Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.Aber Maria hatte ihren großen Moment, sie sagte, nein, das könne sie nicht. Dann hatten wir ihretwegen noch schwere Stunden zu überstehen. Sie entschloß sich am Abend noch einmal zu Hallwig zu gehen und ihn zur Rede zu stellen, so kalt und offiziell, durch einen Brief von fremder Hand wollte sie nicht mit diesem Teil ihres Lebens abschließen. Äußerlich war sie sehr ruhig, trotzdem fühlte man, daß eine furchtbare Spannung in ihr war, und Chamotte erzählte uns später, sie habe vor dem Fortgehen einen von Orlonskis spanischen Dolchen von der Wand genommen und zu sich gesteckt. Gegen Mitternacht kam sie zurück, warf den Dolch auf den Tisch und sagte: "Nein -- es ist nichts daraus geworden, es war die ganze Zeit jemand im Nebenzimmer. Und überhaupt -- man stellt sich das doch anders vor -- --" Mehr erfuhren wir nicht über diese letzte Unterredung. Daß wir das alles so selbstverständlich und ohne besondere Verwendung hinnahmen, -- bei den unheimlichen Gerüchten, die seit der Affäre Konstantin und seit den letzten Ereignissen umgehen, haben selbst die nüchternsten Köpfe sich gewöhnt, nichts mehr für unmöglich oder untunlich zu halten. So kam dieser Tage Hofmann zu mir, wir machten einen längeren Spaziergang, und er sprach auch über dieses Thema. Ich wunderte mich erst darüber, aber Aber Maria hatte ihren großen Moment, sie sagte, nein, das könne sie nicht. Dann hatten wir ihretwegen noch schwere Stunden zu überstehen. Sie entschloß sich am Abend noch einmal zu Hallwig zu gehen und ihn zur Rede zu stellen, so kalt und offiziell, durch einen Brief von fremder Hand wollte sie nicht mit diesem Teil ihres Lebens abschließen. Äußerlich war sie sehr ruhig, trotzdem fühlte man, daß eine furchtbare Spannung in ihr war, und Chamotte erzählte uns später, sie habe vor dem Fortgehen einen von Orlonskis spanischen Dolchen von der Wand genommen und zu sich gesteckt. Gegen Mitternacht kam sie zurück, warf den Dolch auf den Tisch und sagte: „Nein — es ist nichts daraus geworden, es war die ganze Zeit jemand im Nebenzimmer. Und überhaupt — man stellt sich das doch anders vor — —“ Mehr erfuhren wir nicht über diese letzte Unterredung. Daß wir das alles so selbstverständlich und ohne besondere Verwendung hinnahmen, — bei den unheimlichen Gerüchten, die seit der Affäre Konstantin und seit den letzten Ereignissen umgehen, haben selbst die nüchternsten Köpfe sich gewöhnt, nichts mehr für unmöglich oder untunlich zu halten. So kam dieser Tage Hofmann zu mir, wir machten einen längeren Spaziergang, und er sprach auch über dieses Thema. Ich wunderte mich erst darüber, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <pb facs="#f0188" n="184"/> <p>Aber Maria hatte ihren großen Moment, sie sagte, nein, das könne sie nicht.</p> <p>Dann hatten wir ihretwegen noch schwere Stunden zu überstehen. Sie entschloß sich am Abend noch einmal zu Hallwig zu gehen und ihn zur Rede zu stellen, so kalt und offiziell, durch einen Brief von fremder Hand wollte sie nicht mit diesem Teil ihres Lebens abschließen. Äußerlich war sie sehr ruhig, trotzdem fühlte man, daß eine furchtbare Spannung in ihr war, und Chamotte erzählte uns später, sie habe vor dem Fortgehen einen von Orlonskis spanischen Dolchen von der Wand genommen und zu sich gesteckt.</p> <p>Gegen Mitternacht kam sie zurück, warf den Dolch auf den Tisch und sagte: „Nein — es ist nichts daraus geworden, es war die ganze Zeit jemand im Nebenzimmer. Und überhaupt — man stellt sich das doch anders vor — —“</p> <p>Mehr erfuhren wir nicht über diese letzte Unterredung. Daß wir das alles so selbstverständlich und ohne besondere Verwendung hinnahmen, — bei den unheimlichen Gerüchten, die seit der Affäre Konstantin und seit den letzten Ereignissen umgehen, haben selbst die nüchternsten Köpfe sich gewöhnt, nichts mehr für unmöglich oder untunlich zu halten.</p> <p>So kam dieser Tage Hofmann zu mir, wir machten einen längeren Spaziergang, und er sprach auch über dieses Thema. Ich wunderte mich erst darüber, aber </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0188]
Aber Maria hatte ihren großen Moment, sie sagte, nein, das könne sie nicht.
Dann hatten wir ihretwegen noch schwere Stunden zu überstehen. Sie entschloß sich am Abend noch einmal zu Hallwig zu gehen und ihn zur Rede zu stellen, so kalt und offiziell, durch einen Brief von fremder Hand wollte sie nicht mit diesem Teil ihres Lebens abschließen. Äußerlich war sie sehr ruhig, trotzdem fühlte man, daß eine furchtbare Spannung in ihr war, und Chamotte erzählte uns später, sie habe vor dem Fortgehen einen von Orlonskis spanischen Dolchen von der Wand genommen und zu sich gesteckt.
Gegen Mitternacht kam sie zurück, warf den Dolch auf den Tisch und sagte: „Nein — es ist nichts daraus geworden, es war die ganze Zeit jemand im Nebenzimmer. Und überhaupt — man stellt sich das doch anders vor — —“
Mehr erfuhren wir nicht über diese letzte Unterredung. Daß wir das alles so selbstverständlich und ohne besondere Verwendung hinnahmen, — bei den unheimlichen Gerüchten, die seit der Affäre Konstantin und seit den letzten Ereignissen umgehen, haben selbst die nüchternsten Köpfe sich gewöhnt, nichts mehr für unmöglich oder untunlich zu halten.
So kam dieser Tage Hofmann zu mir, wir machten einen längeren Spaziergang, und er sprach auch über dieses Thema. Ich wunderte mich erst darüber, aber
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