Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.II. Wan Christus am obgemelten Ort Matt. 15. verwirfft die Satzungen der Juden als eitel und vergeblich: so redet er von denen Satzungen so der H. Schrifft gerad zuwider lauffen / als: daß man vor dem Essen solle die Händ waschen: daß man auch unter dem Essen diese Wäschung der Händen offt solle wiederhohlen/ Marc. 7. v. 3. Item daß man sich waschen solle/ wan man vom Marck[unleserliches Material]kommet/ Marc. 7. v. 4. Item daß man mit den Sündern nicht essen solle Matt. 9. v. II. ja so gar daß man vom Sünder sich nicht solle berühren lassen Luc. 7 v. 39. &c. Solche und dergleichen dem Gebot Gottes und dessen Wort zuwider laussende Satzungen verwirfft Christus: keines weges aber die Satzungen der Päbstischen Kirchen. Antwort. Ihr sprechet das Urtheil über euch selbsten/ und erwürget euch mit eurem eigenen Strang: Dan wo hat Gott in seinem Wort geboten/ daß man sich vor dem Essen nicht waschen solle? Ihr übet ja annoch selbsten solche Waschung. Wo hat Gott befohlen/ daß man mit den Sündern essen/ oder sich von denselben anrühren lassen solle? &c. freylich nirgends/ und mißftehlen doch obgenandte Satzungen Christo/ ob sie schon Gottes Wort und Gebot nicht widerstrebten/ aus Ursachen/ weilen sie als göttliche/ und zur Seelen Wolfahrt besonders ersprießliche Satzungen dem Volck wurden auff getrungen/ oder von den Pharisäern verübt; Wie es auch noch heutiges Tages geschicht mit den Satzungen der Päbstischen Kirchen. III. Hat doch Christus selbsten der Väter Satzungen nicht gäntzlich verworffen/ indem er spricht: Diß soll man thun/ und jenes nicht lassen Luc. II. v. 41. Antwort. Christus redet alda nicht von Menschen-Satzungen: sondern wirfft den Pharisäern für/ daß sie das Gesetz GOttes in äusserlichen geringen Sachen hielten und beobachteten / als: daß sie verzehendeten die Muntze/ und Rauten/ und allerley Kohl: darneben aber die führnehmste Haubt-Gebot ausser acht stelleten/ und sich um dieselben so hoch nicht bekümmerten; Da will nun der HErr Christus/ sie sollen ein Gebot GOttes so wol halten / als das ander. Wie reimt sich dis auf die Satzungen der Päbstischen Kirchen? IV. Steht doch in der Apostel Geschicht cap. 16 v. 4. Daß Paulus und Timotheus/ als sie durch die Städte gezogen/ ihnen überantwortet haben zu halten den Spruch/ welcher von den Aposteln und Ael[unleserliches Material]sten zu Jerusalem beschlossen war. Warum solte man dan auch heutiger Zeit nicht Macht haben etwas zu glauben zu überantworten/ was von der Römischen Kirchen ist beschlossen worden ? Antwort. Zwischen den Apostolischen und Päbstischen Satzungen ist ein grosser Unterscheid: Ist also diese Folgerey umsonst. Zum andern so erscheinet aus der Apostolischen Geschicht cap. 15. v. 23. daß Paulus und Timotheus der Kirchen nicht unbeschriebene/ sondern beschriebene Satzungen/ und welche der Kirchen zu Antiochia schon zugeschickt waren/ haben überantwortet. V. Spricht doch S. Paulus selbst/ er habe den Corinthern etliche Satzungen gegeben/ und sie thun wohl daran/ wan sie dieselbige halten I. Cor. II. v. 2. Warum solte dan dasselbige nicht auch heutiges Tages geiten/ und erlaubt seyn? Antwort. Es müssen erstlich die Papisten beweisen/ daß ihre Satzungen/ so sie für gut Apostolisch rühmen/ warhafftig von den Aposteln herrühren: dan sonsten können sie sich mit der Aposteln exempel im geringsten nicht behelffen/ sondern bleibt wahr der Spruch Hieronymi in Aggae. proph. c. I. Das Schwerdt des Göttlichen Worts schlägt zu nichte/ und treibt zurück alles/ was ohne auctorität und Zeugnüß der Heil. Schrifft als eine Apostolische Satzung erfunden und ertichtet wird. II. Wan Christus am obgemelten Ort Matt. 15. verwirfft die Satzungen der Juden als eitel und vergeblich: so redet er von denen Satzungen so der H. Schrifft gerad zuwider lauffen / als: daß man vor dem Essen solle die Händ waschen: daß man auch unter dem Essen