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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weißheit. Col. 3. v. 16. Wie dann auch der Heil. Apostel und Evangelist Joannes seine erste Canonische Epistel an allerley Standes- und Alters-Persohnen/ und also auch an die Leyen geschrieben hat: da er spricht: Liebe Kindlein/ ich schreibe euch: Ich schreibe euch Vätter: Ich schreibe euch Jünglingen/ ich schreibe euch Kinder/ Joh. 2. v. 12. 13. 14. Imgleichen St. Petrus schreibet seine Epistel an die erwählte Frömdlinge hin und wieder. Wann nun die Episteln durch die Aposteln den Leyen seynd zugeschrieben worden/ warum solten dann die Leyen solche zugeschriebene Episteln nicht auch lesen dörffen?

Viertens: Es seynd ja auch freylich die Brüder des reichen Schlemmers nicht Priester / sondern Leyen und Welt-Leute gewesen: doch gleichwol verweiset sie Abraham an den Moysen und die Propheten/ wann sie der Höllen-Glut entrinnen wolten. Luc. 16. v. 29.

Fünfftens: Hat doch Esaias geweissaget/ daß sie alle (und also auch die Leyen) von GOTT gelehrt seyn werden/ Esa. 54. v. 13. Diß aber wird ohne Zweiffel geschehen/ vermittels des Worts GOttes. Warum sollen sie es dann nicht lesen dörffen?

Sechstens: So hat man auch dessen klare Exempel in der Heil. Schrifft als an den Kämmerer der Königin Candaces, welcher den Propheten Esaiam gelesen/ Act. 8. v. 28. Deßgleichen an denen zu Berrhöe, welche freylich Leyen gewesen/ und gleichwol rühmet der Heil. Geist von ihnen/ daß sie in der Schrifft geforschet haben/ ob St. Pauli Predigten mit derselbigen übereinstimmeten Act. 17. v. 11. So rühmet auch St. Paulus den ungefärbten Glauben in Loide der Großmutter/ und Eunice der Mutter Timothei, 2. Tim. I. v. 5. Und lobet auch Timotheum/ daß er von Jugend auf seye in der Schrifft unterwiesen worden/ 2. Tim. 3. v. 15. so werden auch diese Weiber wohl in der Schrifft gelesen haben.

Siebentens: Befiehlt auch Christus insgemein jederman in der Schrifft zu forschen: da er dann nicht den Priestern allein/ sondern auch den andern Zuhörern solchen Befehl ertheilet hat/ sucht in der Schrifft/ Joh. 5. v. 39. So wird auch alle, auch die Leyen nach dem Todt das Wort GOttes richten am Jüngsten Tage/ Joh. 12. v. 48. So kan man ja diese Wissenschafft des Worts GOttes den Leyen nicht verbieten.

Achtens: So will auch Petrus/ daß auch die Leyen allzeit sollen bereit seyen zur Verantwortung jederman/ der Grund oder Ursach fordert der Hoffnung und Glaubens/ so in ihnen ist/ I. Petr. 3. v. 15. sollen sie nun wegen ihres Glaubens jederman Rede und Antwort geben/ so müssen sie ja solches zu erst aus der Heil. Schrifft erlernen/ und aus diesem Brunnen solche Wissenschafft schöpffen.

Neuntens: So ist auch die Bibel der Sinn GOTTES/ da GOTT seinen heiligsten Willen den Menschen hat geoffenbahret/ wie man von ihm glauben solle/ Joh. 20. v. 31. wie man leben solle. Gal. 6. v. 6. 2. Tim. 3. v. 16. Warum solte man dann dem Menschen verbieten/ daß er den Sinn und Willen seines Schöpffers in der Bibel nicht erforsche? Es ist auch das Wort GOttes eine gute Beylage/ so mit allem Fleiß als das edelste Kleynod soll bewahret werden/ 2. Tim. I. v. 14. So

Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weißheit. Col. 3. v. 16. Wie dann auch der Heil. Apostel und Evangelist Joannes seine erste Canonische Epistel an allerley Standes- und Alters-Persohnen/ und also auch an die Leyen geschrieben hat: da er spricht: Liebe Kindlein/ ich schreibe euch: Ich schreibe euch Vätter: Ich schreibe euch Jünglingen/ ich schreibe euch Kinder/ Joh. 2. v. 12. 13. 14. Imgleichen St. Petrus schreibet seine Epistel an die erwählte Frömdlinge hin und wieder. Wann nun die Episteln durch die Aposteln den Leyen seynd zugeschrieben worden/ warum solten dann die Leyen solche zugeschriebene Episteln nicht auch lesen dörffen?

Viertens: Es seynd ja auch freylich die Brüder des reichen Schlemmers nicht Priester / sondern Leyen und Welt-Leute gewesen: doch gleichwol verweiset sie Abraham an den Moysen und die Propheten/ wann sie der Höllen-Glut entrinnen wolten. Luc. 16. v. 29.

Fünfftens: Hat doch Esaias geweissaget/ daß sie alle (und also auch die Leyen) von GOTT gelehrt seyn werden/ Esa. 54. v. 13. Diß aber wird ohne Zweiffel geschehen/ vermittels des Worts GOttes. Warum sollen sie es dann nicht lesen dörffen?

Sechstens: So hat man auch dessen klare Exempel in der Heil. Schrifft als an den Kämmerer der Königin Candaces, welcher den Propheten Esaiam gelesen/ Act. 8. v. 28. Deßgleichen an denen zu Berrhöe, welche freylich Leyen gewesen/ und gleichwol rühmet der Heil. Geist von ihnen/ daß sie in der Schrifft geforschet haben/ ob St. Pauli Predigten mit derselbigen übereinstimmeten Act. 17. v. 11. So rühmet auch St. Paulus den ungefärbten Glauben in Loide der Großmutter/ und Eunice der Mutter Timothei, 2. Tim. I. v. 5. Und lobet auch Timotheum/ daß er von Jugend auf seye in der Schrifft unterwiesen worden/ 2. Tim. 3. v. 15. so werden auch diese Weiber wohl in der Schrifft gelesen haben.

Siebentens: Befiehlt auch Christus insgemein jederman in der Schrifft zu forschen: da er dann nicht den Priestern allein/ sondern auch den andern Zuhörern solchen Befehl ertheilet hat/ sucht in der Schrifft/ Joh. 5. v. 39. So wird auch alle, auch die Leyen nach dem Todt das Wort GOttes richten am Jüngsten Tage/ Joh. 12. v. 48. So kan man ja diese Wissenschafft des Worts GOttes den Leyen nicht verbieten.

Achtens: So will auch Petrus/ daß auch die Leyen allzeit sollen bereit seyen zur Verantwortung jederman/ der Grund oder Ursach fordert der Hoffnung und Glaubens/ so in ihnen ist/ I. Petr. 3. v. 15. sollen sie nun wegen ihres Glaubens jederman Rede und Antwort geben/ so müssen sie ja solches zu erst aus der Heil. Schrifft erlernen/ und aus diesem Brunnen solche Wissenschafft schöpffen.

Neuntens: So ist auch die Bibel der Sinn GOTTES/ da GOTT seinen heiligsten Willen den Menschen hat geoffenbahret/ wie man von ihm glauben solle/ Joh. 20. v. 31. wie man leben solle. Gal. 6. v. 6. 2. Tim. 3. v. 16. Warum solte man dann dem Menschen verbieten/ daß er den Sinn und Willen seines Schöpffers in der Bibel nicht erforsche? Es ist auch das Wort GOttes eine gute Beylage/ so mit allem Fleiß als das edelste Kleynod soll bewahret werden/ 2. Tim. I. v. 14. So

