Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.er sagte, man halte mich für durchaus vertrauenswürdig, -- er selbst habe von Anfang an dieses Gefühl gehabt. Und seine Mitteilungen -- nun, er vermutet, und mit ihm seine nächsten Freunde, daß von Hallwigs Seite Entsetzliches gegen ihn geplant wird: man werde ihn vielleicht auf mysteriöse Weise verschwinden lassen, seinen Geist verwirren oder ihn ums Leben bringen. "Aber lieber Professor, das ist doch nicht so einfach," wandte ich ein. Er sah mich von der Seite an: "Einfacher vielleicht, als Sie glauben, Herr Dame, -- wissen Sie, daß jener Petersen kürzlich geäußert haben soll, er wisse siebenundzwanzig Arten, wie man einen Menschen unbemerkt aus der Welt schaffen könne? Und denken Sie nur an den Fall Konstantin: sicher wurde auch dabei Ähnliches beabsichtigt. Es gibt heidnische Ritualmorde, die vor allem an Verrätern vollzogen werden -- und man hält mich ja dort für einen Verräter -- mich" -- lachte er bitter auf -- "mich, der für unsere Sache freudig sein rotestes Herzblut hingegeben hätte!" "Davon sind wir alle überzeugt," sagte ich tröstend. "Wer -- wir?" "Nun, ich, -- die Mädchen im Eckhaus und --" Hofmann sah mich warm an: "Ich danke Ihnen -- es sind wundervolle Frauen, die beiden." Dann zeigte er mir seinen Spazierstock, -- einen schönen Stock mit silbernem Griff und eingelegten Topasen. er sagte, man halte mich für durchaus vertrauenswürdig, — er selbst habe von Anfang an dieses Gefühl gehabt. Und seine Mitteilungen — nun, er vermutet, und mit ihm seine nächsten Freunde, daß von Hallwigs Seite Entsetzliches gegen ihn geplant wird: man werde ihn vielleicht auf mysteriöse Weise verschwinden lassen, seinen Geist verwirren oder ihn ums Leben bringen. „Aber lieber Professor, das ist doch nicht so einfach,“ wandte ich ein. Er sah mich von der Seite an: „Einfacher vielleicht, als Sie glauben, Herr Dame, — wissen Sie, daß jener Petersen kürzlich geäußert haben soll, er wisse siebenundzwanzig Arten, wie man einen Menschen unbemerkt aus der Welt schaffen könne? Und denken Sie nur an den Fall Konstantin: sicher wurde auch dabei Ähnliches beabsichtigt. Es gibt heidnische Ritualmorde, die vor allem an Verrätern vollzogen werden — und man hält mich ja dort für einen Verräter — mich“ — lachte er bitter auf — „mich, der für unsere Sache freudig sein rotestes Herzblut hingegeben hätte!“ „Davon sind wir alle überzeugt,“ sagte ich tröstend. „Wer — wir?“ „Nun, ich, — die Mädchen im Eckhaus und —“ Hofmann sah mich warm an: „Ich danke Ihnen — es sind wundervolle Frauen, die beiden.“ Dann zeigte er mir seinen Spazierstock, — einen schönen Stock mit silbernem Griff und eingelegten Topasen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="185"/> er sagte, man halte mich für durchaus vertrauenswürdig, — er selbst habe von Anfang an dieses Gefühl gehabt.</p> <p>Und seine Mitteilungen — nun, er vermutet, und mit ihm seine nächsten Freunde, daß von Hallwigs Seite Entsetzliches gegen ihn geplant wird: man werde ihn vielleicht auf mysteriöse Weise verschwinden lassen, seinen Geist verwirren oder ihn ums Leben bringen.</p> <p>„Aber lieber Professor, das ist doch nicht so einfach,“ wandte ich ein. Er sah mich von der Seite an:</p> <p>„Einfacher vielleicht, als Sie glauben, Herr Dame, — wissen Sie, daß jener Petersen kürzlich geäußert haben soll, er wisse siebenundzwanzig Arten, wie man einen Menschen unbemerkt aus der Welt schaffen könne? Und denken Sie nur an den Fall Konstantin: sicher wurde auch dabei Ähnliches beabsichtigt. Es <hi rendition="#g">gibt</hi> heidnische Ritualmorde, die vor allem an Verrätern vollzogen werden — und man hält mich ja dort für einen Verräter — mich“ — lachte er bitter auf — „mich, der für unsere Sache freudig sein rotestes Herzblut hingegeben hätte!“</p> <p>„Davon sind wir alle überzeugt,“ sagte ich tröstend.</p> <p>„Wer — wir?“</p> <p>„Nun, ich, — die Mädchen im Eckhaus und —“</p> <p>Hofmann sah mich warm an: „Ich danke Ihnen — es sind wundervolle Frauen, die beiden.“</p> <p>Dann zeigte er mir seinen Spazierstock, — einen schönen Stock mit silbernem Griff und eingelegten Topasen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0189]
er sagte, man halte mich für durchaus vertrauenswürdig, — er selbst habe von Anfang an dieses Gefühl gehabt.
Und seine Mitteilungen — nun, er vermutet, und mit ihm seine nächsten Freunde, daß von Hallwigs Seite Entsetzliches gegen ihn geplant wird: man werde ihn vielleicht auf mysteriöse Weise verschwinden lassen, seinen Geist verwirren oder ihn ums Leben bringen.
„Aber lieber Professor, das ist doch nicht so einfach,“ wandte ich ein. Er sah mich von der Seite an:
„Einfacher vielleicht, als Sie glauben, Herr Dame, — wissen Sie, daß jener Petersen kürzlich geäußert haben soll, er wisse siebenundzwanzig Arten, wie man einen Menschen unbemerkt aus der Welt schaffen könne? Und denken Sie nur an den Fall Konstantin: sicher wurde auch dabei Ähnliches beabsichtigt. Es gibt heidnische Ritualmorde, die vor allem an Verrätern vollzogen werden — und man hält mich ja dort für einen Verräter — mich“ — lachte er bitter auf — „mich, der für unsere Sache freudig sein rotestes Herzblut hingegeben hätte!“
„Davon sind wir alle überzeugt,“ sagte ich tröstend.
„Wer — wir?“
„Nun, ich, — die Mädchen im Eckhaus und —“
Hofmann sah mich warm an: „Ich danke Ihnen — es sind wundervolle Frauen, die beiden.“
Dann zeigte er mir seinen Spazierstock, — einen schönen Stock mit silbernem Griff und eingelegten Topasen.
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Zitationshilfe: | Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/189>, abgerufen am 23.06.2024. |