aber als man auf dem Felsen ein wenig ruhiger ward, da geriethen Schiffsvolk und Matrosen ins äusserste Erstaunen, viertausend Meilen von ihrem Lande Leute zu sehn, die französisch sprachen, fliegen konnten und ihnen Hülfe leisteten! Doch verschob man jede Untersuchung, denn noch war die Gefahr nicht ganz vorüber.
Die beyden fliegenden Männer brachten alle Per- sonen, zwey und zwey, also vier auf jedem Fluge, auf die Christineninsel ans Land. Als jedermann in Sicherheit war, ward das Meer stille; und als das Schiffsvolk ausgeruht hatte, wurden vier davon wieder auf das Schiff getragen, um die Chaloupe ins Meer zu lassen, um von den Lebensmitteln, was möglich wäre, zu retten. Man fand verschiedene Küsten mit noch unversehrtem Zwieback, Wein, Ge- treide, Brandwein und allerhand Geräthe. Blos das Pulver war gänzlich verdorben. Auch rettete man viele Waaren, die zwar naß geworden, aber noch brauchbar waren. Erst als man alles was man konnte vom Schiffe geholt hatte, zerbrach das Meer es vollends und die Schifbrüchigen fingen an die fliegenden Menschen zu betrachten.
Diese entdeckten ihnen, wer sie wären, und um mehrere Achtung sich zu erwerben, redeten sie mit Bedacht immer vom Herrn von B-m-t, für dessen Sohn und Enkel sie sich ausgaben.
Auf dem ganzen Schiffe waren nur zwey Fran- enzimmer. Man ließ die jüngsten und liebenswür- digsten von den Offizieren, welche die fliegenden Män-
ner
aber als man auf dem Felſen ein wenig ruhiger ward, da geriethen Schiffsvolk und Matroſen ins aͤuſſerſte Erſtaunen, viertauſend Meilen von ihrem Lande Leute zu ſehn, die franzoͤſiſch ſprachen, fliegen konnten und ihnen Huͤlfe leiſteten! Doch verſchob man jede Unterſuchung, denn noch war die Gefahr nicht ganz voruͤber.
Die beyden fliegenden Maͤnner brachten alle Per- ſonen, zwey und zwey, alſo vier auf jedem Fluge, auf die Chriſtineninſel ans Land. Als jedermann in Sicherheit war, ward das Meer ſtille; und als das Schiffsvolk ausgeruht hatte, wurden vier davon wieder auf das Schiff getragen, um die Chaloupe ins Meer zu laſſen, um von den Lebensmitteln, was moͤglich waͤre, zu retten. Man fand verſchiedene Kuͤſten mit noch unverſehrtem Zwieback, Wein, Ge- treide, Brandwein und allerhand Geraͤthe. Blos das Pulver war gaͤnzlich verdorben. Auch rettete man viele Waaren, die zwar naß geworden, aber noch brauchbar waren. Erſt als man alles was man konnte vom Schiffe geholt hatte, zerbrach das Meer es vollends und die Schifbruͤchigen fingen an die fliegenden Menſchen zu betrachten.
Dieſe entdeckten ihnen, wer ſie waͤren, und um mehrere Achtung ſich zu erwerben, redeten ſie mit Bedacht immer vom Herrn von B-m-t, fuͤr deſſen Sohn und Enkel ſie ſich ausgaben.
Auf dem ganzen Schiffe waren nur zwey Fran- enzimmer. Man ließ die juͤngſten und liebenswuͤr- digſten von den Offizieren, welche die fliegenden Maͤn-
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aber als man auf dem Felſen ein wenig ruhiger
ward, da geriethen Schiffsvolk und Matroſen ins
aͤuſſerſte Erſtaunen, viertauſend Meilen von ihrem
Lande Leute zu ſehn, die franzoͤſiſch ſprachen, fliegen
konnten und ihnen Huͤlfe leiſteten! Doch verſchob
man jede Unterſuchung, denn noch war die Gefahr
nicht ganz voruͤber.
Die beyden fliegenden Maͤnner brachten alle Per-
ſonen, zwey und zwey, alſo vier auf jedem Fluge,
auf die Chriſtineninſel ans Land. Als jedermann in
Sicherheit war, ward das Meer ſtille; und als das
Schiffsvolk ausgeruht hatte, wurden vier davon
wieder auf das Schiff getragen, um die Chaloupe
ins Meer zu laſſen, um von den Lebensmitteln, was
moͤglich waͤre, zu retten. Man fand verſchiedene
Kuͤſten mit noch unverſehrtem Zwieback, Wein, Ge-
treide, Brandwein und allerhand Geraͤthe. Blos
das Pulver war gaͤnzlich verdorben. Auch rettete
man viele Waaren, die zwar naß geworden, aber
noch brauchbar waren. Erſt als man alles was
man konnte vom Schiffe geholt hatte, zerbrach das
Meer es vollends und die Schifbruͤchigen fingen an
die fliegenden Menſchen zu betrachten.
Dieſe entdeckten ihnen, wer ſie waͤren, und um
mehrere Achtung ſich zu erwerben, redeten ſie mit
Bedacht immer vom Herrn von B-m-t, fuͤr deſſen
Sohn und Enkel ſie ſich ausgaben.
Auf dem ganzen Schiffe waren nur zwey Fran-
enzimmer. Man ließ die juͤngſten und liebenswuͤr-
digſten von den Offizieren, welche die fliegenden Maͤn-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/132>, abgerufen am 16.02.2025.
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