Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.ist es ja nur ein von GOtt verfluchter Raub/ den Leyen diesen Schatz entziehen und entwenden. So ist auch die Bibel das eintzige Licht/ so die Finsterniß irriger Lehr/ als auch schädlicher Laster zu vertreiben GOtt hat angezündet/ Ps. 118, v, 105. Warum solte man dann die Leyen dieses schönen Lichts berauben/ und sie in der Finsterniß lassen herum tappen? So ist auch die Bibel in dieser Jammer-Welt bey geistlichen und leiblichen Anfechtungen der eintzige Trost der beängstigten Seelen: also daß David spricht Ps. 118. v. 92. Wann er die Bibel nicht gehabt hätte/ so wäre er vergangen in seinem Elend. Warum solte man dann den Leyen diesen Trost-Brunnen so gewaltthätiger Weise verstopffen? Es ist ja auch die Bibel das von GOtt dem Menschen zur Seeligkeit verordnetes und ertheiltes Mittel Luc. 19. v. 29. Sie ist eine zur Seeligkeit verordnete Krafft GOttes Rom. I. v. 16. Sie ist ein Wort/ so die Seelen kan seelig machen Jac. I. v. 21. Warum wolte dann die menschliche Thorheitder päbstischen Klüglingen das von der unendlichen Weißheit GOTTES verordnete Mittel anders einrichten/ und abschaffen? Uber solcher grausamen Boßheit hat CHristus schon längst Wehe geruffen Matth. 23. v. 13. Wehe euch ihr Schrifftgelehrten und Pharisäer: Ihr Heuchler/ die ihr das Himmelreich zuschliesset für den Menschen: Ihr kommet nicht hinein/ und die hinein wollen/ lasset ihr nicht hinein gehen. Und auf solche Bibel-Verbieter erschallet billig der Donner GOTTes: Das nicht unterrichtete Volck wird zwar sterben: aber ihr Blut will ich von euren Händen erfordern Ezech. 3. v. 18. Einrede der Papisten. I. Diese Wort Christi: Sucht in der Schrifft: Joh. 5. v. 39. betreffen nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ hat also der gemeine Mann sich um diese Wort und den Befehl Christi nichts zu bekümmern. Antwort. Diese Wort Christi betreffen insgemein alle die/ so die Gesandtschafft hatten abgeschickt zu Christo: wie diß erhellet aus dem 33. Vers des bemeldten Capitels: nun aber haben nicht nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ sondern das gantze Jüdische Volck diese Gesandtschafft abgefertigt Joh. I. v. 19. Folgens betrifft dieser Befehl auch das gemeine Volck und die Leyen. II. Viele Sachen in der Heil. Schrifft seynd gar schwer/ und unverständlich: kan derowegen die Heil. Schrifft von den Leyen nicht mit Nutz gelesen werden. Antwort. David Ps. 19. v. 8. redet anders hiervon/ da er sagt: Das Wort GOTTes macht die Einfältigen weis. Verstehen sie dann nicht alles/ so verstehen sie doch allweg etwas / das zu ihrem Nutz ersprießlich ist: verstehet doch nicht alles auch der Pabst selbsten: und ders nicht versteht zum ersten mahl/ der lese es zum zweyten: Es wird auch ein Leye immer etwas daraus ziehen zur Ersprießligkeit seiner Seelen: und spricht Pabst Gregorius I. Epist. ad Leand. gar recht und wohl: Die Heil Schrifft ist gleichsam ein Fluß: der voll und tieff ist/ worin- ist es ja nur ein von GOtt verfluchter Raub/ den Leyen diesen Schatz entziehen und entwenden. So ist auch die Bibel das eintzige Licht/ so die Finsterniß irriger Lehr/ als auch schädlicher Laster zu vertreiben GOtt hat angezündet/ Ps. 118, v, 105. Warum solte man dann die Leyen dieses schönen Lichts berauben/ und sie in der Finsterniß lassen herum tappen? So ist auch die Bibel in dieser Jammer-Welt bey geistlichen und leiblichen Anfechtungen der eintzige Trost der beängstigten Seelen: also daß David spricht Ps. 118. v. 92. Wann er die Bibel nicht gehabt hätte/ so wäre er vergangen in seinem Elend. Warum solte man dann den Leyen diesen Trost-Brunnen so gewaltthätiger Weise verstopffen? Es ist ja auch die Bibel das von GOtt dem Menschen zur Seeligkeit verordnetes und ertheiltes Mittel Luc. 19. v. 29. Sie ist eine zur Seeligkeit verordnete Krafft GOttes Rom. I. v. 16. Sie ist ein Wort/ so die Seelen kan seelig machen Jac. I. v. 21. Warum wolte dann die menschliche Thorheitder päbstischen Klüglingen das von der unendlichen Weißheit GOTTES verordnete Mittel anders einrichten/ und abschaffen? Uber solcher grausamen Boßheit hat CHristus schon längst Wehe geruffen Matth. 23. v. 13. Wehe euch ihr Schrifftgelehrten und Pharisäer: Ihr Heuchler/ die ihr das Himmelreich zuschliesset für den Menschen: Ihr kommet nicht hinein/ und die hinein wollen/ lasset ihr nicht hinein gehen. Und auf solche Bibel-Verbieter erschallet billig der Donner GOTTes: Das nicht unterrichtete Volck wird zwar sterben: aber ihr Blut will ich von euren Händen erfordern Ezech. 