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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Jahr 1711. und wiedrum auffs neue im Jahr 1712. aufflegen lassen/ darin sie funffzig Ursachen (das ist funffzig Haupt-Lügen/ und noch etliche Dutzet darüber) angeführet/ warum niemand möge Catholisch werden.

Vierzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Honnete Leute für Lügner schelten/ stehet eben nicht civil: und habe ich zwar das/ so die Herren Leipziger herausgegeben/ nicht gesehen: doch halte ich dafür/ sie werden dasjenige/ so sie geschrieben/ wohl als Wahrheiten behaupten können. Und weilen durch schmähen und lästern die Kirche nicht aufferbauet/ noch die Wahrheit unterstützet wird / so achten es die Lutheraner nicht/ wan die Papisten/ ohne Grund der Wahrheit/ zu lästern pflegen; Lutheri Mutter sey vom Teuffel schwanger worden: zu der Zeit/ da Luther hat angefangen sein Evangelium zu predigen/ habe man auf dessen Achseln mit menschlichen Augen den Teuffel sitzen gesehen: alle Teuffeln aus der Höllen und aus den Besessenen / seyn mit der Leiche des Luthers zu Grabe gangen sc. wie hievon zulesen ist der Papist Conradus Andreae im Leben und Todt Lutheri. Es müssen auch die Lutheraner dulden/ wan die Papisten ihnen fälschlich beymessen/ sie haben nur einen Teuffels-Glauben/ Krafft dessen sie glauben seelig zu werden/ obschon sie sündigen wie sie wollen/ wan sie nur glauben / es sey wahr/ was die Schrifft sagt: an welche Lehr doch sein Lebtag kein Lutheraner/ so lange das Lutherthum gestanden/ gedacht hat sc. Drum ist es der höchste Ruhm des Lutherthums/ das es keiner Lügen bedarff: sondern bloß auf die Göttliche Wahrheit sich sattsam gründen und befestigen kan.

Ein und viertzigste Papistische Ursache.

Weilen die Lutherischen selbst dasjenige verüben/ was sie an den Catholischen tadeln / Exempel weiß: sie tadeln an den Catholischen/ daß sie die reliquien der heiligen Gottes verehren. Nun aber halten sie selbst in grossen Ehren des meineydigen Luthers Cantzel in Torgau/ sein Dinten-Faß/ sein Ehebette/ seine Kleidung/ und so gar seinen Nacht-Stuhl sc. und hat Luther von sich selbst ausgesagt/ es würde die Zeit kommen/ daß vornehme Herren seinen Mist würden anbehten. In Tisch-Reden fol. 441. welche Propheceyung wohl nirgends als bey den Lutheranern wird vollbracht seyn.

Ein und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Gleichwie die Papisten die Heil. Schrifft nur Stückweiß/ und nicht nach dem Verfolg / und wahren Sinn zu betrachten pflegen/ also beobachten sie auch die Schrifften des Luthers nur Stückweise; dann Luther hat nicht aus einem so stoltzen Hochmuht (wie die Papisten vorgeben) gesagt/ man würde seinen Mist anbehten: sondern weil Luther sahe/ daß hohe und niedrige Standes-Personen von seinen Schrifften so viel Wesens machten/ daß sie selbige fast mehr als die Bibel selbst/ in Händen führten/ und als Heiligthum verehrten / so wolte dieser grosse Eifferer der Ehren GOttes/ lieber sehen/ sie solten nicht so sehr seine Schrifften/ als GOttes Wort/ die reine Brunnquell seiner Schrifften/ in Händen und Ehren halten: darum sagte er/ wan die Leute also wolten fortfahren seine Schrifften zu ehren/ so würde noch die Zeit kommen/ daß sie seine Schrifften (so er in Vergleich der Bibel/ als eines köstlichen Goldes/ nur Mist und Koht nennete) noch gar anbehten/ und für Bisahm halten würden. Dieses waren gewißlich einem auffrichtigen Diener Christi wohl anständige Worte: da auch Paulus alles im Vergleich mit Christo für Dreck gehalten hat; Philip. 3. v. 8. Im übrigen ist in der Verehrung der reliquien bey den Lutheranern und

Jahr 1711. und wiedrum auffs neue im Jahr 1712. aufflegen lassen/ darin sie funffzig Ursachen (das ist funffzig Haupt-Lügen/ und noch etliche Dutzet darüber) angeführet/ warum niemand möge Catholisch werden.

Vierzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Honnete Leute für Lügner schelten/ stehet eben nicht civil: und habe ich zwar das/ so die Herren Leipziger herausgegeben/ nicht gesehen: doch halte ich dafür/ sie werden dasjenige/ so sie geschrieben/ wohl als Wahrheiten behaupten können. Und weilen durch schmähen und lästern die Kirche nicht aufferbauet/ noch die Wahrheit unterstützet wird / so achten es die Lutheraner nicht/ wan die Papisten/ ohne Grund der Wahrheit/ zu lästern pflegen; Lutheri Mutter sey vom Teuffel schwanger worden: zu der Zeit/ da Luther hat angefangen sein Evangelium zu predigen/ habe man auf dessen Achseln mit menschlichen Augen den Teuffel sitzen gesehen: alle Teuffeln aus der Höllen und aus den Besessenen / seyn mit der Leiche des Luthers zu Grabe gangen sc. wie hievon zulesen ist der Papist Conradus Andreae im Leben und Todt Lutheri. Es müssen auch die Lutheraner dulden/ wan die Papisten ihnen fälschlich beymessen/ sie haben nur einen Teuffels-Glauben/ Krafft dessen sie glauben seelig zu werden/ obschon sie sündigen wie sie wollen/ wan sie nur glauben / es sey wahr/ was die Schrifft sagt: an welche Lehr doch sein Lebtag kein Lutheraner/ so lange das Lutherthum gestanden/ gedacht hat sc. Drum ist es der höchste Ruhm des Lutherthums/ das es keiner Lügen bedarff: sondern bloß auf die Göttliche Wahrheit sich sattsam gründen und befestigen kan.

Ein und viertzigste Papistische Ursache.

Weilen die Lutherischen selbst dasjenige verüben/ was sie an den Catholischen tadeln / Exempel weiß: sie tadeln an den Catholischen/ daß sie die reliquien der heiligen Gottes verehren. Nun aber halten sie selbst in grossen Ehren des meineydigen Luthers Cantzel in Torgau/ sein Dinten-Faß/ sein Ehebette/ seine Kleidung/ und so gar seinen Nacht-Stuhl sc. und hat Luther von sich selbst ausgesagt/ es würde die Zeit kommen/ daß vornehme Herren seinen Mist würden anbehten. In Tisch-Reden fol. 441. welche Propheceyung wohl nirgends als bey den Lutheranern wird vollbracht seyn.

Ein und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache.

Gleichwie die Papisten die Heil. Schrifft nur Stückweiß/ und nicht nach dem Verfolg / und wahren Sinn zu betrachten pflegen/ also beobachten sie auch die Schrifften des Luthers nur Stückweise; dann Luther hat nicht aus einem so stoltzen Hochmuht (wie die Papisten vorgeben) gesagt/ man würde seinen Mist anbehten: sondern weil Luther sahe/ daß hohe und niedrige Standes-Personen von seinen Schrifften so viel Wesens machten/ daß sie selbige fast mehr als die Bibel selbst/ in Händen führten/ und als Heiligthum verehrten / so wolte dieser grosse Eifferer der Ehren GOttes/ lieber sehen/ sie solten nicht so sehr seine Schrifften/ als GOttes Wort/ die reine Brunnquell seiner Schrifften/ in Händen und Ehren halten: darum sagte er/ wan die Leute also wolten fortfahren seine Schrifften zu ehren/ so würde noch die Zeit kommen/ daß sie seine Schrifften (so er in Vergleich der Bibel/ als eines köstlichen Goldes/ nur Mist und Koht nennete) noch gar anbehten/ und für Bisahm halten würden. Dieses waren gewißlich einem auffrichtigen Diener Christi wohl anständige Worte: da auch Paulus alles im Vergleich mit Christo für Dreck gehalten hat; Philip. 3. v. 8. Im übrigen ist in der Verehrung der reliquien bey den Lutheranern und

