus wie ein photographischer Apparat. Und Frau Hofmann sagte lebhaft, dieses Kästchen habe ein Freund ihres Mannes aus dem Orient mitgebracht, es gäbe auf der ganzen Welt nur noch ein ebensolches, und das gehöre dem Oberrabbi vom Damaskus. Wenn man es an ein Klavier anschraube, innerlich erhitze und dann hineinbliese,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0026] Nun kam einiges, was ich nicht recht verstand, und dann das, was ich mir notiert habe. „Nein, es sollten die Posaunen von Jericho sein — hören Sie nur: sie waren alle bei mir auf dem Atelier —“ „War er auch dabei?“ fragte der Philosoph, und die Dame warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Aber ich bitte Sie, wenn Sie spotten wollen —“ „Nein, nein, ich dachte nur — aber bitte, fahren Sie fort.“ „Also der Professor, seine Frau und einige von den jungen Dichtern. Einer von ihnen ging gleich an meinen Flügel, betrachtete ihn von allen Seiten und sagte irgend etwas. Dann fragte die Frau Professor ihren Mann: ‚Wollen wir es jetzt sagen?‘, und er nickte. Dieses Nicken sehe ich noch deutlich vor mir, aber ich kann es nicht beschreiben, es lag etwas ganz Besonderes darin. Dann war plötzlich ein Paket da, es wurde ausgewickelt, und ein Kästchen mit einem Schlauch daran kam zum Vorschein — es sah etwa aus wie ein photographischer Apparat. Und Frau Hofmann sagte lebhaft, dieses Kästchen habe ein Freund ihres Mannes aus dem Orient mitgebracht, es gäbe auf der ganzen Welt nur noch ein ebensolches, und das gehöre dem Oberrabbi vom Damaskus. Wenn man es an ein Klavier anschraube, innerlich erhitze und dann hineinbliese,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/26
Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/26>, abgerufen am 23.11.2024.