Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.tiger Begräbnüssen zu Ehren der Todten sc. den Verstorbenen nur eine Bürgerliche Ehr erweisen/ und also geben den Heiligen was der Heiligen ist/ und GOtt was GOttes ist. Sechs und Viertzigste Papistische Ursache Weilen sie die Anruffung der lieben Heiligen GOttes für eine Abgötterey ausgeben; da doch die Lutherische selbsten einer den andern und zwar annoch sterblichen/ sündhafften/ und vielleicht sehr gottlosen Menschen um ein Gebet/ und Fürbitte bey GOtt anruffen; ja so gar hat Luther den Teuffel für einen Fürsprecher halten wollen/ da er in Tischreden fol. 288. einist ausgeschryen: Heiliger Teuffel bitte für uns. So haben auch die Lutherische dasjenige Kirchen-Lied: Victimae paschali laudes immolent Christiani, Christo dem HErrn abgezwackt/ und dem Luther gewidmet; singend: Martini laudes intonent Christiani; es sollen alle Christen ein Lob dem Märten anstimmen: und beschlieffen das Lied mit folgenden Worten: Tu nos Martine tuere. Alleluja. Nu so wollest du uns Martine schützen. Alleluja. Wie sie dan auch dieser Jahren den Luther mit einer Rubricken in den Leipziger Calender eingetragen/ und ihn (ohne Zweiffel nicht zum Schimpff/ sondern ihn zu verehren) unter die liebe Heilige GOttes gesetzet haben. Sechs und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache Daß die Lutheraner einer den andern/ da sie noch leben/ und einen des andern Noht bekant ist/ um ein Gebeht und Fürbitte bey GOTT anruffen/ das thun sie nach dem Befehl und Gutheissen der Göttlichen Verordnung I. Timoth. 2. Rom. 15. Colos. 4. &c. Im übrigen hat Luther niemahls den Teuffel um Fürbitt angeruffen: sondern weil die Papisten so viele tausend Heilige um Vorbitt anschreyen/ daß sie derer/ nach Rechnung Granadi lib. 2. de fide fol. 36. täglich drey und dreyßig tausend zehlen/ und die blosse Zahl ihrer heiligen Märtyrer/ so sie um Fürbitte anruffen/ nach Rechnung des Cardinals de Lugo, sich auf elff Millionen erstrecket: die Papisten aber nicht vergewisset seyn/ daß unter dieser gewaltigen Menge der vermeinten Heiligen/ ihrer etliche bey GOTT im Himmel ruhen/ oder in der Höllen-Glut zwischen den Teuffeln schwitzen: indem nach Aussage Augustini bey Bellarmino lib. 4. de Sanct. Beatitudine: Viele Leiber der Menschen werden geehret auf Erden/ deren Seelen brennen in der Höllen: darum spricht Luther aus Eyffer zur Ehren GOttes: es werden die zum Aberglauben geneigte Papisten/ die solche chimaerische Heiligen anruffen/ mit dem aberglaubischen Anruffen ihrer fingirten/ und vielleicht verdammten Heiligen noch so weit gerahten/ daß sie in ihrer Litaneye sagen werden/ heiliger Teuffel bitte für uns. Wan aber die Lutheraner mit freudigem Gemühte wünschen und sagen/ es sollen alle Christen Luthero einen Lob anstimmen/ so machen sie es wie die Israeliten das Volck GOttes Jud. 7. v. 18. 