Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht eure Gedancken/ und eure Wege seynd nicht meine Wege/ spricht der HErr: sondern so viel der Himmel höher ist/ dan die Erde/ so seyn auch meine Wege höher dan eure Wege / und meine Gedancken dan eure Gedancken; Daß also/ was die Menschen für sonderlich Heiligthum halten/ solches vor GOtt dem HErrn ein Greuel ist. Derowegen auch alle spiche Pflantzen/ so der himmlische Vater nicht gepflantzet hat/ sollen ausgereutet werden / Matt. 15. v. 13. Müssen wir demnach in dem wahren Gottes-dienst allein auf GOttes Wort sehen/ und was uns dasselbige dißfals befiehlet/ dem allein müssen wir nachkommen; wir dörffen weder darzu/ noch darvon thun/ Deut. 4. v. 2. Item Deut. 12. v. 32. Und dörffen wir von den Geboten GOttes weder zur rechten/ noch zu der lincken abweichen. Deut. 28. v. 14. Drum beschliesset auch der H. Johannes die völlige H. Schrifft mit diesen nachtrücklichen Worten: So jemand darzu setzet/ so wird GOtt auf ihn zusetzen die Plagen / und so jemand darvon thut/ so wird GOtt abthun sein Theil von dem Buch des Lebens / Apoc. 22. v. 18.

Siebentens/ weilen die Papisten sich immerhin an des Pabstes Gatzungen binden lassen / so verderben sie hierdurch ihren Handel und gesuchten Ruhm: indem sie fürgeben/ ihre Kirche seye die ältiste/ und Alt-Catholische Kirche: da sie doch durch solche Menschen-Satzungen immerhin wird eine neu-gestaltete und allerjüngste Kirche/ indem sie sich stets läst veränderen/ und der Pabst/ nach Gut-bedüncken/ einen neuen Glaubens-Articul seiner Kirch aufftringen/ und auffbürden kan/ unter dem Vorwand einer Apostolischen Satzung.

Achtens/ so seynd die Menschen-Satzungen wegen ihrer schönen Farb und Anstrichs gefährliche Fall-strick: wovor der Apostel Paulus alle Christen gantz ernstlich warnet / sprechend: Sehet zu/ daß euch niemand betriege durch die philosophie und lose Verführung / nach der Menschen-Lehr/ und nach der Welt Satzungen/ und nicht nach Christo/ Coloss. 2. v. 8. Wer demnach sich nicht verwirren will/ läst solche Fall-strick fahren.

Einrede der Papisten.

I. Befiehlt doch S. Paulus selbst seinen Zuhöreren/ sie sollen halten die Satzungen / die sie gelehrt seyn: Es seye durch ihr (der Aposteln) Wort/ oder durch Episteln/ 2. Thess. 2. v. 14. Warum solten dan die Kirchen-Satzungen nicht ebenfals gehalten werden?

Antwort. Die Satzungen Pauli waren gut Apostolisch: daß aber die päbstische Satzungen Apostolisch seyn/ bedarff Beweisens. Uber das/ als S. Paulus solches an seine Thessalonicher schriebe/ waren die Schrifften des Neuen Testamens dero Zeit noch nicht beysammen/ noch alle schrifftlich eingerichtet. Nachdem aber nunmehr alles beysammen / und alles was zu unser Seligkeit zu wissen vonnöhten/ vollkommentlich verfasset/ und zu finden ist: was thuts dan vonnöhten/ daß man die Christen mit Menschen-Satzungen viel beschweren wolle? In Betrachtung/ daß die Haltung derselbigen für GOtt nur eitel ist / und vergeblich/ Matt. 15. v. 6.

nicht eure Gedancken/ und eure Wege seynd nicht meine Wege/ spricht der HErr: sondern so viel der Himmel höher ist/ dan die Erde/ so seyn auch meine Wege höher dan eure Wege / und meine Gedancken dan eure Gedancken; Daß also/ was die Menschen für sonderlich Heiligthum halten/ solches vor GOtt dem HErrn ein Greuel ist. Derowegen auch alle spiche Pflantzen/ so der himmlische Vater nicht gepflantzet hat/ sollen ausgereutet werden / Matt. 15. v. 13. Müssen wir demnach in dem wahren Gottes-dienst allein auf GOttes Wort sehen/ und was uns dasselbige dißfals befiehlet/ dem allein müssen wir nachkommen; wir dörffen weder darzu/ noch darvon thun/ Deut. 4. v. 2. Item Deut. 12. v. 32. Und dörffen wir von den Geboten GOttes weder zur rechten/ noch zu der lincken abweichen. Deut. 28. v. 14. Drum beschliesset auch der H. Johannes die völlige H. Schrifft mit diesen nachtrücklichen Worten: So jemand darzu setzet/ so wird GOtt auf ihn zusetzen die Plagen / und so jemand darvon thut/ so wird GOtt abthun sein Theil von dem Buch des Lebens / Apoc. 22. v. 18.