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        <p>Gleichwie die Papisten die Heil. Schrifft nur Stückweiß/ und nicht nach dem Verfolg /            und wahren Sinn zu betrachten pflegen/ also beobachten sie auch die Schrifften des            Luthers nur Stückweise; dann Luther hat nicht aus einem so stoltzen Hochmuht (wie die            Papisten vorgeben) gesagt/ man würde seinen Mist anbehten: sondern weil Luther sahe/ daß            hohe und niedrige Standes-Personen von seinen Schrifften so viel Wesens machten/ daß sie            selbige fast mehr als die Bibel selbst/ in Händen führten/ und als Heiligthum verehrten           / so wolte dieser grosse Eifferer der Ehren GOttes/ lieber sehen/ sie solten nicht so            sehr seine Schrifften/ als GOttes Wort/ die reine Brunnquell seiner Schrifften/ in            Händen und Ehren halten: darum sagte er/ wan die Leute also wolten fortfahren seine            Schrifften zu ehren/ so würde noch die Zeit kommen/ daß sie seine Schrifften (so er in            Vergleich der Bibel/ als eines köstlichen Goldes/ nur Mist und Koht nennete) noch gar            anbehten/ und für Bisahm halten würden. Dieses waren gewißlich einem auffrichtigen Diener            Christi wohl anständige Worte: da auch Paulus alles im Vergleich mit Christo für Dreck            gehalten hat; Philip. 3. v. 8. Im übrigen ist in der Verehrung der reliquien bey den            Lutheranern und
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[27/0615] Jahr 1711. und wiedrum auffs neue im Jahr 1712. aufflegen lassen/ darin sie funffzig Ursachen (das ist funffzig Haupt-Lügen/ und noch etliche Dutzet darüber) angeführet/ warum niemand möge Catholisch werden. Vierzigste Lutherische Gegen-Ursache. Honnete Leute für Lügner schelten/ stehet eben nicht civil: und habe ich zwar das/ so die Herren Leipziger herausgegeben/ nicht gesehen: doch halte ich dafür/ sie werden dasjenige/ so sie geschrieben/ wohl als Wahrheiten behaupten können. Und weilen durch schmähen und lästern die Kirche nicht aufferbauet/ noch die Wahrheit unterstützet wird / so achten es die Lutheraner nicht/ wan die Papisten/ ohne Grund der Wahrheit/ zu lästern pflegen; Lutheri Mutter sey vom Teuffel schwanger worden: zu der Zeit/ da Luther hat angefangen sein Evangelium zu predigen/ habe man auf dessen Achseln mit menschlichen Augen den Teuffel sitzen gesehen: alle Teuffeln aus der Höllen und aus den Besessenen / seyn mit der Leiche des Luthers zu Grabe gangen sc. wie hievon zulesen ist der Papist Conradus Andreae im Leben und Todt Lutheri. Es müssen auch die Lutheraner dulden/ wan die Papisten ihnen fälschlich beymessen/ sie haben nur einen Teuffels-Glauben/ Krafft dessen sie glauben seelig zu werden/ obschon sie sündigen wie sie wollen/ wan sie nur glauben / es sey wahr/ was die Schrifft sagt: an welche Lehr doch sein Lebtag kein Lutheraner/ so lange das Lutherthum gestanden/ gedacht hat sc. Drum ist es der höchste Ruhm des Lutherthums/ das es keiner Lügen bedarff: sondern bloß auf die Göttliche Wahrheit sich sattsam gründen und befestigen kan. Ein und viertzigste Papistische Ursache. Weilen die Lutherischen selbst dasjenige verüben/ was sie an den Catholischen tadeln / Exempel weiß: sie tadeln an den Catholischen/ daß sie die reliquien der heiligen Gottes verehren. Nun aber halten sie selbst in grossen Ehren des meineydigen Luthers Cantzel in Torgau/ sein Dinten-Faß/ sein Ehebette/ seine Kleidung/ und so gar seinen Nacht-Stuhl sc. und hat Luther von sich selbst ausgesagt/ es würde die Zeit kommen/ daß vornehme Herren seinen Mist würden anbehten. In Tisch-Reden fol. 441. welche Propheceyung wohl nirgends als bey den Lutheranern wird vollbracht seyn. Ein und viertzigste Lutherische Gegen-Ursache. Gleichwie die Papisten die Heil. Schrifft nur Stückweiß/ und nicht nach dem Verfolg / und wahren Sinn zu betrachten pflegen/ also beobachten sie auch die Schrifften des Luthers nur Stückweise; dann Luther hat nicht aus einem so stoltzen Hochmuht (wie die Papisten vorgeben) gesagt/ man würde seinen Mist anbehten: sondern weil Luther sahe/ daß hohe und niedrige Standes-Personen von seinen Schrifften so viel Wesens machten/ daß sie selbige fast mehr als die Bibel selbst/ in Händen führten/ und als Heiligthum verehrten / so wolte dieser grosse Eifferer der Ehren GOttes/ lieber sehen/ sie solten nicht so sehr seine Schrifften/ als GOttes Wort/ die reine Brunnquell seiner Schrifften/ in Händen und Ehren halten: darum sagte er/ wan die Leute also wolten fortfahren seine Schrifften zu ehren/ so würde noch die Zeit kommen/ daß sie seine Schrifften (so er in Vergleich der Bibel/ als eines köstlichen Goldes/ nur Mist und Koht nennete) noch gar anbehten/ und für Bisahm halten würden. Dieses waren gewißlich einem auffrichtigen Diener Christi wohl anständige Worte: da auch Paulus alles im Vergleich mit Christo für Dreck gehalten hat; Philip. 3. v. 8. Im übrigen ist in der Verehrung der reliquien bey den Lutheranern und

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/615>, abgerufen am 24.11.2024.