Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



lich ein schönes Bette, Stühle, Tische, eine Kom-
mode und sogar ein Sopha, auch Silberzeug, rei-
che und leichte Zeuge etc.

Als die Grotte mit allen diesem ausgeziert war,
dacht' er auch an die Hauptsache: die mittägige
Ebene konnte ganz bebaut werden, und wohl ein
dreyßig bis vierzig Personen Unterhalt verschaffen.
Dieser Bau gieng unter den Händen der Vezinier
und ihrer Tochter sehr langsam; sie hatten einen Ge-
hülfen, besonders aber Pferde oder Ochsen nöthig.

Victorin kannte in seinem Orte einen armen
jungen Menschen, der in die Tochter eines reichen
Bauers bey dem er als Schirmeister und Winzer
diente, verliebt war. Diesen nahm er und führt'
ihn an einen schönen Abend auf den unbesteiglichen
Berg, nachdem er vorher drey Pferde, einen Pflug
und auch Getreide zur Aussaat etc. dahin geschafft
hatte. Er versprach diesem armen Menschen, der
ihn nicht erkannte, und, wie die Frau mit ihrem
unehelichen Kinde, für den Teufel hielt, sein Mäd-
chen auch zu bringen, mit der Bedingung, sie gut
zu behandeln. Er zeigt' ihm seine Vorräthe, gab
ihm auf, mit den beyden Frauenzimmern das Feld
zu bebauen, und versicherte ihm, alle acht Tage zu
besuchen.

Victorin hütete sich die Bauertochter zu entfüh-
ren, bis er sicher war, daß niemand von dem Schick-
sale des Schirmeisters etwas argwohnte: er paßte
auf eine schickliche Gelegenheit, bey der Nacht sich
ihrer zu bemächtigen, damit er von niemand bemerkt

würde;



lich ein ſchoͤnes Bette, Stuͤhle, Tiſche, eine Kom-
mode und ſogar ein Sopha, auch Silberzeug, rei-
che und leichte Zeuge ꝛc.

Als die Grotte mit allen dieſem ausgeziert war,
dacht’ er auch an die Hauptſache: die mittaͤgige
Ebene konnte ganz bebaut werden, und wohl ein
dreyßig bis vierzig Perſonen Unterhalt verſchaffen.
Dieſer Bau gieng unter den Haͤnden der Vezinier
und ihrer Tochter ſehr langſam; ſie hatten einen Ge-
huͤlfen, beſonders aber Pferde oder Ochſen noͤthig.

Victorin kannte in ſeinem Orte einen armen
jungen Menſchen, der in die Tochter eines reichen
Bauers bey dem er als Schirmeiſter und Winzer
diente, verliebt war. Dieſen nahm er und fuͤhrt’
ihn an einen ſchoͤnen Abend auf den unbeſteiglichen
Berg, nachdem er vorher drey Pferde, einen Pflug
und auch Getreide zur Ausſaat ꝛc. dahin geſchafft
hatte. Er verſprach dieſem armen Menſchen, der
ihn nicht erkannte, und, wie die Frau mit ihrem
unehelichen Kinde, fuͤr den Teufel hielt, ſein Maͤd-
chen auch zu bringen, mit der Bedingung, ſie gut
zu behandeln. Er zeigt’ ihm ſeine Vorraͤthe, gab
ihm auf, mit den beyden Frauenzimmern das Feld
zu bebauen, und verſicherte ihm, alle acht Tage zu
beſuchen.

Victorin huͤtete ſich die Bauertochter zu entfuͤh-
ren, bis er ſicher war, daß niemand von dem Schick-
ſale des Schirmeiſters etwas argwohnte: er paßte
auf eine ſchickliche Gelegenheit, bey der Nacht ſich
ihrer zu bemaͤchtigen, damit er von niemand bemerkt