Siebentens/ weilen die Papisten sich immerhin an des Pabstes Gatzungen binden lassen / so verderben sie hierdurch ihren Handel und gesuchten Ruhm: indem sie fürgeben/ ihre Kirche seye die ältiste/ und Alt-Catholische Kirche: da sie doch durch solche Menschen-Satzungen immerhin wird eine neu-gestaltete und allerjüngste Kirche/ indem sie sich stets läst veränderen/ und der Pabst/ nach Gut-bedüncken/ einen neuen Glaubens-Articul seiner Kirch aufftringen/ und auffbürden kan/ unter dem Vorwand einer Apostolischen Satzung.

Achtens/ so seynd die Menschen-Satzungen wegen ihrer schönen Farb und Anstrichs gefährliche Fall-strick: wovor der Apostel Paulus alle Christen gantz ernstlich warnet / sprechend: Sehet zu/ daß euch niemand betriege durch die philosophie und lose Verführung / nach der Menschen-Lehr/ und nach der Welt Satzungen/ und nicht nach Christo/ Coloss. 2. v. 8. Wer demnach sich nicht verwirren will/ läst solche Fall-strick fahren.

Einrede der Papisten.

I. Befiehlt doch S. Paulus selbst seinen Zuhöreren/ sie sollen halten die Satzungen / die sie gelehrt seyn: Es seye durch ihr (der Aposteln) Wort/ oder durch Episteln/ 2. Thess. 2. v. 14. Warum solten dan die Kirchen-Satzungen nicht ebenfals gehalten werden?

