Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



hoch waren, und welcher der Vater des iungen
Försmädchen zu seyn schien, trat aus dem Hau-
fen hervor, kam und bot dem iungen fliegenden Man-
ne seine Hand. Nach einigen Freundschaftsbezeigun-
gen begrüßte Alexander, weil er wuste, in welcher
Unruhe sein Vater und sein Bruder waren, die
Stiermänner und Weiber, indem er die Hand aufs
Herz und auf den Mund legte, und entfernte sich,
während alle die armen Wilden das nämliche Zei-
chen wiederholten. So wie er seine Gefährten er-
reichte, liessen sie ein starkes Bläken hören, welches
die drei Männer mit einem dreimaligen Mouh-
Mouhhh! beantworteten.

Jndem sie mit einander überlegten, wie sie es
anfangen wollten, um, ohne die Nation aufzubrin-
gen, zwei von den Wilden zu entführen, verspür-
ten sie in dem Haufen der Gehörnten eine Bewe-
gung. Einen Augenblick drauf sahen sie zwei Män-
ner, nämlich den Alten, der sich ihnen genähert,
und den, welcher ihnen die Merkmale des Vertrau-
ens gegeben hatte, hervortreten, das Försemädchen
bei der Hand führend. Sie überbrachten sol-
che dem Alexander mit deutlichen Anzeichen, daß
sie ihm dieselbe zu seinem Vergnügen überlassen
wollten. Er dankte, und ließ ihnen seine Achtung
gegen dies Geschenke merken; zugleich verlangt' er
aber auch durch Zeichen und ein wenig Bläken,
daß man ihm noch eine iunge Mannsperson über-
lassen möchte. Man verstand ihn, und die beiden
Alten führten eine der schönsten herbei, weshalb die

fliegen-



hoch waren, und welcher der Vater des iungen
Foͤrsmaͤdchen zu ſeyn ſchien, trat aus dem Hau-
fen hervor, kam und bot dem iungen fliegenden Man-
ne ſeine Hand. Nach einigen Freundſchaftsbezeigun-
gen begruͤßte Alexander, weil er wuſte, in welcher
Unruhe ſein Vater und ſein Bruder waren, die
Stiermaͤnner und Weiber, indem er die Hand aufs
Herz und auf den Mund legte, und entfernte ſich,
waͤhrend alle die armen Wilden das naͤmliche Zei-
chen wiederholten. So wie er ſeine Gefaͤhrten er-
reichte, lieſſen ſie ein ſtarkes Blaͤken hoͤren, welches
die drei Maͤnner mit einem dreimaligen Mouh-
Mouhhh! beantworteten.

Jndem ſie mit einander uͤberlegten, wie ſie es
anfangen wollten, um, ohne die Nation aufzubrin-
gen, zwei von den Wilden zu entfuͤhren, verſpuͤr-
ten ſie in dem Haufen der Gehoͤrnten eine Bewe-
gung. Einen Augenblick drauf ſahen ſie zwei Maͤn-
ner, naͤmlich den Alten, der ſich ihnen genaͤhert,
und den, welcher ihnen die Merkmale des Vertrau-
ens gegeben hatte, hervortreten, das Foͤrſemaͤdchen
bei der Hand fuͤhrend. Sie uͤberbrachten ſol-
che dem Alexander mit deutlichen Anzeichen, daß
ſie ihm dieſelbe zu ſeinem Vergnuͤgen uͤberlaſſen
wollten. Er dankte, und ließ ihnen ſeine Achtung
gegen dies Geſchenke merken; zugleich verlangt’ er
aber auch durch Zeichen und ein wenig Blaͤken,
daß man ihm noch eine iunge Mannsperſon uͤber-
laſſen moͤchte. Man verſtand ihn, und die beiden
Alten fuͤhrten eine der ſchoͤnſten herbei, weshalb die

