[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700. Courag. Und derselben erzehlte ich auch/ wie ich und du ein paar werden wolten/ und daß mein Herr darein nicht consentiren wolte/ so recommendirte sie mich an diesen so ge- nannten Fleck-Schreiber/ und erzehlte mir erschreckliche Schwäncke von ihm/ die sie von Herr Johannsen seiner Frau im Weinkel- ler erfahren hätte. Grete. Wo hat die Wirthin aber drum gewust? Courag. Derselbe Fleckschreiber liegt alle Abende da/ und säusst/ daß er nicht mehr stehen kan/ hernach klettert er an den Wänden nach Hause/ wie ich denn selbst gestern mit Au- gen gesehen habe. Grete. Warestu denn auch in dem Weinkeller? Cour. Nein/ ich liesse ihn nur heraus ruffen/ und wie er kam/ so kunte er auf keinen Beine stehen/ viel weniger daß er ein klug Wort mir mir hätte reden sollen. Gret. Ey das sind mir die rechten Advocaten/ die aus Tag Nacht/ und aus Nacht Tag machen. Courag. Aber höre doch Gretgen/ weil ich nun meines Herrn seinen Consens habe/ und du deines Grafen seinen/ wie wollen wir denn unsere Sachen nun anstellen? Grete. Ich weiß mein Treu nicht/ wie wir es anstellen werden. Courag. Rede doch mit dem Grafen wegen des Hochzeit-Geschencks/ wie daß wir beyde nun richtig wären. Grete Ach! du hertzes Kind/ darvon darf ich ihn itzo kein Wort gedencken. Courage. H 3
Courag. Und derſelben erzehlte ich auch/ wie ich und du ein paar werden wolten/ und daß mein Herr darein nicht conſentiren wolte/ ſo recommendirte ſie mich an dieſen ſo ge- nannten Fleck-Schreiber/ und erzehlte mir erſchreckliche Schwaͤncke von ihm/ die ſie von Herr Johannſen ſeiner Frau im Weinkel- ler erfahren haͤtte. Grete. Wo hat die Wirthin aber drum gewuſt? Courag. Derſelbe Fleckſchreiber liegt alle Abende da/ und ſaͤuſſt/ daß er nicht mehr ſtehen kan/ hernach klettert er an den Waͤnden nach Hauſe/ wie ich denn ſelbſt geſtern mit Au- gen geſehen habe. Grete. Wareſtu denn auch in dem Weinkeller? Cour. Nein/ ich lieſſe ihn nur heraus ruffen/ und wie er kam/ ſo kunte er auf keinen Beine ſtehen/ viel weniger daß er ein klug Wort mir mir haͤtte reden ſollen. Gret. Ey das ſind miꝛ die rechten Advocaten/ die aus Tag Nacht/ und aus Nacht Tag machẽ. Courag. Aber hoͤre doch Gretgen/ weil ich nun meines Herrn ſeinen Conſens habe/ und du deines Grafen ſeinen/ wie wollen wir denn unſere Sachen nun anſtellen? Grete. Ich weiß mein Treu nicht/ wie wir es anſtellen werden. Courag. Rede doch mit dem Grafen wegen des Hochzeit-Geſchencks/ wie daß wiꝛ beyde nun richtig waͤren. Grete Ach! du hertzes Kind/ darvon darf ich ihn itzo kein Wort gedencken. Courage. H 3
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Courag. Und derſelben erzehlte ich auch/ wie ich
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mein Herr darein nicht conſentiren wolte/
ſo recommendirte ſie mich an dieſen ſo ge-
nannten Fleck-Schreiber/ und erzehlte mir
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Herr Johannſen ſeiner Frau im Weinkel-
ler erfahren haͤtte.
Grete. Wo hat die Wirthin aber drum gewuſt?
Courag. Derſelbe Fleckſchreiber liegt alle Abende
da/ und ſaͤuſſt/ daß er nicht mehr ſtehen kan/
hernach klettert er an den Waͤnden nach
Hauſe/ wie ich denn ſelbſt geſtern mit Au-
gen geſehen habe.
Grete. Wareſtu denn auch in dem Weinkeller?
Cour. Nein/ ich lieſſe ihn nur heraus ruffen/ und
wie er kam/ ſo kunte er auf keinen Beine
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mir mir haͤtte reden ſollen.
Gret. Ey das ſind miꝛ die rechten Advocaten/ die
aus Tag Nacht/ und aus Nacht Tag machẽ.
Courag. Aber hoͤre doch Gretgen/ weil ich nun
meines Herrn ſeinen Conſens habe/ und du
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unſere Sachen nun anſtellen?
Grete. Ich weiß mein Treu nicht/ wie wir es
anſtellen werden.
Courag. Rede doch mit dem Grafen wegen des
Hochzeit-Geſchencks/ wie daß wiꝛ beyde nun
richtig waͤren.
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ihn itzo kein Wort gedencken.
Courage.
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Zitationshilfe: | [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/128>, abgerufen am 16.02.2025. |