wohner, befreyt von der Furcht vor Victorin, den sie für einen Zauberer hielten, hätten gewiß nicht gesäumt, das Joch der Unterwürfigkeit abzuschütteln, und Gott weiß, wie die Sachen in dieser kleinen Co- lonie ergangen wären.
Victorin hielt sich daher einen großen Theil der Nacht ziemlich in der Höhe, untersuchte alles sorg- fältig, und näherte sich ohne Geräusch durch eine sanfte und langsame Bewegung seiner Flügel. Er entdeckte den guten gnädigen Herrn mit seinen Leuten, die sich, ohngefehr einen Büchsenschuß von dem Bal- con im Dunkeln versteckt hatten. Vermuthlich soll- ten sie alle auf einmal losdrücken, um Victorin ia nicht zu fehlen. Erst mit Anbruch des Tages brach- ten sie den Hahn in Ruhe und jeder begab sich zurück. Diesen Augenblick nützte Victorin um den Brief, der auf dem Balcon angemacht war zu holen. Das Ge- räusch ward von dem Herrn bemerkt, der fast eben so geschwind ans Fenster lief; aber der geflügelte Mann entfernte sich. Der Herr schoß seine Doppel- flinte aufs Geratewohl ab, und kam dem Ziele so na- he, daß Victorin die Kugeln vorbeypfeifen hörte. Er beschloß sich eines Briefs halber nicht wieder sol- cher Lebensgefahr auszusetzen, und hofte seine Ursa- chen Christinen einleuchtend zu machen, der er als Gemahl weit werther als jemals war.
Er langte erst bey Tage auf dem unbesteiglichen Berge an, so daß er von vielen Personen, die im Felde oder auf der Reise waren, bemerkt ward. Man sprach nun in der ganzen Dauphine fast von nichts als von
dem
wohner, befreyt von der Furcht vor Victorin, den ſie fuͤr einen Zauberer hielten, haͤtten gewiß nicht geſaͤumt, das Joch der Unterwuͤrfigkeit abzuſchuͤtteln, und Gott weiß, wie die Sachen in dieſer kleinen Co- lonie ergangen waͤren.
Victorin hielt ſich daher einen großen Theil der Nacht ziemlich in der Hoͤhe, unterſuchte alles ſorg- faͤltig, und naͤherte ſich ohne Geraͤuſch durch eine ſanfte und langſame Bewegung ſeiner Fluͤgel. Er entdeckte den guten gnaͤdigen Herrn mit ſeinen Leuten, die ſich, ohngefehr einen Buͤchſenſchuß von dem Bal- con im Dunkeln verſteckt hatten. Vermuthlich ſoll- ten ſie alle auf einmal losdruͤcken, um Victorin ia nicht zu fehlen. Erſt mit Anbruch des Tages brach- ten ſie den Hahn in Ruhe und jeder begab ſich zuruͤck. Dieſen Augenblick nuͤtzte Victorin um den Brief, der auf dem Balcon angemacht war zu holen. Das Ge- raͤuſch ward von dem Herrn bemerkt, der faſt eben ſo geſchwind ans Fenſter lief; aber der gefluͤgelte Mann entfernte ſich. Der Herr ſchoß ſeine Doppel- flinte aufs Geratewohl ab, und kam dem Ziele ſo na- he, daß Victorin die Kugeln vorbeypfeifen hoͤrte. Er beſchloß ſich eines Briefs halber nicht wieder ſol- cher Lebensgefahr auszuſetzen, und hofte ſeine Urſa- chen Chriſtinen einleuchtend zu machen, der er als Gemahl weit werther als jemals war.
Er langte erſt bey Tage auf dem unbeſteiglichen Berge an, ſo daß er von vielen Perſonen, die im Felde oder auf der Reiſe waren, bemerkt ward. Man ſprach nun in der ganzen Dauphine faſt von nichts als von
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wohner, befreyt von der Furcht vor Victorin, den
ſie fuͤr einen Zauberer hielten, haͤtten gewiß nicht
geſaͤumt, das Joch der Unterwuͤrfigkeit abzuſchuͤtteln,
und Gott weiß, wie die Sachen in dieſer kleinen Co-
lonie ergangen waͤren.
Victorin hielt ſich daher einen großen Theil der
Nacht ziemlich in der Hoͤhe, unterſuchte alles ſorg-
faͤltig, und naͤherte ſich ohne Geraͤuſch durch eine
ſanfte und langſame Bewegung ſeiner Fluͤgel. Er
entdeckte den guten gnaͤdigen Herrn mit ſeinen Leuten,
die ſich, ohngefehr einen Buͤchſenſchuß von dem Bal-
con im Dunkeln verſteckt hatten. Vermuthlich ſoll-
ten ſie alle auf einmal losdruͤcken, um Victorin ia
nicht zu fehlen. Erſt mit Anbruch des Tages brach-
ten ſie den Hahn in Ruhe und jeder begab ſich zuruͤck.
Dieſen Augenblick nuͤtzte Victorin um den Brief, der
auf dem Balcon angemacht war zu holen. Das Ge-
raͤuſch ward von dem Herrn bemerkt, der faſt eben
ſo geſchwind ans Fenſter lief; aber der gefluͤgelte
Mann entfernte ſich. Der Herr ſchoß ſeine Doppel-
flinte aufs Geratewohl ab, und kam dem Ziele ſo na-
he, daß Victorin die Kugeln vorbeypfeifen hoͤrte.
Er beſchloß ſich eines Briefs halber nicht wieder ſol-
cher Lebensgefahr auszuſetzen, und hofte ſeine Urſa-
chen Chriſtinen einleuchtend zu machen, der er als
Gemahl weit werther als jemals war.
Er langte erſt bey Tage auf dem unbeſteiglichen
Berge an, ſo daß er von vielen Perſonen, die im Felde
oder auf der Reiſe waren, bemerkt ward. Man ſprach
nun in der ganzen Dauphine faſt von nichts als von
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/85>, abgerufen am 22.07.2024.
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