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Lasset das Wort Christi            reichlich unter euch wohnen in aller Weißheit. Col. 3. v. 16. Wie dann auch der Heil.            Apostel und Evangelist Joannes seine erste Canonische Epistel an allerley Standes- und            Alters-Persohnen/ und also auch an die Leyen geschrieben hat: da er spricht: Liebe            Kindlein/ ich schreibe euch: Ich schreibe euch Vätter: Ich schreibe euch Jünglingen/ ich            schreibe euch Kinder/ Joh. 2. v. 12. 13. 14. Imgleichen St. Petrus schreibet seine            Epistel an die erwählte Frömdlinge hin und wieder. Wann nun die Episteln durch die            Aposteln den Leyen seynd zugeschrieben worden/ warum solten dann die Leyen solche            zugeschriebene Episteln nicht auch lesen dörffen?</p>
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        <p>Fünfftens: Hat doch Esaias geweissaget/ daß sie alle (und also auch die Leyen) von GOTT            gelehrt seyn werden/ Esa. 54. v. 13. Diß aber wird ohne Zweiffel geschehen/ vermittels            des Worts GOttes. Warum sollen sie es dann nicht lesen dörffen?</p>
        <p>Sechstens: So hat man auch dessen klare Exempel in der Heil. Schrifft als an den Kämmerer            der Königin Candaces, welcher den Propheten Esaiam gelesen/ Act. 8. v. 28. Deßgleichen an            denen zu Berrhöe, welche freylich Leyen gewesen/ und gleichwol rühmet der Heil. Geist von            ihnen/ daß sie in der Schrifft geforschet haben/ ob St. Pauli Predigten mit derselbigen            übereinstimmeten Act. 17. v. 11. So rühmet auch St. Paulus den ungefärbten Glauben in            Loide der Großmutter/ und Eunice der Mutter Timothei, 2. Tim. I. v. 5. Und lobet auch            Timotheum/ daß er von Jugend auf seye in der Schrifft unterwiesen worden/ 2. Tim. 3. v.            15. so werden auch diese Weiber wohl in der Schrifft gelesen haben.</p>
        <p>Siebentens: Befiehlt auch Christus insgemein jederman in der Schrifft zu forschen: da er            dann nicht den Priestern allein/ sondern auch den andern Zuhörern solchen Befehl            ertheilet hat/ sucht in der Schrifft/ Joh. 5. v. 39. So wird auch alle, auch die Leyen            nach dem Todt das Wort GOttes richten am Jüngsten Tage/ Joh. 12. v. 48. So kan man ja            diese Wissenschafft des Worts GOttes den Leyen nicht verbieten.</p>
        <p>Achtens: So will auch Petrus/ daß auch die Leyen allzeit sollen bereit seyen zur            Verantwortung jederman/ der Grund oder Ursach fordert der Hoffnung und Glaubens/ so in            ihnen ist/ I. Petr. 3. v. 15. sollen sie nun wegen ihres Glaubens jederman Rede und            Antwort geben/ so müssen sie ja solches zu erst aus der Heil. Schrifft erlernen/ und aus            diesem Brunnen solche Wissenschafft schöpffen.</p>
        <p>Neuntens: So ist auch die Bibel der Sinn GOTTES/ da GOTT seinen heiligsten Willen den            Menschen hat geoffenbahret/ wie man von ihm glauben solle/ Joh. 20. v. 31. wie man leben            solle. Gal. 6. v. 6. 2. Tim. 3. v. 16. Warum solte man dann dem Menschen verbieten/ daß            er den Sinn und Willen seines Schöpffers in der Bibel nicht erforsche? Es ist auch das            Wort GOttes eine gute Beylage/ so mit allem Fleiß als das edelste Kleynod soll bewahret            werden/ 2. Tim. I. v. 14. So
