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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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sen, antwortete er bloß der Königin seiner Gemah-
lin, als sie mit ihm von Entführung einer Prinzessinn
sprach, das man den Einwohnern der Christinenin-
sel durch ein Beyspiel zeigen müßte, wie man, gleich
ihnen, die Grundsätze der Gleichheit befolgte. Die-
ser Grund schien der Königinn, die überhaupt im-
mer ganz wie ihr Gemahl dachte, zureichend, und
sie schmeichelte sich, ihn auch dem guten Herrn, ih-
rem Vater annehmlich zu machen.

Aber Victorin seiner Seits trug Alexandern auf
die Absichten seines ältern Bruders auszuforschen.
Der junge Mann bemühte sich, aber vergeblich; doch
da er alle Gelegenheit suchte, sich mit seinem Bruder
allein zu unterhalten, so merkte er seine Reisen nach
Victorique; und folgte ihm mit vieler Vorsicht, nicht
bemerkt zu werden. Der ältere flog gerade zur
Wohnung des jungen Patagonischeu Mädchens, wel-
che den Vater und den jüngsten Sohn bey ihrem er-
sten Aufenthalte auf dieser Jnsel zuerst entdeckt hatte.
Alexander ward gewahr, daß das Mädchen seinen
Bruder erwartete; daß sie ihn in ihre Arme empfing
und ihn mit vielen Liebkosungen wegtrug. Er be-
merkte, daß sein Bruder die Liebkosungen erwiederte,
kurz er zweifelte nicht, daß sie einander liebten. Die-
se Entdeckung schien ihm äusserst sonderbar. Er
reiste augenblicklich nach der Christineninsel zurück
und hinterbrachte seinem Vater alles, was er gesehn
hatte.

Victorin versammlete alsbald die ganze königliche
Familie, die Königin, die Prinzessinn Sophie, sei-

nen



ſen, antwortete er bloß der Koͤnigin ſeiner Gemah-
lin, als ſie mit ihm von Entfuͤhrung einer Prinzeſſinn
ſprach, das man den Einwohnern der Chriſtinenin-
ſel durch ein Beyſpiel zeigen muͤßte, wie man, gleich
ihnen, die Grundſaͤtze der Gleichheit befolgte. Die-
ſer Grund ſchien der Koͤniginn, die uͤberhaupt im-
mer ganz wie ihr Gemahl dachte, zureichend, und
ſie ſchmeichelte ſich, ihn auch dem guten Herrn, ih-
rem Vater annehmlich zu machen.

Aber Victorin ſeiner Seits trug Alexandern auf
die Abſichten ſeines aͤltern Bruders auszuforſchen.
Der junge Mann bemuͤhte ſich, aber vergeblich; doch
da er alle Gelegenheit ſuchte, ſich mit ſeinem Bruder
allein zu unterhalten, ſo merkte er ſeine Reiſen nach
Victorique; und folgte ihm mit vieler Vorſicht, nicht
bemerkt zu werden. Der aͤltere flog gerade zur
Wohnung des jungen Patagoniſcheu Maͤdchens, wel-
che den Vater und den juͤngſten Sohn bey ihrem er-
ſten Aufenthalte auf dieſer Jnſel zuerſt entdeckt hatte.
Alexander ward gewahr, daß das Maͤdchen ſeinen
Bruder erwartete; daß ſie ihn in ihre Arme empfing
und ihn mit vielen Liebkoſungen wegtrug. Er be-
merkte, daß ſein Bruder die Liebkoſungen erwiederte,
kurz er zweifelte nicht, daß ſie einander liebten. Die-
ſe Entdeckung ſchien ihm aͤuſſerſt ſonderbar. Er
reiſte augenblicklich nach der Chriſtineninſel zuruͤck
und hinterbrachte ſeinem Vater alles, was er geſehn
hatte.

Victorin verſammlete alsbald die ganze koͤnigliche
Familie, die Koͤnigin, die Prinzeſſinn Sophie, ſei-

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[138/0146] ſen, antwortete er bloß der Koͤnigin ſeiner Gemah- lin, als ſie mit ihm von Entfuͤhrung einer Prinzeſſinn ſprach, das man den Einwohnern der Chriſtinenin- ſel durch ein Beyſpiel zeigen muͤßte, wie man, gleich ihnen, die Grundſaͤtze der Gleichheit befolgte. Die- ſer Grund ſchien der Koͤniginn, die uͤberhaupt im- mer ganz wie ihr Gemahl dachte, zureichend, und ſie ſchmeichelte ſich, ihn auch dem guten Herrn, ih- rem Vater annehmlich zu machen. Aber Victorin ſeiner Seits trug Alexandern auf die Abſichten ſeines aͤltern Bruders auszuforſchen. Der junge Mann bemuͤhte ſich, aber vergeblich; doch da er alle Gelegenheit ſuchte, ſich mit ſeinem Bruder allein zu unterhalten, ſo merkte er ſeine Reiſen nach Victorique; und folgte ihm mit vieler Vorſicht, nicht bemerkt zu werden. Der aͤltere flog gerade zur Wohnung des jungen Patagoniſcheu Maͤdchens, wel- che den Vater und den juͤngſten Sohn bey ihrem er- ſten Aufenthalte auf dieſer Jnſel zuerſt entdeckt hatte. Alexander ward gewahr, daß das Maͤdchen ſeinen Bruder erwartete; daß ſie ihn in ihre Arme empfing und ihn mit vielen Liebkoſungen wegtrug. Er be- merkte, daß ſein Bruder die Liebkoſungen erwiederte, kurz er zweifelte nicht, daß ſie einander liebten. Die- ſe Entdeckung ſchien ihm aͤuſſerſt ſonderbar. Er reiſte augenblicklich nach der Chriſtineninſel zuruͤck und hinterbrachte ſeinem Vater alles, was er geſehn hatte. Victorin verſammlete alsbald die ganze koͤnigliche Familie, die Koͤnigin, die Prinzeſſinn Sophie, ſei- nen

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/146>, abgerufen am 25.11.2024.