20. da sie sprachen: der HERR und Gideon/ das Schwerdt des HERRN und Gideon/ und geben GOTT eine Göttliche/ Luthero aber / als einem Werckzeug GOttes/ nur eine Bürgerliche Ehr: sie setzen aber ihre andächtige Hertzens Zuversicht nicht auf die Verdiensten Lutheri: und ob schon sie nicht zweiffeln / daß Lutherus im Himmel für seine auf Erden tiger Begräbnüssen zu Ehren der Todten sc. den Verstorbenen nur eine Bürgerliche Ehr erweisen/ und also geben den Heiligen was der Heiligen ist/ und GOtt was GOttes ist. Sechs und Viertzigste Papistische Ursache Weilen sie die Anruffung der lieben Heiligen GOttes für eine Abgötterey ausgeben; da doch die Lutherische selbsten einer den andern und zwar annoch sterblichen/ sündhafften/ und vielleicht sehr gottlosen Menschen um ein Gebet/ und Fürbitte bey GOtt anruffen; ja so gar hat Luther den Teuffel für einen Fürsprecher halten wollen/ da er in Tischreden fol. 288. einist ausgeschryen: Heiliger Teuffel bitte für uns. So haben auch die Lutherische dasjenige Kirchen-Lied: Victimae paschali laudes immolent Christiani, Christo dem HErrn abgezwackt/ und dem Luther gewidmet; singend: Martini laudes intonent Christiani; es sollen alle Christen ein Lob dem Märten anstimmen: und beschlieffen das Lied mit folgenden Worten: Tu nos Martine tuere. Alleluja. Nu so wollest du uns Martine schützen. Alleluja. Wie sie dan auch dieser Jahren den Luther mit einer Rubricken in den Leipziger Calender eingetragen/ und ihn (ohne Zweiffel nicht zum Schimpff/ sondern ihn zu verehren) unter die liebe Heilige GOttes gesetzet haben. Sechs und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache Daß die Lutheraner einer den andern/ da sie noch leben/ und einen des andern Noht bekant ist/ um ein Gebeht und Fürbitte bey GOTT anruffen/ das thun sie nach dem Befehl und Gutheissen der Göttlichen Verordnung I. Timoth. 2. Rom. 15. Colos. 4. &c. Im übrigen hat Luther niemahls den Teuffel um Fürbitt angeruffen: sondern weil die Papisten so viele tausend Heilige um Vorbitt anschreyen/ daß sie derer/ nach Rechnung Granadi lib. 2. de fide fol. 36. täglich drey und dreyßig tausend zehlen/ und die blosse Zahl ihrer heiligen Märtyrer/ so sie um Fürbitte anruffen/ nach Rechnung des Cardinals de Lugo, sich auf elff Millionen erstrecket: die Papisten aber nicht vergewisset seyn/ daß unter dieser gewaltigen Menge der vermeinten Heiligen/ ihrer etliche bey GOTT im Himmel ruhen/ oder in der Höllen-Glut zwischen den Teuffeln schwitzen: indem nach Aussage Augustini bey Bellarmino lib. 4. de Sanct. Beatitudine: Viele Leiber der Menschen werden geehret auf Erden/ deren Seelen brennen in der Höllen: darum spricht Luther aus Eyffer zur Ehren GOttes: es werden die zum Aberglauben geneigte Papisten/ die solche chimaerische Heiligen anruffen/ mit dem aberglaubischen Anruffen ihrer fingirten/ und vielleicht verdammten Heiligen noch so weit gerahten/ daß sie in ihrer Litaneye sagen werden/ heiliger Teuffel bitte für uns. Wan aber die Lutheraner mit freudigem Gemühte wünschen und sagen/ es sollen alle Christen Luthero einen Lob anstimmen/ so machen sie es wie die Israeliten das Volck GOttes Jud. 7. v. 18. 20. da sie sprachen: der HERR und Gideon/ das Schwerdt des HERRN und Gideon/ und geben GOTT eine Göttliche/ Luthero aber / als einem Werckzeug GOttes/ nur eine Bürgerliche Ehr: sie setzen aber ihre andächtige Hertzens Zuversicht nicht auf die Verdiensten Lutheri: und ob schon sie nicht zweiffeln / daß Lutherus im Himmel für seine auf Erden <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0620" n="32"/> tiger Begräbnüssen zu Ehren der Todten sc. den Verstorbenen nur eine Bürgerliche Ehr erweisen/ und also geben den Heiligen was der Heiligen ist/ und GOtt was GOttes ist.