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[50/0070] Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen in aller Weißheit. Col. 3. v. 16. Wie dann auch der Heil. Apostel und Evangelist Joannes seine erste Canonische Epistel an allerley Standes- und Alters-Persohnen/ und also auch an die Leyen geschrieben hat: da er spricht: Liebe Kindlein/ ich schreibe euch: Ich schreibe euch Vätter: Ich schreibe euch Jünglingen/ ich schreibe euch Kinder/ Joh. 2. v. 12. 13. 14. Imgleichen St. Petrus schreibet seine Epistel an die erwählte Frömdlinge hin und wieder. Wann nun die Episteln durch die Aposteln den Leyen seynd zugeschrieben worden/ warum solten dann die Leyen solche zugeschriebene Episteln nicht auch lesen dörffen? Viertens: Es seynd ja auch freylich die Brüder des reichen Schlemmers nicht Priester / sondern Leyen und Welt-Leute gewesen: doch gleichwol verweiset sie Abraham an den Moysen und die Propheten/ wann sie der Höllen-Glut entrinnen wolten. Luc. 16. v. 29. Fünfftens: Hat doch Esaias geweissaget/ daß sie alle (und also auch die Leyen) von GOTT gelehrt seyn werden/ Esa. 54. v. 13. Diß aber wird ohne Zweiffel geschehen/ vermittels des Worts GOttes. Warum sollen sie es dann nicht lesen dörffen? Sechstens: So hat man auch dessen klare Exempel in der Heil. Schrifft als an den Kämmerer der Königin Candaces, welcher den Propheten Esaiam gelesen/ Act. 8. v. 28. Deßgleichen an denen zu Berrhöe, welche freylich Leyen gewesen/ und gleichwol rühmet der Heil. Geist von ihnen/ daß sie in der Schrifft geforschet haben/ ob St. Pauli Predigten mit derselbigen übereinstimmeten Act. 17. v. 11. So rühmet auch St. Paulus den ungefärbten Glauben in Loide der Großmutter/ und Eunice der Mutter Timothei, 2. Tim. I. v. 5. Und lobet auch Timotheum/ daß er von Jugend auf seye in der Schrifft unterwiesen worden/ 2. Tim. 3. v. 15. so werden auch diese Weiber wohl in der Schrifft gelesen haben. Siebentens: Befiehlt auch Christus insgemein jederman in der Schrifft zu forschen: da er dann nicht den Priestern allein/ sondern auch den andern Zuhörern solchen Befehl ertheilet hat/ sucht in der Schrifft/ Joh. 5. v. 39. So wird auch alle, auch die Leyen nach dem Todt das Wort GOttes richten am Jüngsten Tage/ Joh. 12. v. 48. So kan man ja diese Wissenschafft des Worts GOttes den Leyen nicht verbieten. Achtens: So will auch Petrus/ daß auch die Leyen allzeit sollen bereit seyen zur Verantwortung jederman/ der Grund oder Ursach fordert der Hoffnung und Glaubens/ so in ihnen ist/ I. Petr. 3. v. 15. sollen sie nun wegen ihres Glaubens jederman Rede und Antwort geben/ so müssen sie ja solches zu erst aus der Heil. Schrifft erlernen/ und aus diesem Brunnen solche Wissenschafft schöpffen. Neuntens: So ist auch die Bibel der Sinn GOTTES/ da GOTT seinen heiligsten Willen den Menschen hat geoffenbahret/ wie man von ihm glauben solle/ Joh. 20. v. 31. wie man leben solle. Gal. 6. v. 6. 2. Tim. 3. v. 16. Warum solte man dann dem Menschen verbieten/ daß er den Sinn und Willen seines Schöpffers in der Bibel nicht erforsche? Es ist auch das Wort GOttes eine gute Beylage/ so mit allem Fleiß als das edelste Kleynod soll bewahret werden/ 2. Tim. I. v. 14. So

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/70>, abgerufen am 21.11.2024.