Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.also auch rechtfertiget GOTT den Getaufften nicht wegen des tauffenden Sünders oder Ketzers: oder in Ansehen dessen Würdigkeit und Verdiensten: sondern wegen des im Tauff durch die Gnade Christi erweckten Glaubens in dem Getaufften: wodurch Christus mit seinem Verdienst ergriffen wird. Und also bleibt der von einem Ketzer ertheilte Tauff gültig/ und von der Bosheit oder Ketzerey des Tauffenden ungehindert. X. Wo wissen wir aber aus der H. Schrifft/ daß der H. Geist hervor gehe vom Vatter und Sohn/ welches doch eine ungezweiffelte Wahrheit ist wider die Griechen? Antwort. Wann ihrs lesen wöllt/ und verstehen könnt/ dann stehts gechrieb en Joh. 15. v. 26. Daß der Tröster/ der Geist der Warheit ausgehe vom Vatter; Und wiederum Joh. 16. v. 7. spricht Christus: Wann ich hingehe/ will ich den Tröster den Heil. Geist zu euch senden. Nun aber kan Christus den Heil. Geist nicht senden als Mensch (dann als Mensch ist Christus dem Heil. Geist unterwürffig) sondern als GOTT/ der durch die Liebe mit dem Vatter/ so zwischen diesen beyden in süsser Brunst wallet/ den H. Geist hervor bringet. Wiederum daselbst v. 13 spricht Christus: Wann der Heil. Geist der Warheit kommen wird / derselbig wird euch lehren alle Warheit: Dann er wird nicht von ihm selber reden: Er wird mich erklären: Dann von dem Meinen wird ers nehmen: Alles was der Vatter hat/ das ist mein/ drum hab ich euch gesagt/ er wird es von dem Meinen nehmen/ und euch verkündigen. Woraus dann erfolget/ daß weilen der Heil. Geist von dem Sohn empfahet seine göttliche Weißheit/ er auch von demselben empfahe sein göttliches Wesen: Dann das Wesen und die Weißheit GOttes ist eins: Und folglich gehet der H. Geist nicht allein aus vom Vatter / sondern auch vom Sohn. So nennet auch S. Paulus Rom. 8. v. 9. Gal. 4. v. 6. den Heiligen Geist/ den Geist Christi oder des Sohns: wie derselbige auf gleiche Weise genennet wird der Geist des Vatters Joh. 15. v. 26. woraus dann erhellet/ daß die H. Schrifft fein ordentlich diese Warheit fürstelle/ wann nur die Papisten ordentlich die Schrifft lesen wolten/ oder dörffteu. XI. Findet man doch so gar nicht in der Heil. Schrifft das Apostolische Symbolum, oder die Apostolische Glaubens-Bekänntnüß/ welche doch zusammen getragen ist von den zwölff Aposteln/ indem ein jeglicher einen besonderen Zusatz darinn gegeben und beygetragen hat. Antwort. Die gantze Apostolische Glaubens-Bekänntnüß ist nichts anders/ als der Kern der H. Schrifft: und heist nicht darum Apostolisch/ weilen sie stückweise von den Aposteln zusammen getragen: sondern weilen sie aus den Apostolischen Schrifften in einen kurtzen Auszug ist verfasset worden: Dann wann diese Apostolische Bekänntnüß oder Symbolum von den Aposteln selbsten also wäre eingerichtet/ würde der Evangelist Lucas, der sich in den Apostolischen Geschichten beflisse die Verrichtungen und Begebenheiten der Aposteln zu beschreiben und zu verfassen/ auch dieser merckwürdiger Geschicht mit einem Wörtlein Meldung gethan haben/ welches aber nicht geschehen. also auch rechtfertiget GOTT den Getaufften nicht wegen des tauffenden Sünders oder Ketzers: oder in Ansehen dessen Würdigkeit und Verdiensten: sondern wegen des im Tauff durch die Gnade Christi erweckten Glaubens in dem Getaufften: wodurch Christus mit seinem Verdienst ergriffen wird. Und also bleibt der von einem Ketzer ertheilte Tauff gültig/ und von der Bosheit oder Ketzerey des Tauffenden ungehindert. X. Wo wissen wir aber aus der H. Schrifft/ daß der H. Geist hervor gehe vom Vatter und Sohn/ welches doch eine ungezweiffelte Wahrheit ist wider die Griechen? Antwort. Wann ihrs lesen wöllt/ und verstehen könnt/ dann stehts gechrieb en Joh. 15. v. 26. Daß der Tröster/ der Geist der Warheit ausgehe vom Vatter; Und wiederum Joh. 16. v. 7. spricht Christus: Wann ich hingehe/ will ich den Tröster den Heil. Geist zu euch senden. Nun aber kan Christus den Heil. Geist nicht senden als Mensch (dann als Mensch ist Christus dem Heil. Geist unterwürffig) sondern als GOTT/ der durch die Liebe mit dem Vatter/ so zwischen diesen beyden in