Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



(Monden oder Monaten) kann ich dir Antwort
bringen.

"Zehn Vhicilli! So werd' ich dann in dei-
nen zehn Vhicilli von iezt an nicht trinken, nicht
essen, noch schlafen."

"Ha-Oh! (Mein Gott) wie du doch pünkt-
lich bist, meine Limisequi! Wohlan, ich verlan-
ge nicht mehr als zehn Jkirkoh (Sonnen oder
Tage), um unsre Nachbarn zu sehn: hurtiger
kann man nicht gehn!"

"Jch gebe dir nicht zehn Tabalah (Stun-
den) nicht einmal zehn Thathatha (Minuten
oder Pulsschläge); du mußt auf der Stelle zwei
oder drei Oh-Mhan-oh rufen, und dies ent-
scheiden lassen."

"Nun gut, ich will es! sagte gutherzig der
grosse Horkhoumhannloch."

Man rufte alsbald zwei oder drei Familien-
Häupter und legte ihnen in Gegenwart ihrer
Frauen den Fall zur Entscheidung vor. Diese
wichtigen Personen hörten aufmerksam zu, sahen
hierauf einander an, und in vier Minuten mach-
te einer ein Zeichen, daß er reden wolle: wor-
auf die übrigen in drei Minuten sich halb auf
seine Seite kehrten. Jhre Weiber kochten vor
Ungeduld. Endlich fing der grosse Ombombo-
boukikah,
der älteste von ihnen, an: Es ist
ein wichtiger Fall, es kommt auf eine Verbin-
dung mit einer niedrigen Gattung an, die, unge-
achtet sie mit Vernunft begabt ist, uns doch

ihrer
d. fl. Mensch. K



(Monden oder Monaten) kann ich dir Antwort
bringen.

„Zehn Vhicilli! So werd’ ich dann in dei-
nen zehn Vhicilli von iezt an nicht trinken, nicht
eſſen, noch ſchlafen.‟

Ha-Oh! (Mein Gott) wie du doch puͤnkt-
lich biſt, meine Limiſequi! Wohlan, ich verlan-
ge nicht mehr als zehn Jkirkoh (Sonnen oder
Tage), um unſre Nachbarn zu ſehn: hurtiger
kann man nicht gehn!‟

„Jch gebe dir nicht zehn Tabalah (Stun-
den) nicht einmal zehn Thathatha (Minuten
oder Pulsſchlaͤge); du mußt auf der Stelle zwei
oder drei Oh-Mhan-oh rufen, und dies ent-
ſcheiden laſſen.‟

„Nun gut, ich will es! ſagte gutherzig der
groſſe Horkhoumhannloch.

Man rufte alsbald zwei oder drei Familien-
Haͤupter und legte ihnen in Gegenwart ihrer
Frauen den Fall zur Entſcheidung vor. Dieſe
wichtigen Perſonen hoͤrten aufmerkſam zu, ſahen
hierauf einander an, und in vier Minuten mach-
te einer ein Zeichen, daß er reden wolle: wor-
auf die uͤbrigen in drei Minuten ſich halb auf
ſeine Seite kehrten. Jhre Weiber kochten vor
Ungeduld. Endlich fing der groſſe Ombombo-
boukikah,
der aͤlteſte von ihnen, an: Es iſt
ein wichtiger Fall, es kommt auf eine Verbin-
dung mit einer niedrigen Gattung an, die, unge-
achtet ſie mit Vernunft begabt iſt, uns doch

