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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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mit ihnen zu reden habe; um aber nicht bemerkt zu
werden, möchten sie an einen entfernten Ort, den
er angab, sich einfinden.

Während, daß sie dahin giengen, legte Victorin
seine Flügel an, und erhob sich in die Luft; da er
der Mutter und der Tochter gesagt hatte, sie möch-
ten auf einen Stein treten, damit er sie von weiten
sähe, und nicht nöthig hätte sie zu rufen; so stieß
er gerade auf sie nieder, und führte alle beyde mit-
telst zwey breiten Gurten, die er unter den Achseln
um sie schlug, weg.

Vor Schrecken verlohren sie ihr Bewußtseyn, und
Victorin langte durch verdoppelte Geschwindigkeit
mit seiner Last in weniger als einer Stunde auf dem
unbesteiglichen Berge an. Er setzte sie bey den vor-
her hingeschaften Vorräthen nieder, spritzte ihnen
Wasser ins Gesicht, und als sie wieder zu sich kamen,
machte er sich unbemerkt davon. Da die Mutter sehr
gut lesen konnte, schrieb er ihr auf ein Blatt Pap-
pier das hin, was sie thun sollte. Sie las es, als
sie zu sich selbst gekommen, und fand das Verspre-
chen, daß man sie keinen Mangel an Lebensmitteln
leiden lassen, und ihr bald Gesellschaft bringen
würde. Dies war zwar einiger Trost, dem ohnge-
achtet hatte sie eine seltsame Vorstellung von ihrer
Entführung, und glaubte, weil sie ein Land ohne
Einrichtung sahe, vom Teufel zur Bestrafung ihres
vorigen Lebenswandels, dahin gebracht zu seyn.
Jndeß folgte sie doch dem Befehl, fieng mit ihrer
Tochter an zu arbeiten, und Victorin bracht' ihr

von



mit ihnen zu reden habe; um aber nicht bemerkt zu
werden, moͤchten ſie an einen entfernten Ort, den
er angab, ſich einfinden.

Waͤhrend, daß ſie dahin giengen, legte Victorin
ſeine Fluͤgel an, und erhob ſich in die Luft; da er
der Mutter und der Tochter geſagt hatte, ſie moͤch-
ten auf einen Stein treten, damit er ſie von weiten
ſaͤhe, und nicht noͤthig haͤtte ſie zu rufen; ſo ſtieß
er gerade auf ſie nieder, und fuͤhrte alle beyde mit-
telſt zwey breiten Gurten, die er unter den Achſeln
um ſie ſchlug, weg.

Vor Schrecken verlohren ſie ihr Bewußtſeyn, und
Victorin langte durch verdoppelte Geſchwindigkeit
mit ſeiner Laſt in weniger als einer Stunde auf dem
unbeſteiglichen Berge an. Er ſetzte ſie bey den vor-
her hingeſchaften Vorraͤthen nieder, ſpritzte ihnen
Waſſer ins Geſicht, und als ſie wieder zu ſich kamen,
machte er ſich unbemerkt davon. Da die Mutter ſehr
gut leſen konnte, ſchrieb er ihr auf ein Blatt Pap-
pier das hin, was ſie thun ſollte. Sie las es, als
ſie zu ſich ſelbſt gekommen, und fand das Verſpre-
chen, daß man ſie keinen Mangel an Lebensmitteln
leiden laſſen, und ihr bald Geſellſchaft bringen
wuͤrde. Dies war zwar einiger Troſt, dem ohnge-
achtet hatte ſie eine ſeltſame Vorſtellung von ihrer
Entfuͤhrung, und glaubte, weil ſie ein Land ohne
Einrichtung ſahe, vom Teufel zur Beſtrafung ihres
vorigen Lebenswandels, dahin gebracht zu ſeyn.
Jndeß folgte ſie doch dem Befehl, fieng mit ihrer
Tochter an zu arbeiten, und Victorin bracht’ ihr

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[36/0044] mit ihnen zu reden habe; um aber nicht bemerkt zu werden, moͤchten ſie an einen entfernten Ort, den er angab, ſich einfinden. Waͤhrend, daß ſie dahin giengen, legte Victorin ſeine Fluͤgel an, und erhob ſich in die Luft; da er der Mutter und der Tochter geſagt hatte, ſie moͤch- ten auf einen Stein treten, damit er ſie von weiten ſaͤhe, und nicht noͤthig haͤtte ſie zu rufen; ſo ſtieß er gerade auf ſie nieder, und fuͤhrte alle beyde mit- telſt zwey breiten Gurten, die er unter den Achſeln um ſie ſchlug, weg. Vor Schrecken verlohren ſie ihr Bewußtſeyn, und Victorin langte durch verdoppelte Geſchwindigkeit mit ſeiner Laſt in weniger als einer Stunde auf dem unbeſteiglichen Berge an. Er ſetzte ſie bey den vor- her hingeſchaften Vorraͤthen nieder, ſpritzte ihnen Waſſer ins Geſicht, und als ſie wieder zu ſich kamen, machte er ſich unbemerkt davon. Da die Mutter ſehr gut leſen konnte, ſchrieb er ihr auf ein Blatt Pap- pier das hin, was ſie thun ſollte. Sie las es, als ſie zu ſich ſelbſt gekommen, und fand das Verſpre- chen, daß man ſie keinen Mangel an Lebensmitteln leiden laſſen, und ihr bald Geſellſchaft bringen wuͤrde. Dies war zwar einiger Troſt, dem ohnge- achtet hatte ſie eine ſeltſame Vorſtellung von ihrer Entfuͤhrung, und glaubte, weil ſie ein Land ohne Einrichtung ſahe, vom Teufel zur Beſtrafung ihres vorigen Lebenswandels, dahin gebracht zu ſeyn. Jndeß folgte ſie doch dem Befehl, fieng mit ihrer Tochter an zu arbeiten, und Victorin bracht’ ihr von

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/44>, abgerufen am 23.11.2024.