wuͤrde;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="47"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
lich ein &#x017F;cho&#x0364;nes Bette, Stu&#x0364;hle, Ti&#x017F;che, eine Kom-<lb/>
mode und &#x017F;ogar ein Sopha, auch Silberzeug, rei-<lb/>
che und leichte Zeuge &#xA75B;c.</p><lb/>
        <p>Als die Grotte mit allen die&#x017F;em ausgeziert war,<lb/>
dacht&#x2019; er auch an die Haupt&#x017F;ache: die mitta&#x0364;gige<lb/>
Ebene konnte ganz bebaut werden, und wohl ein<lb/>
dreyßig bis vierzig Per&#x017F;onen Unterhalt ver&#x017F;chaffen.<lb/>
Die&#x017F;er Bau gieng unter den Ha&#x0364;nden der Vezinier<lb/>
und ihrer Tochter &#x017F;ehr lang&#x017F;am; &#x017F;ie hatten einen Ge-<lb/>
hu&#x0364;lfen, be&#x017F;onders aber Pferde oder Och&#x017F;en no&#x0364;thig.</p><lb/>
        <p>Victorin kannte in &#x017F;einem Orte einen armen<lb/>
jungen Men&#x017F;chen, der in die Tochter eines reichen<lb/>
Bauers bey dem er als Schirmei&#x017F;ter und Winzer<lb/>
diente, verliebt war. Die&#x017F;en nahm er und fu&#x0364;hrt&#x2019;<lb/>
ihn an einen &#x017F;cho&#x0364;nen Abend auf den unbe&#x017F;teiglichen<lb/>
Berg, nachdem er vorher drey Pferde, einen Pflug<lb/>
und auch Getreide zur Aus&#x017F;aat &#xA75B;c. dahin ge&#x017F;chafft<lb/>
hatte. Er ver&#x017F;prach die&#x017F;em armen Men&#x017F;chen, der<lb/>
ihn nicht erkannte, und, wie die Frau mit ihrem<lb/>
unehelichen Kinde, fu&#x0364;r den Teufel hielt, &#x017F;ein Ma&#x0364;d-<lb/>
chen auch zu bringen, mit der Bedingung, &#x017F;ie gut<lb/>
zu behandeln. Er zeigt&#x2019; ihm &#x017F;eine Vorra&#x0364;the, gab<lb/>
ihm auf, mit den beyden Frauenzimmern das Feld<lb/>
zu bebauen, und ver&#x017F;icherte ihm, alle acht Tage zu<lb/>
be&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Victorin hu&#x0364;tete &#x017F;ich die Bauertochter zu entfu&#x0364;h-<lb/>
ren, bis er &#x017F;icher war, daß niemand von dem Schick-<lb/>
&#x017F;ale des Schirmei&#x017F;ters etwas argwohnte: er paßte<lb/>
auf eine &#x017F;chickliche Gelegenheit, bey der Nacht &#x017F;ich<lb/>
ihrer zu bema&#x0364;chtigen, damit er von niemand bemerkt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rde;</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0055] lich ein ſchoͤnes Bette, Stuͤhle, Tiſche, eine Kom- mode und ſogar ein Sopha, auch Silberzeug, rei- che und leichte Zeuge ꝛc. Als die Grotte mit allen dieſem ausgeziert war, dacht’ er auch an die Hauptſache: die mittaͤgige Ebene konnte ganz bebaut werden, und wohl ein dreyßig bis vierzig Perſonen Unterhalt verſchaffen. Dieſer Bau gieng unter den Haͤnden der Vezinier und ihrer Tochter ſehr langſam; ſie hatten einen Ge- huͤlfen, beſonders aber Pferde oder Ochſen noͤthig. Victorin kannte in ſeinem Orte einen armen jungen Menſchen, der in die Tochter eines reichen Bauers bey dem er als Schirmeiſter und Winzer diente, verliebt war. Dieſen nahm er und fuͤhrt’ ihn an einen ſchoͤnen Abend auf den unbeſteiglichen Berg, nachdem er vorher drey Pferde, einen Pflug und auch Getreide zur Ausſaat ꝛc. dahin geſchafft hatte. Er verſprach dieſem armen Menſchen, der ihn nicht erkannte, und, wie die Frau mit ihrem unehelichen Kinde, fuͤr den Teufel hielt, ſein Maͤd- chen auch zu bringen, mit der Bedingung, ſie gut zu behandeln. Er zeigt’ ihm ſeine Vorraͤthe, gab ihm auf, mit den beyden Frauenzimmern das Feld zu bebauen, und verſicherte ihm, alle acht Tage zu beſuchen. Victorin huͤtete ſich die Bauertochter zu entfuͤh- ren, bis er ſicher war, daß niemand von dem Schick- ſale des Schirmeiſters etwas argwohnte: er paßte auf eine ſchickliche Gelegenheit, bey der Nacht ſich ihrer zu bemaͤchtigen, damit er von niemand bemerkt wuͤrde;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/55
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/55>, abgerufen am 23.11.2024.