</p> <p>Sechs und Viertzigste Papistische Ursache</p> <p>Weilen sie die Anruffung der lieben Heiligen GOttes für eine Abgötterey ausgeben; da doch die Lutherische selbsten einer den andern und zwar annoch sterblichen/ sündhafften/ und vielleicht sehr gottlosen Menschen um ein Gebet/ und Fürbitte bey GOtt anruffen; ja so gar hat Luther den Teuffel für einen Fürsprecher halten wollen/ da er in Tischreden fol. 288. einist ausgeschryen: Heiliger Teuffel bitte für uns. So haben auch die Lutherische dasjenige Kirchen-Lied: Victimae paschali laudes immolent Christiani, Christo dem HErrn abgezwackt/ und dem Luther gewidmet; singend: Martini laudes intonent Christiani; es sollen alle Christen ein Lob dem Märten anstimmen: und beschlieffen das Lied mit folgenden Worten: Tu nos Martine tuere. Alleluja. Nu so wollest du uns Martine schützen. Alleluja. Wie sie dan auch dieser Jahren den Luther mit einer Rubricken in den Leipziger Calender eingetragen/ und ihn (ohne Zweiffel nicht zum Schimpff/ sondern ihn zu verehren) unter die liebe Heilige GOttes gesetzet haben.</p> <p>Sechs und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache</p> <p>Daß die Lutheraner einer den andern/ da sie noch leben/ und einen des andern Noht bekant ist/ um ein Gebeht und Fürbitte bey GOTT anruffen/ das thun sie nach dem Befehl und Gutheissen der Göttlichen Verordnung I. Timoth. 2. Rom. 15. Colos. 4. &c. Im übrigen hat Luther niemahls den Teuffel um Fürbitt angeruffen: sondern weil die Papisten so viele tausend Heilige um Vorbitt anschreyen/ daß sie derer/ nach Rechnung Granadi lib. 2. de fide fol. 36. täglich drey und dreyßig tausend zehlen/ und die blosse Zahl ihrer heiligen Märtyrer/ so sie um Fürbitte anruffen/ nach Rechnung des Cardinals de Lugo, sich auf elff Millionen erstrecket: die Papisten aber nicht vergewisset seyn/ daß unter dieser gewaltigen Menge der vermeinten Heiligen/ ihrer etliche bey GOTT im Himmel ruhen/ oder in der Höllen-Glut zwischen den Teuffeln schwitzen: indem nach Aussage Augustini bey Bellarmino lib. 4. de Sanct. Beatitudine: Viele Leiber der Menschen werden geehret auf Erden/ deren Seelen brennen in der Höllen: darum spricht Luther aus Eyffer zur Ehren GOttes: es werden die zum Aberglauben geneigte Papisten/ die solche chimaerische Heiligen anruffen/ mit dem aberglaubischen Anruffen ihrer fingirten/ und vielleicht verdammten Heiligen noch so weit gerahten/ daß sie in ihrer Litaneye sagen werden/ heiliger Teuffel bitte für uns. Wan aber die Lutheraner mit freudigem Gemühte wünschen und sagen/ es sollen alle Christen Luthero einen Lob anstimmen/ so machen sie es wie die Israeliten das Volck GOttes Jud. 7. v. 18. 20. da sie sprachen: der HERR und Gideon/ das Schwerdt des HERRN und Gideon/ und geben GOTT eine Göttliche/ Luthero aber / als einem Werckzeug GOttes/ nur eine Bürgerliche Ehr: sie setzen aber ihre andächtige Hertzens Zuversicht nicht auf die Verdiensten Lutheri: und ob schon sie nicht zweiffeln / daß Lutherus im Himmel für seine auf Erden </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0620]
tiger Begräbnüssen zu Ehren der Todten sc. den Verstorbenen nur eine Bürgerliche Ehr erweisen/ und also geben den Heiligen was der Heiligen ist/ und GOtt was GOttes ist.
