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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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den Eisinseln ausruhten, und dem Kapitain weder
Gutes noch Böses zu thun, so lange er sich keiner von
den beschützten Jnseln näherte. Sie machten auch
mit einander aus, wenn das Schif etwa untergehn
solte, die Equipage zu retten und auf die Christinsel
zu schaffen. Doch dies alles war nicht nöthig; der
Kapitain kehrte wieder zurück auf dem Wege der
Aster-Marquisen etc. inseln, ohne daß er eine von de-
nen gesehn hatte, die man ihm nicht wolte bekant
werden lassen.

Nun bleibt mir nichts weiter zu erzählen übrig,
als die neuen von Hermantin für die ganze christini-
sche Republik gegebenen Gesetze. Dann will ich ih-
nen sagen, wie und mit welcher Gelegenheit ich nach
Europa gekommen bin, nämlich über das Vorgebür-
ge der guten Hofnung, wo unsere Prinzen selbst mich
hintrugen, und ich mich absichtlich als Reisender auf
dem Schiffe des Kapitain Cook einschifte, um sein
künftiges Vorhaben desto besser auszuforschen.

Prinz Hermantin, der das ganze Vertrauen sei-
nes Grosvaters Victorin, seines Oheims des Erbprin-
zen, und die vorzügliche Liebe seines Vater Alexander
genoß, dachte seit seiner Reise an nichts, als an die
schönen Gesetze und weisen Gebräuche der Megapata-
gonen. Brennend vor Verlangen sie in unserm Va-
terlande einzuführen, begab er sich zu den Patagonen
von Victorique, und fragte sie um Rath. Sie waren
völlig mit dem Victorin einverstanden, riethen dem
inngen Prinzen aber eine gute Sache nicht zu über-

eilen.



den Eisinſeln ausruhten, und dem Kapitain weder
Gutes noch Boͤſes zu thun, ſo lange er ſich keiner von
den beſchuͤtzten Jnſeln naͤherte. Sie machten auch
mit einander aus, wenn das Schif etwa untergehn
ſolte, die Equipage zu retten und auf die Chriſtinſel
zu ſchaffen. Doch dies alles war nicht noͤthig; der
Kapitain kehrte wieder zuruͤck auf dem Wege der
Aſter-Marquiſen ꝛc. inſeln, ohne daß er eine von de-
nen geſehn hatte, die man ihm nicht wolte bekant
werden laſſen.

Nun bleibt mir nichts weiter zu erzaͤhlen uͤbrig,
als die neuen von Hermantin fuͤr die ganze chriſtini-
ſche Republik gegebenen Geſetze. Dann will ich ih-
nen ſagen, wie und mit welcher Gelegenheit ich nach
Europa gekommen bin, naͤmlich uͤber das Vorgebuͤr-
ge der guten Hofnung, wo unſere Prinzen ſelbſt mich
hintrugen, und ich mich abſichtlich als Reiſender auf
dem Schiffe des Kapitain Cook einſchifte, um ſein
kuͤnftiges Vorhaben deſto beſſer auszuforſchen.

Prinz Hermantin, der das ganze Vertrauen ſei-
nes Grosvaters Victorin, ſeines Oheims des Erbprin-
zen, und die vorzuͤgliche Liebe ſeines Vater Alexander
genoß, dachte ſeit ſeiner Reiſe an nichts, als an die
ſchoͤnen Geſetze und weiſen Gebraͤuche der Megapata-
gonen. Brennend vor Verlangen ſie in unſerm Va-
terlande einzufuͤhren, begab er ſich zu den Patagonen
von Victorique, und fragte ſie um Rath. Sie waren
voͤllig mit dem Victorin einverſtanden, riethen dem
inngen Prinzen aber eine gute Sache nicht zu uͤber-

eilen.
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[358/0366] den Eisinſeln ausruhten, und dem Kapitain weder Gutes noch Boͤſes zu thun, ſo lange er ſich keiner von den beſchuͤtzten Jnſeln naͤherte. Sie machten auch mit einander aus, wenn das Schif etwa untergehn ſolte, die Equipage zu retten und auf die Chriſtinſel zu ſchaffen. Doch dies alles war nicht noͤthig; der Kapitain kehrte wieder zuruͤck auf dem Wege der Aſter-Marquiſen ꝛc. inſeln, ohne daß er eine von de- nen geſehn hatte, die man ihm nicht wolte bekant werden laſſen. Nun bleibt mir nichts weiter zu erzaͤhlen uͤbrig, als die neuen von Hermantin fuͤr die ganze chriſtini- ſche Republik gegebenen Geſetze. Dann will ich ih- nen ſagen, wie und mit welcher Gelegenheit ich nach Europa gekommen bin, naͤmlich uͤber das Vorgebuͤr- ge der guten Hofnung, wo unſere Prinzen ſelbſt mich hintrugen, und ich mich abſichtlich als Reiſender auf dem Schiffe des Kapitain Cook einſchifte, um ſein kuͤnftiges Vorhaben deſto beſſer auszuforſchen. Prinz Hermantin, der das ganze Vertrauen ſei- nes Grosvaters Victorin, ſeines Oheims des Erbprin- zen, und die vorzuͤgliche Liebe ſeines Vater Alexander genoß, dachte ſeit ſeiner Reiſe an nichts, als an die ſchoͤnen Geſetze und weiſen Gebraͤuche der Megapata- gonen. Brennend vor Verlangen ſie in unſerm Va- terlande einzufuͤhren, begab er ſich zu den Patagonen von Victorique, und fragte ſie um Rath. Sie waren voͤllig mit dem Victorin einverſtanden, riethen dem inngen Prinzen aber eine gute Sache nicht zu uͤber- eilen.

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/366>, abgerufen am 23.11.2024.