diese Wäschung der Händen offt solle wiederhohlen/ Marc. 7. v. 3. Item daß man sich waschen solle/ wan man vom Marck[unleserliches Material]kom̃et/ Marc. 7. v. 4. Item daß man mit den Sündern nicht essen solle Matt. 9. v. II. ja so gar daß man vom Sünder sich nicht solle berühren lassen Luc. 7 v. 39. &c. Solche und dergleichen dem Gebot Gottes und dessen Wort zuwider laussende Satzungen verwirfft Christus: keines weges aber die Satzungen der Päbstischen Kirchen. Antwort. Ihr sprechet das Urtheil über euch selbsten/ und erwürget euch mit eurem eigenen Strang: Dan wo hat Gott in seinem Wort geboten/ daß man sich vor dem Essen nicht waschen solle? Ihr übet ja annoch selbsten solche Waschung. Wo hat Gott befohlen/ daß man mit den Sündern essen/ oder sich von denselben anrühren lassen solle? &c. freylich nirgends/ und mißftehlen doch obgenandte Satzungen Christo/ ob sie schon Gottes Wort und Gebot nicht widerstrebten/ aus Ursachen/ weilen sie als göttliche/ und zur Seelen Wolfahrt besonders ersprießliche Satzungen dem Volck wurden auff getrungen/ oder von den Pharisäern verübt; Wie es auch noch heutiges Tages geschicht mit den Satzungen der Päbstischen Kirchen. III. Hat doch Christus selbsten der Väter Satzungen nicht gäntzlich verworffen/ indem er spricht: Diß soll man thun/ und jenes nicht lassen Luc. II. v. 41. Antwort. Christus redet alda nicht von Menschen-Satzungen: sondern wirfft den Pharisäern für/ daß sie das Gesetz GOttes in äusserlichen geringen Sachen hielten und beobachteten / als: daß sie verzehendeten die Muntze/ und Rauten/ und allerley Kohl: darneben aber die führnehmste Haubt-Gebot ausser acht stelleten/ und sich um dieselben so hoch nicht bekümmerten; Da will nun der HErr Christus/ sie sollen ein Gebot GOttes so wol halten / als das ander. Wie reimt sich dis auf die Satzungen der Päbstischen Kirchen? IV. Steht doch in der Apostel Geschicht cap. 16 v. 4. Daß Paulus und Timotheus/ als sie durch die Städte gezogen/ ihnen überantwortet haben zu halten den Spruch/ welcher von den Aposteln und Ael[unleserliches Material]sten zu Jerusalem beschlossen war. Warum solte man dan auch heutiger Zeit nicht Macht haben etwas zu glauben zu überantworten/ was von der Römischen Kirchen ist beschlossen worden ? Antwort. Zwischen den Apostolischen und Päbstischen Satzungen ist ein grosser Unterscheid: Ist also diese Folgerey umsonst. Zum andern so erscheinet aus der Apostolischen Geschicht cap. 15. v. 23. daß Paulus und Timotheus der Kirchen nicht unbeschriebene/ sondern beschriebene Satzungen/ und welche der Kirchen zu Antiochia schon zugeschickt waren/ haben überantwortet. V. Spricht doch S. Paulus selbst/ er habe den Corinthern etliche Satzungen gegeben/ und sie thun wohl daran/ wan sie dieselbige halten I. Cor. II. v. 2. Warum solte dan dasselbige nicht auch heutiges Tages geiten/ und erlaubt seyn? Antwort. Es müssen erstlich die Papisten beweisen/ daß ihre Satzungen/ so sie für gut Apostolisch rühmen/ warhafftig von den Aposteln herrühren: dan sonsten können sie sich mit der Aposteln exempel im geringsten nicht behelffen/ sondern bleibt wahr der Spruch Hieronymi in Aggae. proph. c. I. Das Schwerdt des Göttlichen Worts schlägt zu nichte/ und treibt zurück alles/ was ohne auctorität und Zeugnüß der Heil. Schrifft als eine Apostolische Satzung erfunden und ertichtet wird. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0093" n="73"/> <p>II. Wan Christus am obgemelten Ort Matt. 15. verwirfft die Satzungen der Juden als eitel und vergeblich: so redet er von denen Satzungen so der H. Schrifft gerad zuwider lauffen / als: daß man vor dem Essen solle die Händ waschen: daß man auch unter dem Essen diese Wäschung der Händen offt solle wiederhohlen/ Marc. 7. v. 3. Item daß man sich waschen solle/ wan man vom Marck<gap reason="illegible"/>kom̃et/ Marc. 7. v. 4. Item daß man mit den Sündern nicht essen solle Matt. 9. v. II. ja so gar daß man vom Sünder sich nicht solle berühren lassen Luc. 7 v. 39. &c. Solche und dergleichen dem Gebot Gottes und dessen Wort zuwider laussende Satzungen verwirfft Christus: keines weges aber die Satzungen der Päbstischen Kirchen.