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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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eben befand, stehen geblieben, und also volkom-
men oder unvolkommen geworden sind. Jhr Eu-
ropäer habt euch durch die vor langen Jahren un-
ternommene Zernichtung alles dessen, was ihr Un-
gestalten nent, der Mittel, diese schönen Wahr-
heiten zu erkennen, beraubt, aber auch da-
für in der Naturlehre bei allem was die Bildung
der Thiere und des Menschen betrift, blos im
Dunkeln herumgetappt. Einige von euch haben
geglaubt, daß Thier und Mensch, gleich gebildet
als die Erde noch neu war, aus einem Erdenklos
wie die Pilze hervorgekommen wären, und ihr habt
alles das für Fabeln und veriährten Aberglauben
angesehn, was die Alten euch von den Spuren der
Lehre der ersten Menschen, welche halbe gemischte
Wesen, als Centauren, Satyrn, Faunen, Sil-
vanen oder grosse Affen, den Anubis, Minotaurus,
die Cerasten, geflügelten Menschen etc. gesehn hat-
ten, hinterlassen haben. Eure Maler und Poe-
ten verunstalteten alles dieses noch mehr, so wie
alle Unwissende, die wenn sie sich von der Natur
entfernen, und blos ihrer Einbildung folgen, son-
derbare Wesen ohne Aehnlichkeit zusammensetzen.
Jhr, die ihr durch den Aufenthalt in diesen Ge-
genden eines bessern belehrt worden seid, müst von
diesen Jrrthümern zurückkommen; bewundert de[n]
Gang der Natur, und vernichtet, unter dem
Vorwande sie zu verbessern, ia nicht die Stufen, wel-
che sie dem vernünftigen Menschen gelassen hat,
um entweder in ihre Abgründe zu steigen, oder
bis zu ihren Volkommenheiten sich zu erheben.

-- Jch
U 2



eben befand, ſtehen geblieben, und alſo volkom-
men oder unvolkommen geworden ſind. Jhr Eu-
ropaͤer habt euch durch die vor langen Jahren un-
ternommene Zernichtung alles deſſen, was ihr Un-
geſtalten nent, der Mittel, dieſe ſchoͤnen Wahr-
heiten zu erkennen, beraubt, aber auch da-
fuͤr in der Naturlehre bei allem was die Bildung
der Thiere und des Menſchen betrift, blos im
Dunkeln herumgetappt. Einige von euch haben
geglaubt, daß Thier und Menſch, gleich gebildet
als die Erde noch neu war, aus einem Erdenklos
wie die Pilze hervorgekommen waͤren, und ihr habt
alles das fuͤr Fabeln und veriaͤhrten Aberglauben
angeſehn, was die Alten euch von den Spuren der
Lehre der erſten Menſchen, welche halbe gemiſchte
Weſen, als Centauren, Satyrn, Faunen, Sil-
vanen oder groſſe Affen, den Anubis, Minotaurus,
die Ceraſten, gefluͤgelten Menſchen ꝛc. geſehn hat-
ten, hinterlaſſen haben. Eure Maler und Poe-
ten verunſtalteten alles dieſes noch mehr, ſo wie
alle Unwiſſende, die wenn ſie ſich von der Natur
entfernen, und blos ihrer Einbildung folgen, ſon-
derbare Weſen ohne Aehnlichkeit zuſammenſetzen.
Jhr, die ihr durch den Aufenthalt in dieſen Ge-
genden eines beſſern belehrt worden ſeid, muͤſt von
dieſen Jrrthuͤmern zuruͤckkommen; bewundert de[n]
Gang der Natur, und vernichtet, unter dem
Vorwande ſie zu verbeſſern, ia nicht die Stufen, wel-
che ſie dem vernuͤnftigen Menſchen gelaſſen hat,
um entweder in ihre Abgruͤnde zu ſteigen, oder
bis zu ihren Volkommenheiten ſich zu erheben.

— Jch
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[307/0315] eben befand, ſtehen geblieben, und alſo volkom- men oder unvolkommen geworden ſind. Jhr Eu- ropaͤer habt euch durch die vor langen Jahren un- ternommene Zernichtung alles deſſen, was ihr Un- geſtalten nent, der Mittel, dieſe ſchoͤnen Wahr- heiten zu erkennen, beraubt, aber auch da- fuͤr in der Naturlehre bei allem was die Bildung der Thiere und des Menſchen betrift, blos im Dunkeln herumgetappt. Einige von euch haben geglaubt, daß Thier und Menſch, gleich gebildet als die Erde noch neu war, aus einem Erdenklos wie die Pilze hervorgekommen waͤren, und ihr habt alles das fuͤr Fabeln und veriaͤhrten Aberglauben angeſehn, was die Alten euch von den Spuren der Lehre der erſten Menſchen, welche halbe gemiſchte Weſen, als Centauren, Satyrn, Faunen, Sil- vanen oder groſſe Affen, den Anubis, Minotaurus, die Ceraſten, gefluͤgelten Menſchen ꝛc. geſehn hat- ten, hinterlaſſen haben. Eure Maler und Poe- ten verunſtalteten alles dieſes noch mehr, ſo wie alle Unwiſſende, die wenn ſie ſich von der Natur entfernen, und blos ihrer Einbildung folgen, ſon- derbare Weſen ohne Aehnlichkeit zuſammenſetzen. Jhr, die ihr durch den Aufenthalt in dieſen Ge- genden eines beſſern belehrt worden ſeid, muͤſt von dieſen Jrrthuͤmern zuruͤckkommen; bewundert den Gang der Natur, und vernichtet, unter dem Vorwande ſie zu verbeſſern, ia nicht die Stufen, wel- che ſie dem vernuͤnftigen Menſchen gelaſſen hat, um entweder in ihre Abgruͤnde zu ſteigen, oder bis zu ihren Volkommenheiten ſich zu erheben. — Jch U 2

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/315>, abgerufen am 23.11.2024.