3. v. 18. Einrede der Papisten. I. Diese Wort Christi: Sucht in der Schrifft: Joh. 5. v. 39. betreffen nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ hat also der gemeine Mann sich um diese Wort und den Befehl Christi nichts zu bekümmern. Antwort. Diese Wort Christi betreffen insgemein alle die/ so die Gesandtschafft hatten abgeschickt zu Christo: wie diß erhellet aus dem 33. Vers des bemeldten Capitels: nun aber haben nicht nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ sondern das gantze Jüdische Volck diese Gesandtschafft abgefertigt Joh. I. v. 19. Folgens betrifft dieser Befehl auch das gemeine Volck und die Leyen. II. Viele Sachen in der Heil. Schrifft seynd gar schwer/ und unverständlich: kan derowegen die Heil. Schrifft von den Leyen nicht mit Nutz gelesen werden. Antwort. David Ps. 19. v. 8. redet anders hiervon/ da er sagt: Das Wort GOTTes macht die Einfältigen weis. Verstehen sie dann nicht alles/ so verstehen sie doch allweg etwas / das zu ihrem Nutz ersprießlich ist: verstehet doch nicht alles auch der Pabst selbsten: und ders nicht versteht zum ersten mahl/ der lese es zum zweyten: Es wird auch ein Leye immer etwas daraus ziehen zur Ersprießligkeit seiner Seelen: und spricht Pabst Gregorius I. Epist. ad Leand. gar recht und wohl: Die Heil Schrifft ist gleichsam ein Fluß: der voll und tieff ist/ worin- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0071" n="51"/> ist es ja nur ein von GOtt verfluchter Raub/ den Leyen diesen Schatz entziehen und entwenden.</p> <p>So ist auch die Bibel das eintzige Licht/ so die Finsterniß irriger Lehr/ als auch schädlicher Laster zu vertreiben GOtt hat angezündet/ Ps. 118, v, 105. Warum solte man dann die Leyen dieses schönen Lichts berauben/ und sie in der Finsterniß lassen herum tappen?</p> <p>So ist auch die Bibel in dieser Jammer-Welt bey geistlichen und leiblichen Anfechtungen der eintzige Trost der beängstigten Seelen: also daß David spricht Ps. 118. v. 92. Wann er die Bibel nicht gehabt hätte/ so wäre er vergangen in seinem Elend. Warum solte man dann den Leyen diesen Trost-Brunnen so gewaltthätiger Weise verstopffen?</p> <p>Es ist ja auch die Bibel das von GOtt dem Menschen zur Seeligkeit verordnetes und ertheiltes Mittel Luc. 19. v. 29. Sie ist eine zur Seeligkeit verordnete Krafft GOttes Rom. I. v. 16. Sie ist ein Wort/ so die Seelen kan seelig machen Jac. I. v. 21. Warum wolte dann die menschliche Thorheitder päbstischen Klüglingen das von der unendlichen Weißheit GOTTES verordnete Mittel anders einrichten/ und abschaffen? Uber solcher grausamen Boßheit hat CHristus schon längst Wehe geruffen Matth. 23. v. 13. Wehe euch ihr Schrifftgelehrten und Pharisäer: Ihr Heuchler/ die ihr das Himmelreich zuschliesset für den Menschen: Ihr kommet nicht hinein/ und die hinein wollen/ lasset ihr nicht hinein gehen. Und auf solche Bibel-Verbieter erschallet billig der Donner GOTTes: Das nicht unterrichtete Volck wird zwar sterben: aber ihr Blut will ich von euren Händen erfordern Ezech. 3. v. 18.</p> <p>Einrede der Papisten.</p> <p>I. Diese Wort Christi: Sucht in der Schrifft: Joh. 5. v. 39. betreffen nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ hat also der gemeine Mann sich um diese Wort und den Befehl Christi nichts zu bekümmern.</p> <p>Antwort. Diese Wort Christi betreffen insgemein alle die/ so die Gesandtschafft hatten abgeschickt zu Christo: wie diß erhellet aus dem 33. Vers des bemeldten Capitels: nun aber haben nicht nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ sondern das gantze Jüdische Volck diese Gesandtschafft abgefertigt Joh. I. v. 19. Folgens betrifft dieser Befehl auch das gemeine Volck und die Leyen.</p> <p>II. Viele Sachen in der Heil. Schrifft seynd gar schwer/ und unverständlich: kan derowegen die Heil. Schrifft von den Leyen nicht mit Nutz gelesen werden.</p> <p>Antwort. David Ps. 19. v. 8. redet anders hiervon/ da er sagt: Das Wort GOTTes macht die Einfältigen weis. Verstehen sie dann nicht alles/ so verstehen sie doch allweg etwas / das zu ihrem Nutz ersprießlich ist: verstehet doch nicht alles auch der Pabst selbsten: und ders nicht versteht zum ersten mahl/ der lese es zum zweyten: Es wird auch ein Leye immer etwas daraus ziehen zur Ersprießligkeit seiner Seelen: und spricht Pabst Gregorius I. Epist. ad Leand. gar recht und wohl: Die Heil Schrifft ist gleichsam ein Fluß: der voll und tieff ist/ worin- </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0071]
ist es ja nur ein von GOtt verfluchter Raub/ den Leyen diesen Schatz entziehen und entwenden.