</p> <p>Antwort. Ihr sprechet das Urtheil über euch selbsten/ und erwürget euch mit eurem eigenen Strang: Dan wo hat Gott in seinem Wort geboten/ daß man sich vor dem Essen nicht waschen solle? Ihr übet ja annoch selbsten solche Waschung. Wo hat Gott befohlen/ daß man mit den Sündern essen/ oder sich von denselben anrühren lassen solle? &c. freylich nirgends/ und mißftehlen doch obgenandte Satzungen Christo/ ob sie schon Gottes Wort und Gebot nicht widerstrebten/ aus Ursachen/ weilen sie als göttliche/ und zur Seelen Wolfahrt besonders ersprießliche Satzungen dem Volck wurden auff getrungen/ oder von den Pharisäern verübt; Wie es auch noch heutiges Tages geschicht mit den Satzungen der Päbstischen Kirchen.</p> <p>III. Hat doch Christus selbsten der Väter Satzungen nicht gäntzlich verworffen/ indem er spricht: Diß soll man thun/ und jenes nicht lassen Luc. II. v. 41.</p> <p>Antwort. Christus redet alda nicht von Menschen-Satzungen: sondern wirfft den Pharisäern für/ daß sie das Gesetz GOttes in äusserlichen geringen Sachen hielten und beobachteten / als: daß sie verzehendeten die Muntze/ und Rauten/ und allerley Kohl: darneben aber die führnehmste Haubt-Gebot ausser acht stelleten/ und sich um dieselben so hoch nicht bekümmerten; Da will nun der HErr Christus/ sie sollen ein Gebot GOttes so wol halten / als das ander. Wie reimt sich dis auf die Satzungen der Päbstischen Kirchen?</p> <p>IV. Steht doch in der Apostel Geschicht cap. 16 v. 4. Daß Paulus und Timotheus/ als sie durch die Städte gezogen/ ihnen überantwortet haben zu halten den Spruch/ welcher von den Aposteln und Ael<gap reason="illegible"/>sten zu Jerusalem beschlossen war. Warum solte man dan auch heutiger Zeit nicht Macht haben etwas zu glauben zu überantworten/ was von der Römischen Kirchen ist beschlossen worden ?</p> <p>Antwort. Zwischen den Apostolischen und Päbstischen Satzungen ist ein grosser Unterscheid: Ist also diese Folgerey umsonst. Zum andern so erscheinet aus der Apostolischen Geschicht cap. 15. v. 23. daß Paulus und Timotheus der Kirchen nicht unbeschriebene/ sondern beschriebene Satzungen/ und welche der Kirchen zu Antiochia schon zugeschickt waren/ haben überantwortet.</p> <p>V. Spricht doch S. Paulus selbst/ er habe den Corinthern etliche Satzungen gegeben/ und sie thun wohl daran/ wan sie dieselbige halten I. Cor. II. v. 2. Warum solte dan dasselbige nicht auch heutiges Tages geiten/ und erlaubt seyn?</p> <p>Antwort. Es müssen erstlich die Papisten beweisen/ daß ihre Satzungen/ so sie für gut Apostolisch rühmen/ warhafftig von den Aposteln herrühren: dan sonsten können sie sich mit der Aposteln exempel im geringsten nicht behelffen/ sondern bleibt wahr der Spruch Hieronymi in Aggae. proph. c. I. Das Schwerdt des Göttlichen Worts schlägt zu nichte/ und treibt zurück alles/ was ohne auctorität und Zeugnüß der Heil. Schrifft als eine Apostolische Satzung erfunden und ertichtet wird.</p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0093]
II. Wan Christus am obgemelten Ort Matt. 15. verwirfft die Satzungen der Juden als eitel und vergeblich: so redet er von denen Satzungen so der H. Schrifft gerad zuwider lauffen / als: daß man vor dem Essen solle die Händ waschen: daß man auch unter dem Essen diese Wäschung der Händen offt solle wiederhohlen/ Marc. 7. v. 3. Item daß man sich waschen solle/ wan man vom Marck_ kom̃et/ Marc. 7. v. 4. Item daß man mit den Sündern nicht essen solle Matt. 9. v. II. ja so gar daß man vom Sünder sich nicht solle berühren lassen Luc. 7 v. 39. &c. Solche und dergleichen dem Gebot Gottes und dessen Wort zuwider laussende Satzungen verwirfft Christus: keines weges aber die Satzungen der Päbstischen Kirchen.