süsser Brunst wallet/ den H. Geist hervor bringet. Wiederum daselbst v. 13 spricht Christus: Wann der Heil. Geist der Warheit kommen wird / derselbig wird euch lehren alle Warheit: Dann er wird nicht von ihm selber reden: Er wird mich erklären: Dann von dem Meinen wird ers nehmen: Alles was der Vatter hat/ das ist mein/ drum hab ich euch gesagt/ er wird es von dem Meinen nehmen/ und euch verkündigen. Woraus dann erfolget/ daß weilen der Heil. Geist von dem Sohn empfahet seine göttliche Weißheit/ er auch von demselben empfahe sein göttliches Wesen: Dann das Wesen und die Weißheit GOttes ist eins: Und folglich gehet der H. Geist nicht allein aus vom Vatter / sondern auch vom Sohn. So nennet auch S. Paulus Rom. 8. v. 9. Gal. 4. v. 6. den Heiligen Geist/ den Geist Christi oder des Sohns: wie derselbige auf gleiche Weise genennet wird der Geist des Vatters Joh. 15. v. 26. woraus dann erhellet/ daß die H. Schrifft fein ordentlich diese Warheit fürstelle/ wann nur die Papisten ordentlich die Schrifft lesen wolten/ oder dörffteu. XI. Findet man doch so gar nicht in der Heil. Schrifft das Apostolische Symbolum, oder die Apostolische Glaubens-Bekänntnüß/ welche doch zusammen getragen ist von den zwölff Aposteln/ indem ein jeglicher einen besonderen Zusatz darinn gegeben und beygetragen hat. Antwort. Die gantze Apostolische Glaubens-Bekänntnüß ist nichts anders/ als der Kern der H. Schrifft: und heist nicht darum Apostolisch/ weilen sie stückweise von den Aposteln zusammen getragen: sondern weilen sie aus den Apostolischen Schrifften in einen kurtzen Auszug ist verfasset worden: Dann wann diese Apostolische Bekänntnüß oder Symbolum von den Aposteln selbsten also wäre eingerichtet/ würde der Evangelist Lucas, der sich in den Apostolischen Geschichten beflisse die Verrichtungen und Begebenheiten der Aposteln zu beschreiben und zu verfassen/ auch dieser merckwürdiger Geschicht mit einem Wörtlein Meldung gethan haben/ welches aber nicht geschehen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0062" n="42"/> also auch rechtfertiget GOTT den Getaufften nicht wegen des tauffenden Sünders oder Ketzers: oder in Ansehen dessen Würdigkeit und Verdiensten: sondern wegen des im Tauff durch die Gnade Christi erweckten Glaubens in dem Getaufften: wodurch Christus mit seinem Verdienst ergriffen wird. Und also bleibt der von einem Ketzer ertheilte Tauff gültig/ und von der Bosheit oder Ketzerey des Tauffenden ungehindert.</p> <p>X. Wo wissen wir aber aus der H. Schrifft/ daß der H. Geist hervor gehe vom Vatter und Sohn/ welches doch eine ungezweiffelte Wahrheit ist wider die Griechen?</p> <p>Antwort. Wann ihrs lesen wöllt/ und verstehen könnt/ dann stehts gechrieb en Joh. 15. v. 26. Daß der Tröster/ der Geist der Warheit ausgehe vom Vatter; Und wiederum Joh. 16. v. 7. spricht Christus: Wann ich hingehe/ will ich den Tröster den Heil. Geist zu euch senden. Nun aber kan Christus den Heil. Geist nicht senden als Mensch (dann als Mensch ist Christus dem Heil. Geist unterwürffig) sondern als GOTT/ der durch die Liebe mit dem Vatter/ so zwischen diesen beyden in süsser Brunst wallet/ den H. Geist hervor bringet. Wiederum daselbst v. 13 spricht Christus: Wann der Heil. Geist der Warheit kommen wird / derselbig wird euch lehren alle Warheit: Dann er wird nicht von ihm selber reden: Er wird mich erklären: Dann von dem Meinen wird ers nehmen: Alles was der Vatter hat/ das ist mein/ drum hab ich euch gesagt/ er wird es von dem Meinen nehmen/ und euch verkündigen. Woraus dann erfolget/ daß weilen der Heil. Geist von dem Sohn empfahet seine göttliche Weißheit/ er auch von demselben empfahe sein göttliches Wesen: Dann das Wesen und die Weißheit GOttes ist eins: Und folglich gehet der H. Geist nicht allein aus vom Vatter / sondern auch vom Sohn. So nennet auch S. Paulus Rom. 8. v. 9. Gal. 4. v. 6. den Heiligen Geist/ den Geist Christi oder des Sohns: wie derselbige auf gleiche Weise genennet wird der Geist des Vatters Joh. 15. v. 26. woraus dann erhellet/ daß die H. Schrifft fein ordentlich diese Warheit fürstelle/ wann nur die Papisten ordentlich die Schrifft lesen wolten/ oder dörffteu.