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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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hatte, nahm er hierin zu Gehülfen. Nachdem er
die Verwaltung der Geschäfte seinem ältesten Soh-
ne, unter Aufsicht der Mutter, übergeben hatte,
machten sie sich an einem schönen Morgen beide
auf, und richteten ihren Weg in der längern Linie
der Christininsel nach dem Aufgange zu. Sie zo-
gen über ein grosses Meer hin, wo sie die Grenzen
von Victorique sehen konnten: aber kaum waren sie
zwei Grad, oder funfzig Meilen, drüber hinaus,
als sie eine weitläuftige Jnsel entdeckten, die iedoch
der Christineninsel an Größe nicht beikam. Jhrer
Gewohnheit nach schwebten sie etliche Tage lang
über diese Jnsel hin, um deren Bewohner zu ent-
decken; aber sie wurden nichts als Geschöpfe ge-
wahr, die auf vier Füssen gingen, und deren ver-
schiedene ihnen völlig unbekannt waren. Endlich
liessen sie sich mit der Vermuthung, daß diese Jn-
sel auch noch von blossen Nachtmenschen bevölkert
sey, auf einem Berge nieder.

Nach einigen zu ihrer Sicherheit genommenen
Maasregeln, legten sie ihre leichten Flügel an,
und wagten einen von ihrem Aufenthalte etwas
entfernten Spaziergang. Sie fanden gebahnte We-
ge, welches sie in ihrer ersten Meinung bestätigte;
aber diese Wege waren mit Bäumen bedeckt und
so niedrig, daß man nicht anders als auf vier Fü-
ßen drauf hingehen konnte. Sie wagten es daher
nicht, denselben zu folgen, weil es unmöglich gewe-
sen wäre, sich daselbst in Flug zu setzen.

Wäh-



hatte, nahm er hierin zu Gehuͤlfen. Nachdem er
die Verwaltung der Geſchaͤfte ſeinem aͤlteſten Soh-
ne, unter Aufſicht der Mutter, uͤbergeben hatte,
machten ſie ſich an einem ſchoͤnen Morgen beide
auf, und richteten ihren Weg in der laͤngern Linie
der Chriſtininſel nach dem Aufgange zu. Sie zo-
gen uͤber ein groſſes Meer hin, wo ſie die Grenzen
von Victorique ſehen konnten: aber kaum waren ſie
zwei Grad, oder funfzig Meilen, druͤber hinaus,
als ſie eine weitlaͤuftige Jnſel entdeckten, die iedoch
der Chriſtineninſel an Groͤße nicht beikam. Jhrer
Gewohnheit nach ſchwebten ſie etliche Tage lang
uͤber dieſe Jnſel hin, um deren Bewohner zu ent-
decken; aber ſie wurden nichts als Geſchoͤpfe ge-
wahr, die auf vier Fuͤſſen gingen, und deren ver-
ſchiedene ihnen voͤllig unbekannt waren. Endlich
lieſſen ſie ſich mit der Vermuthung, daß dieſe Jn-
ſel auch noch von bloſſen Nachtmenſchen bevoͤlkert
ſey, auf einem Berge nieder.

Nach einigen zu ihrer Sicherheit genommenen
Maasregeln, legten ſie ihre leichten Fluͤgel an,
und wagten einen von ihrem Aufenthalte etwas
entfernten Spaziergang. Sie fanden gebahnte We-
ge, welches ſie in ihrer erſten Meinung beſtaͤtigte;
aber dieſe Wege waren mit Baͤumen bedeckt und
ſo niedrig, daß man nicht anders als auf vier Fuͤ-
ßen drauf hingehen konnte. Sie wagten es daher
nicht, denſelben zu folgen, weil es unmoͤglich gewe-
ſen waͤre, ſich daſelbſt in Flug zu ſetzen.

Waͤh-
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[176/0184] hatte, nahm er hierin zu Gehuͤlfen. Nachdem er die Verwaltung der Geſchaͤfte ſeinem aͤlteſten Soh- ne, unter Aufſicht der Mutter, uͤbergeben hatte, machten ſie ſich an einem ſchoͤnen Morgen beide auf, und richteten ihren Weg in der laͤngern Linie der Chriſtininſel nach dem Aufgange zu. Sie zo- gen uͤber ein groſſes Meer hin, wo ſie die Grenzen von Victorique ſehen konnten: aber kaum waren ſie zwei Grad, oder funfzig Meilen, druͤber hinaus, als ſie eine weitlaͤuftige Jnſel entdeckten, die iedoch der Chriſtineninſel an Groͤße nicht beikam. Jhrer Gewohnheit nach ſchwebten ſie etliche Tage lang uͤber dieſe Jnſel hin, um deren Bewohner zu ent- decken; aber ſie wurden nichts als Geſchoͤpfe ge- wahr, die auf vier Fuͤſſen gingen, und deren ver- ſchiedene ihnen voͤllig unbekannt waren. Endlich lieſſen ſie ſich mit der Vermuthung, daß dieſe Jn- ſel auch noch von bloſſen Nachtmenſchen bevoͤlkert ſey, auf einem Berge nieder. Nach einigen zu ihrer Sicherheit genommenen Maasregeln, legten ſie ihre leichten Fluͤgel an, und wagten einen von ihrem Aufenthalte etwas entfernten Spaziergang. Sie fanden gebahnte We- ge, welches ſie in ihrer erſten Meinung beſtaͤtigte; aber dieſe Wege waren mit Baͤumen bedeckt und ſo niedrig, daß man nicht anders als auf vier Fuͤ- ßen drauf hingehen konnte. Sie wagten es daher nicht, denſelben zu folgen, weil es unmoͤglich gewe- ſen waͤre, ſich daſelbſt in Flug zu ſetzen. Waͤh-

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/184>, abgerufen am 22.11.2024.