Antwort. Die Satzungen Pauli waren gut Apostolisch: daß aber die päbstische Satzungen Apostolisch seyn/ bedarff Beweisens. Uber das/ als S. Paulus solches an seine Thessalonicher schriebe/ waren die Schrifften des Neuen Testamens dero Zeit noch nicht beysammen/ noch alle schrifftlich eingerichtet. Nachdem aber nunmehr alles beysammen / und alles was zu unser Seligkeit zu wissen vonnöhten/ vollkommentlich verfasset/ und zu finden ist: was thuts dan vonnöhten/ daß man die Christen mit Menschen-Satzungen viel beschweren wolle? In Betrachtung/ daß die Haltung derselbigen für GOtt nur eitel ist / und vergeblich/ Matt. 15. v. 6.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0092" n="72"/>
nicht eure Gedancken/ und eure Wege seynd nicht meine Wege/ spricht der HErr: sondern            so viel der Himmel höher ist/ dan die Erde/ so seyn auch meine Wege höher dan eure Wege           / und meine Gedancken dan eure Gedancken; Daß also/ was die Menschen für sonderlich            Heiligthum halten/ solches vor GOtt dem HErrn ein Greuel ist. Derowegen auch alle spiche            Pflantzen/ so der himmlische Vater nicht gepflantzet hat/ sollen ausgereutet werden /            Matt. 15. v. 13. Müssen wir demnach in dem wahren Gottes-dienst allein auf GOttes Wort            sehen/ und was uns dasselbige dißfals befiehlet/ dem allein müssen wir nachkommen; wir            dörffen weder darzu/ noch darvon thun/ Deut. 4. v. 2. Item Deut. 12. v. 32. Und dörffen            wir von den Geboten GOttes weder zur rechten/ noch zu der lincken abweichen. Deut. 28. v.            14. Drum beschliesset auch der H. Johannes die völlige H. Schrifft mit diesen            nachtrücklichen Worten: So jemand darzu setzet/ so wird GOtt auf ihn zusetzen die Plagen           / und so jemand darvon thut/ so wird GOtt abthun sein Theil von dem Buch des Lebens /            Apoc. 22. v. 18.</p>
        <p>Siebentens/ weilen die Papisten sich immerhin an des Pabstes Gatzungen binden lassen /            so verderben sie hierdurch ihren Handel und gesuchten Ruhm: indem sie fürgeben/ ihre            Kirche seye die ältiste/ und Alt-Catholische Kirche: da sie doch durch solche            Menschen-Satzungen immerhin wird eine neu-gestaltete und allerjüngste Kirche/ indem sie            sich stets läst veränderen/ und der Pabst/ nach Gut-bedüncken/ einen neuen            Glaubens-Articul seiner Kirch aufftringen/ und auffbürden kan/ unter dem Vorwand einer            Apostolischen Satzung.</p>
        <p>Achtens/ so seynd die Menschen-Satzungen wegen ihrer schönen Farb und Anstrichs            gefährliche Fall-strick: wovor der Apostel Paulus alle Christen gantz ernstlich warnet /            sprechend: Sehet zu/ daß euch niemand betriege durch die philosophie und lose Verführung           / nach der Menschen-Lehr/ und nach der Welt Satzungen/ und nicht nach Christo/ Coloss.            2. v. 8. Wer demnach sich nicht verwirren will/ läst solche Fall-strick fahren.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Befiehlt doch S. Paulus selbst seinen Zuhöreren/ sie sollen halten die Satzungen /            die sie gelehrt seyn: Es seye durch ihr (der Aposteln) Wort/ oder durch Episteln/ 2.            Thess. 2. v. 14. Warum solten dan die Kirchen-Satzungen nicht ebenfals gehalten            werden?</p>
        <p>Antwort. Die Satzungen Pauli waren gut Apostolisch: daß aber die päbstische Satzungen            Apostolisch seyn/ bedarff Beweisens. Uber das/ als S. Paulus solches an seine            Thessalonicher schriebe/ waren die Schrifften des Neuen Testamens dero Zeit noch nicht            beysammen/ noch alle schrifftlich eingerichtet. Nachdem aber nunmehr alles beysammen /            und alles was zu unser Seligkeit zu wissen vonnöhten/ vollkommentlich verfasset/ und zu            finden ist: was thuts dan vonnöhten/ daß man die Christen mit Menschen-Satzungen viel            beschweren wolle? In Betrachtung/ daß die Haltung derselbigen für GOtt nur eitel ist /            und vergeblich/ Matt. 15. v. 6.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0092] nicht eure Gedancken/ und eure Wege seynd nicht meine Wege/ spricht der HErr: sondern so viel der Himmel höher ist/ dan die Erde/ so seyn auch meine Wege höher dan eure Wege / und meine Gedancken dan eure Gedancken; Daß also/ was die Menschen für sonderlich Heiligthum halten/ solches vor GOtt dem HErrn ein Greuel ist. Derowegen auch alle spiche Pflantzen/ so der himmlische Vater nicht gepflantzet hat/ sollen ausgereutet werden / Matt. 15. v. 13. Müssen wir demnach in dem wahren Gottes-dienst allein auf GOttes Wort sehen/ und was uns dasselbige dißfals befiehlet/ dem allein müssen wir nachkommen; wir dörffen weder darzu/ noch darvon thun/ Deut. 4. v. 2. Item Deut. 12. v. 32. Und dörffen wir von den Geboten GOttes weder zur rechten/ noch zu der lincken abweichen. Deut. 28. v. 14. Drum beschliesset auch der H. Johannes die völlige H. Schrifft mit diesen nachtrücklichen Worten: So jemand darzu setzet/ so wird GOtt auf ihn zusetzen die Plagen / und so jemand darvon thut/ so wird GOtt abthun sein Theil von dem Buch des Lebens / Apoc. 22. v. 18. Siebentens/ weilen die Papisten sich immerhin an des Pabstes Gatzungen binden lassen / so verderben sie hierdurch ihren Handel und gesuchten Ruhm: indem sie fürgeben/ ihre Kirche seye die ältiste/ und Alt-Catholische Kirche: da sie doch durch solche Menschen-Satzungen immerhin wird eine neu-gestaltete und allerjüngste Kirche/ indem sie sich stets läst veränderen/ und der Pabst/ nach Gut-bedüncken/ einen neuen Glaubens-Articul seiner Kirch aufftringen/ und auffbürden kan/ unter dem Vorwand einer Apostolischen Satzung. Achtens/ so seynd die Menschen-Satzungen wegen ihrer schönen Farb und Anstrichs gefährliche Fall-strick: wovor der Apostel Paulus alle Christen gantz ernstlich warnet / sprechend: Sehet zu/ daß euch niemand betriege durch die philosophie und lose Verführung / nach der Menschen-Lehr/ und nach der Welt Satzungen/ und nicht nach Christo/ Coloss. 2. v. 8. Wer demnach sich nicht verwirren will/ läst solche Fall-strick fahren. Einrede der Papisten. I. Befiehlt doch S. Paulus selbst seinen Zuhöreren/ sie sollen halten die Satzungen / die sie gelehrt seyn: Es seye durch ihr (der Aposteln) Wort/ oder durch Episteln/ 2. Thess. 2. v. 14. Warum solten dan die Kirchen-Satzungen nicht ebenfals gehalten werden? Antwort. Die Satzungen Pauli waren gut Apostolisch: daß aber die päbstische Satzungen Apostolisch seyn/ bedarff Beweisens. Uber das/ als S. Paulus solches an seine Thessalonicher schriebe/ waren die Schrifften des Neuen Testamens dero Zeit noch nicht beysammen/ noch alle schrifftlich eingerichtet. Nachdem aber nunmehr alles beysammen / und alles was zu unser Seligkeit zu wissen vonnöhten/ vollkommentlich verfasset/ und zu finden ist: was thuts dan vonnöhten/ daß man die Christen mit Menschen-Satzungen viel beschweren wolle? In Betrachtung/ daß die Haltung derselbigen für GOtt nur eitel ist / und vergeblich/ Matt. 15. v. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/92
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/92>, abgerufen am 19.05.2024.