</p> <p>XI. Findet man doch so gar nicht in der Heil. Schrifft das Apostolische Symbolum, oder die Apostolische Glaubens-Bekänntnüß/ welche doch zusammen getragen ist von den zwölff Aposteln/ indem ein jeglicher einen besonderen Zusatz darinn gegeben und beygetragen hat.</p> <p>Antwort. Die gantze Apostolische Glaubens-Bekänntnüß ist nichts anders/ als der Kern der H. Schrifft: und heist nicht darum Apostolisch/ weilen sie stückweise von den Aposteln zusammen getragen: sondern weilen sie aus den Apostolischen Schrifften in einen kurtzen Auszug ist verfasset worden: Dann wann diese Apostolische Bekänntnüß oder Symbolum von den Aposteln selbsten also wäre eingerichtet/ würde der Evangelist Lucas, der sich in den Apostolischen Geschichten beflisse die Verrichtungen und Begebenheiten der Aposteln zu beschreiben und zu verfassen/ auch dieser merckwürdiger Geschicht mit einem Wörtlein Meldung gethan haben/ welches aber nicht geschehen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0062]
also auch rechtfertiget GOTT den Getaufften nicht wegen des tauffenden Sünders oder Ketzers: oder in Ansehen dessen Würdigkeit und Verdiensten: sondern wegen des im Tauff durch die Gnade Christi erweckten Glaubens in dem Getaufften: wodurch Christus mit seinem Verdienst ergriffen wird. Und also bleibt der von einem Ketzer ertheilte Tauff gültig/ und von der Bosheit oder Ketzerey des Tauffenden ungehindert.
X. Wo wissen wir aber aus der H. Schrifft/ daß der H. Geist hervor gehe vom Vatter und Sohn/ welches doch eine ungezweiffelte Wahrheit ist wider die Griechen?
Antwort. Wann ihrs lesen wöllt/ und verstehen könnt/ dann stehts gechrieb en Joh. 15. v. 26. Daß der Tröster/ der Geist der Warheit ausgehe vom Vatter; Und wiederum Joh. 16. v. 7. spricht Christus: Wann ich hingehe/ will ich den Tröster den Heil. Geist zu euch senden. Nun aber kan Christus den Heil. Geist nicht senden als Mensch (dann als Mensch ist Christus dem Heil. Geist unterwürffig) sondern als GOTT/ der durch die Liebe mit dem Vatter/ so zwischen diesen beyden in süsser Brunst wallet/ den H. Geist hervor bringet. Wiederum daselbst v. 13 spricht Christus: Wann der Heil. Geist der Warheit kommen wird / derselbig wird euch lehren alle Warheit: Dann er wird nicht von ihm selber reden: Er wird mich erklären: Dann von dem Meinen wird ers nehmen: Alles was der Vatter hat/ das ist mein/ drum hab ich euch gesagt/ er wird es von dem Meinen nehmen/ und euch verkündigen. Woraus dann erfolget/ daß weilen der Heil. Geist von dem Sohn empfahet seine göttliche Weißheit/ er auch von demselben empfahe sein göttliches Wesen: Dann das Wesen und die Weißheit GOttes ist eins: Und folglich gehet der H. Geist nicht allein aus vom Vatter / sondern auch vom Sohn. So nennet auch S. Paulus Rom. 8. v. 9. Gal. 4. v. 6. den Heiligen Geist/ den Geist Christi oder des Sohns: wie derselbige auf gleiche Weise genennet wird der Geist des Vatters Joh. 15. v. 26. woraus dann erhellet/ daß die H. Schrifft fein ordentlich diese Warheit fürstelle/ wann nur die Papisten ordentlich die Schrifft lesen wolten/ oder dörffteu.
XI. Findet man doch so gar nicht in der Heil. Schrifft das Apostolische Symbolum, oder die Apostolische Glaubens-Bekänntnüß/ welche doch zusammen getragen ist von den zwölff Aposteln/ indem ein jeglicher einen besonderen Zusatz darinn gegeben und beygetragen hat.
Antwort. Die gantze Apostolische Glaubens-Bekänntnüß ist nichts anders/ als der Kern der H. Schrifft: und heist nicht darum Apostolisch/ weilen sie stückweise von den Aposteln zusammen getragen: sondern weilen sie aus den Apostolischen Schrifften in einen kurtzen Auszug ist verfasset worden: Dann wann diese Apostolische Bekänntnüß oder Symbolum von den Aposteln selbsten also wäre eingerichtet/ würde der Evangelist Lucas, der sich in den Apostolischen Geschichten beflisse die Verrichtungen und Begebenheiten der Aposteln zu beschreiben und zu verfassen/ auch dieser merckwürdiger Geschicht mit einem Wörtlein Meldung gethan haben/ welches aber nicht geschehen.
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/62>, abgerufen am 31.07.2024. |