Sechs und Viertzigste Papistische Ursache
Weilen sie die Anruffung der lieben Heiligen GOttes für eine Abgötterey ausgeben; da doch die Lutherische selbsten einer den andern und zwar annoch sterblichen/ sündhafften/ und vielleicht sehr gottlosen Menschen um ein Gebet/ und Fürbitte bey GOtt anruffen; ja so gar hat Luther den Teuffel für einen Fürsprecher halten wollen/ da er in Tischreden fol. 288. einist ausgeschryen: Heiliger Teuffel bitte für uns. So haben auch die Lutherische dasjenige Kirchen-Lied: Victimae paschali laudes immolent Christiani, Christo dem HErrn abgezwackt/ und dem Luther gewidmet; singend: Martini laudes intonent Christiani; es sollen alle Christen ein Lob dem Märten anstimmen: und beschlieffen das Lied mit folgenden Worten: Tu nos Martine tuere. Alleluja. Nu so wollest du uns Martine schützen. Alleluja. Wie sie dan auch dieser Jahren den Luther mit einer Rubricken in den Leipziger Calender eingetragen/ und ihn (ohne Zweiffel nicht zum Schimpff/ sondern ihn zu verehren) unter die liebe Heilige GOttes gesetzet haben.
Sechs und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache
Daß die Lutheraner einer den andern/ da sie noch leben/ und einen des andern Noht bekant ist/ um ein Gebeht und Fürbitte bey GOTT anruffen/ das thun sie nach dem Befehl und Gutheissen der Göttlichen Verordnung I. Timoth. 2. Rom. 15. Colos. 4. &c. Im übrigen hat Luther niemahls den Teuffel um Fürbitt angeruffen: sondern weil die Papisten so viele tausend Heilige um Vorbitt anschreyen/ daß sie derer/ nach Rechnung Granadi lib. 2. de fide fol. 36. täglich drey und dreyßig tausend zehlen/ und die blosse Zahl ihrer heiligen Märtyrer/ so sie um Fürbitte anruffen/ nach Rechnung des Cardinals de Lugo, sich auf elff Millionen erstrecket: die Papisten aber nicht vergewisset seyn/ daß unter dieser gewaltigen Menge der vermeinten Heiligen/ ihrer etliche bey GOTT im Himmel ruhen/ oder in der Höllen-Glut zwischen den Teuffeln schwitzen: indem nach Aussage Augustini bey Bellarmino lib. 4. de Sanct. Beatitudine: Viele Leiber der Menschen werden geehret auf Erden/ deren Seelen brennen in der Höllen: darum spricht Luther aus Eyffer zur Ehren GOttes: es werden die zum Aberglauben geneigte Papisten/ die solche chimaerische Heiligen anruffen/ mit dem aberglaubischen Anruffen ihrer fingirten/ und vielleicht verdammten Heiligen noch so weit gerahten/ daß sie in ihrer Litaneye sagen werden/ heiliger Teuffel bitte für uns. Wan aber die Lutheraner mit freudigem Gemühte wünschen und sagen/ es sollen alle Christen Luthero einen Lob anstimmen/ so machen sie es wie die Israeliten das Volck GOttes Jud. 7. v. 18. 20. da sie sprachen: der HERR und Gideon/ das Schwerdt des HERRN und Gideon/ und geben GOTT eine Göttliche/ Luthero aber / als einem Werckzeug GOttes/ nur eine Bürgerliche Ehr: sie setzen aber ihre andächtige Hertzens Zuversicht nicht auf die Verdiensten Lutheri: und ob schon sie nicht zweiffeln / daß Lutherus im Himmel für seine auf Erden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/620 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/620>, abgerufen am 08.07.2024. |