fliegen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0204" n="196"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
hoch waren, und welcher der Vater des iungen<lb/>
Fo&#x0364;rsma&#x0364;dchen zu &#x017F;eyn &#x017F;chien, trat aus dem Hau-<lb/>
fen hervor, kam und bot dem iungen fliegenden Man-<lb/>
ne &#x017F;eine Hand. Nach einigen Freund&#x017F;chaftsbezeigun-<lb/>
gen begru&#x0364;ßte Alexander, weil er wu&#x017F;te, in welcher<lb/>
Unruhe &#x017F;ein Vater und &#x017F;ein Bruder waren, die<lb/>
Stierma&#x0364;nner und Weiber, indem er die Hand aufs<lb/>
Herz und auf den Mund legte, und entfernte &#x017F;ich,<lb/>
wa&#x0364;hrend alle die armen Wilden das na&#x0364;mliche Zei-<lb/>
chen wiederholten. So wie er &#x017F;eine Gefa&#x0364;hrten er-<lb/>
reichte, lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ein &#x017F;tarkes Bla&#x0364;ken ho&#x0364;ren, welches<lb/>
die drei Ma&#x0364;nner mit einem dreimaligen Mouh-<lb/>
Mouhhh! beantworteten.</p><lb/>
          <p>Jndem &#x017F;ie mit einander u&#x0364;berlegten, wie &#x017F;ie es<lb/>
anfangen wollten, um, ohne die Nation aufzubrin-<lb/>
gen, zwei von den Wilden zu entfu&#x0364;hren, ver&#x017F;pu&#x0364;r-<lb/>
ten &#x017F;ie in dem Haufen der Geho&#x0364;rnten eine Bewe-<lb/>
gung. Einen Augenblick drauf &#x017F;ahen &#x017F;ie zwei Ma&#x0364;n-<lb/>
ner, na&#x0364;mlich den Alten, der &#x017F;ich ihnen gena&#x0364;hert,<lb/>
und den, welcher ihnen die Merkmale des Vertrau-<lb/>
ens gegeben hatte, hervortreten, das Fo&#x0364;r&#x017F;ema&#x0364;dchen<lb/>
bei der Hand fu&#x0364;hrend. Sie u&#x0364;berbrachten &#x017F;ol-<lb/>
che dem Alexander mit deutlichen Anzeichen, daß<lb/>
&#x017F;ie ihm die&#x017F;elbe zu &#x017F;einem Vergnu&#x0364;gen u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wollten. Er dankte, und ließ ihnen &#x017F;eine Achtung<lb/>
gegen dies Ge&#x017F;chenke merken; zugleich verlangt&#x2019; er<lb/>
aber auch durch Zeichen und ein wenig Bla&#x0364;ken,<lb/>
daß man ihm noch eine iunge Mannsper&#x017F;on u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte. Man ver&#x017F;tand ihn, und die beiden<lb/>
Alten fu&#x0364;hrten eine der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten herbei, weshalb die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fliegen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0204] hoch waren, und welcher der Vater des iungen Foͤrsmaͤdchen zu ſeyn ſchien, trat aus dem Hau- fen hervor, kam und bot dem iungen fliegenden Man- ne ſeine Hand. Nach einigen Freundſchaftsbezeigun- gen begruͤßte Alexander, weil er wuſte, in welcher Unruhe ſein Vater und ſein Bruder waren, die Stiermaͤnner und Weiber, indem er die Hand aufs Herz und auf den Mund legte, und entfernte ſich, waͤhrend alle die armen Wilden das naͤmliche Zei- chen wiederholten. So wie er ſeine Gefaͤhrten er- reichte, lieſſen ſie ein ſtarkes Blaͤken hoͤren, welches die drei Maͤnner mit einem dreimaligen Mouh- Mouhhh! beantworteten. Jndem ſie mit einander uͤberlegten, wie ſie es anfangen wollten, um, ohne die Nation aufzubrin- gen, zwei von den Wilden zu entfuͤhren, verſpuͤr- ten ſie in dem Haufen der Gehoͤrnten eine Bewe- gung. Einen Augenblick drauf ſahen ſie zwei Maͤn- ner, naͤmlich den Alten, der ſich ihnen genaͤhert, und den, welcher ihnen die Merkmale des Vertrau- ens gegeben hatte, hervortreten, das Foͤrſemaͤdchen bei der Hand fuͤhrend. Sie uͤberbrachten ſol- che dem Alexander mit deutlichen Anzeichen, daß ſie ihm dieſelbe zu ſeinem Vergnuͤgen uͤberlaſſen wollten. Er dankte, und ließ ihnen ſeine Achtung gegen dies Geſchenke merken; zugleich verlangt’ er aber auch durch Zeichen und ein wenig Blaͤken, daß man ihm noch eine iunge Mannsperſon uͤber- laſſen moͤchte. Man verſtand ihn, und die beiden Alten fuͤhrten eine der ſchoͤnſten herbei, weshalb die fliegen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/204
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/204>, abgerufen am 06.05.2024.