ihrer
d. fl. Menſch. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0153" n="145"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
(Monden oder Monaten) kann ich dir Antwort<lb/>
bringen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Zehn <hi rendition="#fr">Vhicilli!</hi> So werd&#x2019; ich dann in dei-<lb/>
nen zehn Vhicilli von iezt an nicht trinken, nicht<lb/>
e&#x017F;&#x017F;en, noch &#x017F;chlafen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;<hi rendition="#fr">Ha-Oh!</hi> (Mein Gott) wie du doch pu&#x0364;nkt-<lb/>
lich bi&#x017F;t, meine <hi rendition="#fr">Limi&#x017F;equi!</hi> Wohlan, ich verlan-<lb/>
ge nicht mehr als zehn <hi rendition="#fr">Jkirkoh</hi> (Sonnen oder<lb/>
Tage), um un&#x017F;re Nachbarn zu &#x017F;ehn: hurtiger<lb/>
kann man nicht gehn!&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch gebe dir nicht zehn <hi rendition="#fr">Tabalah</hi> (Stun-<lb/>
den) nicht einmal zehn <hi rendition="#fr">Thathatha</hi> (Minuten<lb/>
oder Puls&#x017F;chla&#x0364;ge); du mußt auf der Stelle zwei<lb/>
oder drei <hi rendition="#fr">Oh-Mhan-oh</hi> rufen, und dies ent-<lb/>
&#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nun gut, ich will es! &#x017F;agte gutherzig der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Horkhoumhannloch.</hi>&#x201F;</p><lb/>
          <p>Man rufte alsbald zwei oder drei Familien-<lb/>
Ha&#x0364;upter und legte ihnen in Gegenwart ihrer<lb/>
Frauen den Fall zur Ent&#x017F;cheidung vor. Die&#x017F;e<lb/>
wichtigen Per&#x017F;onen ho&#x0364;rten aufmerk&#x017F;am zu, &#x017F;ahen<lb/>
hierauf einander an, und in vier Minuten mach-<lb/>
te einer ein Zeichen, daß er reden wolle: wor-<lb/>
auf die u&#x0364;brigen in drei Minuten &#x017F;ich halb auf<lb/>
&#x017F;eine Seite kehrten. Jhre Weiber kochten vor<lb/>
Ungeduld. Endlich fing der gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Ombombo-<lb/>
boukikah,</hi> der a&#x0364;lte&#x017F;te von ihnen, an: Es i&#x017F;t<lb/>
ein wichtiger Fall, es kommt auf eine Verbin-<lb/>
dung mit einer niedrigen Gattung an, die, unge-<lb/>
achtet &#x017F;ie mit Vernunft begabt i&#x017F;t, uns doch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">d. fl. Men&#x017F;ch.</hi> K</fw><fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0153] (Monden oder Monaten) kann ich dir Antwort bringen. „Zehn Vhicilli! So werd’ ich dann in dei- nen zehn Vhicilli von iezt an nicht trinken, nicht eſſen, noch ſchlafen.‟ „Ha-Oh! (Mein Gott) wie du doch puͤnkt- lich biſt, meine Limiſequi! Wohlan, ich verlan- ge nicht mehr als zehn Jkirkoh (Sonnen oder Tage), um unſre Nachbarn zu ſehn: hurtiger kann man nicht gehn!‟ „Jch gebe dir nicht zehn Tabalah (Stun- den) nicht einmal zehn Thathatha (Minuten oder Pulsſchlaͤge); du mußt auf der Stelle zwei oder drei Oh-Mhan-oh rufen, und dies ent- ſcheiden laſſen.‟ „Nun gut, ich will es! ſagte gutherzig der groſſe Horkhoumhannloch.‟ Man rufte alsbald zwei oder drei Familien- Haͤupter und legte ihnen in Gegenwart ihrer Frauen den Fall zur Entſcheidung vor. Dieſe wichtigen Perſonen hoͤrten aufmerkſam zu, ſahen hierauf einander an, und in vier Minuten mach- te einer ein Zeichen, daß er reden wolle: wor- auf die uͤbrigen in drei Minuten ſich halb auf ſeine Seite kehrten. Jhre Weiber kochten vor Ungeduld. Endlich fing der groſſe Ombombo- boukikah, der aͤlteſte von ihnen, an: Es iſt ein wichtiger Fall, es kommt auf eine Verbin- dung mit einer niedrigen Gattung an, die, unge- achtet ſie mit Vernunft begabt iſt, uns doch ihrer d. fl. Menſch. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/153
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/153>, abgerufen am 02.05.2024.