So ist auch die Bibel das eintzige Licht/ so die Finsterniß irriger Lehr/ als auch schädlicher Laster zu vertreiben GOtt hat angezündet/ Ps. 118, v, 105. Warum solte man dann die Leyen dieses schönen Lichts berauben/ und sie in der Finsterniß lassen herum tappen?
So ist auch die Bibel in dieser Jammer-Welt bey geistlichen und leiblichen Anfechtungen der eintzige Trost der beängstigten Seelen: also daß David spricht Ps. 118. v. 92. Wann er die Bibel nicht gehabt hätte/ so wäre er vergangen in seinem Elend. Warum solte man dann den Leyen diesen Trost-Brunnen so gewaltthätiger Weise verstopffen?
Es ist ja auch die Bibel das von GOtt dem Menschen zur Seeligkeit verordnetes und ertheiltes Mittel Luc. 19. v. 29. Sie ist eine zur Seeligkeit verordnete Krafft GOttes Rom. I. v. 16. Sie ist ein Wort/ so die Seelen kan seelig machen Jac. I. v. 21. Warum wolte dann die menschliche Thorheitder päbstischen Klüglingen das von der unendlichen Weißheit GOTTES verordnete Mittel anders einrichten/ und abschaffen? Uber solcher grausamen Boßheit hat CHristus schon längst Wehe geruffen Matth. 23. v. 13. Wehe euch ihr Schrifftgelehrten und Pharisäer: Ihr Heuchler/ die ihr das Himmelreich zuschliesset für den Menschen: Ihr kommet nicht hinein/ und die hinein wollen/ lasset ihr nicht hinein gehen. Und auf solche Bibel-Verbieter erschallet billig der Donner GOTTes: Das nicht unterrichtete Volck wird zwar sterben: aber ihr Blut will ich von euren Händen erfordern Ezech. 3. v. 18.
Einrede der Papisten.
I. Diese Wort Christi: Sucht in der Schrifft: Joh. 5. v. 39. betreffen nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ hat also der gemeine Mann sich um diese Wort und den Befehl Christi nichts zu bekümmern.
Antwort. Diese Wort Christi betreffen insgemein alle die/ so die Gesandtschafft hatten abgeschickt zu Christo: wie diß erhellet aus dem 33. Vers des bemeldten Capitels: nun aber haben nicht nur die Pharisäer und Schrifftgelehrten/ sondern das gantze Jüdische Volck diese Gesandtschafft abgefertigt Joh. I. v. 19. Folgens betrifft dieser Befehl auch das gemeine Volck und die Leyen.
II. Viele Sachen in der Heil. Schrifft seynd gar schwer/ und unverständlich: kan derowegen die Heil. Schrifft von den Leyen nicht mit Nutz gelesen werden.
Antwort. David Ps. 19. v. 8. redet anders hiervon/ da er sagt: Das Wort GOTTes macht die Einfältigen weis. Verstehen sie dann nicht alles/ so verstehen sie doch allweg etwas / das zu ihrem Nutz ersprießlich ist: verstehet doch nicht alles auch der Pabst selbsten: und ders nicht versteht zum ersten mahl/ der lese es zum zweyten: Es wird auch ein Leye immer etwas daraus ziehen zur Ersprießligkeit seiner Seelen: und spricht Pabst Gregorius I. Epist. ad Leand. gar recht und wohl: Die Heil Schrifft ist gleichsam ein Fluß: der voll und tieff ist/ worin-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/71 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/71>, abgerufen am 16.02.2025. |