Antwort. Ihr sprechet das Urtheil über euch selbsten/ und erwürget euch mit eurem eigenen Strang: Dan wo hat Gott in seinem Wort geboten/ daß man sich vor dem Essen nicht waschen solle? Ihr übet ja annoch selbsten solche Waschung. Wo hat Gott befohlen/ daß man mit den Sündern essen/ oder sich von denselben anrühren lassen solle? &c. freylich nirgends/ und mißftehlen doch obgenandte Satzungen Christo/ ob sie schon Gottes Wort und Gebot nicht widerstrebten/ aus Ursachen/ weilen sie als göttliche/ und zur Seelen Wolfahrt besonders ersprießliche Satzungen dem Volck wurden auff getrungen/ oder von den Pharisäern verübt; Wie es auch noch heutiges Tages geschicht mit den Satzungen der Päbstischen Kirchen.
III. Hat doch Christus selbsten der Väter Satzungen nicht gäntzlich verworffen/ indem er spricht: Diß soll man thun/ und jenes nicht lassen Luc. II. v. 41.
Antwort. Christus redet alda nicht von Menschen-Satzungen: sondern wirfft den Pharisäern für/ daß sie das Gesetz GOttes in äusserlichen geringen Sachen hielten und beobachteten / als: daß sie verzehendeten die Muntze/ und Rauten/ und allerley Kohl: darneben aber die führnehmste Haubt-Gebot ausser acht stelleten/ und sich um dieselben so hoch nicht bekümmerten; Da will nun der HErr Christus/ sie sollen ein Gebot GOttes so wol halten / als das ander. Wie reimt sich dis auf die Satzungen der Päbstischen Kirchen?
IV. Steht doch in der Apostel Geschicht cap. 16 v. 4. Daß Paulus und Timotheus/ als sie durch die Städte gezogen/ ihnen überantwortet haben zu halten den Spruch/ welcher von den Aposteln und Ael_ sten zu Jerusalem beschlossen war. Warum solte man dan auch heutiger Zeit nicht Macht haben etwas zu glauben zu überantworten/ was von der Römischen Kirchen ist beschlossen worden ?
Antwort. Zwischen den Apostolischen und Päbstischen Satzungen ist ein grosser Unterscheid: Ist also diese Folgerey umsonst. Zum andern so erscheinet aus der Apostolischen Geschicht cap. 15. v. 23. daß Paulus und Timotheus der Kirchen nicht unbeschriebene/ sondern beschriebene Satzungen/ und welche der Kirchen zu Antiochia schon zugeschickt waren/ haben überantwortet.
V. Spricht doch S. Paulus selbst/ er habe den Corinthern etliche Satzungen gegeben/ und sie thun wohl daran/ wan sie dieselbige halten I. Cor. II. v. 2. Warum solte dan dasselbige nicht auch heutiges Tages geiten/ und erlaubt seyn?
Antwort. Es müssen erstlich die Papisten beweisen/ daß ihre Satzungen/ so sie für gut Apostolisch rühmen/ warhafftig von den Aposteln herrühren: dan sonsten können sie sich mit der Aposteln exempel im geringsten nicht behelffen/ sondern bleibt wahr der Spruch Hieronymi in Aggae. proph. c. I. Das Schwerdt des Göttlichen Worts schlägt zu nichte/ und treibt zurück alles/ was ohne auctorität und Zeugnüß der Heil. Schrifft als eine Apostolische Satzung erfunden und ertichtet wird.
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