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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. Jacob hats also gewünschet/ und GOtt gebeten er möchte durch seinen H. Engel die Knaben behüten: Er hat aber darum nicht mit geistlicher Andacht und gläubiger Zuversicht die Engel angeruffen. Zu dem/ wann schon Jacob dem Schutz des Engels (wovon er versichert war/ daß er/ als ein dienstbahrer Geist/ von ihm und den Seinigen Wissenschafft truge) die Knaben hätte anbefohlen/ so wäre es doch eine andere Beschaffenheit mit diesem Engel/ als mit den verstorbenen Heiligen/ von welchen wir nicht versichert seyn/ daß sie um unser Thun und Lassen einigen Unterricht haben.

XXIV. Spricht doch Christus selber zu den Juden: Es ist einer/ der euch verklaget/ der Moyses. Joh. 5. v. 45. Daraus folget/ daß die Verstorbenen zum Theil für/ zum Theil wieder die Menschen bitten.

Antwort. Christus verstehet daselbst nicht des Moysis Person: Sondern das Gesetz Moysis: Wie der Text klärlich ausweiset.

XXV. Hat doch der reiche Mann selbst in der Höllen nicht GOtt/ sondern den Abraham als einen Mittler um Erbarmung angeruffen. Luc. 16.

Antwort. Ey ja so machts dann/ lasst euch den reichen Mann lehren/ daß man die Heiligen anruffen solle. Lieber bedenckt doch auch ein wenig/ wie so gar nichts der reiche Mann mit seiner Bitte bey dem Abraham ausgerichtet und erlanget habe/ welches euch dann freylich in eurer Anruffung zum geringen Trost gereichen wird. Zu dem so ist ein grosser Unterscheid zwischen der Gleichnüs vom reichen Mann/ und zwischen der Päbstischen Anruffung der Heiligen: Dann zum ersten: Hat der reiche Mann den Abraham ersehen/ und mit ihm Sprach gehalten; also daß er versichert war/ daß er seine Bitt anhörte und vernahme. Zum anderen: So hat er seine Anruffung nicht gethan zum Abraham mit solcher innerlicher geistlicher Andacht des Hertzens/ mit der gläubigen Zuversicht auff die Verdienste des Abrahams/ und hertzlichem Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit/ wie die Papisten thun bey Anruffung ihrer Heiligen.

XXVI. Ist doch der Hohe-Priester Onias mit dem Propheten Jeremia dem Judae Machabaeo erschienen/ daß sie für das Volck Israel gebeten haben 2. Matth 15.

Antwort. Haben sie dann vor die Juden gebeten/ so haben doch die Juden dieselbige nicht / sondern GOtt allein um Hülff angeruffen.

XXVII. Beten doch die Israeliten selbst zu GOtt und sprechen: Höre nun das Gebet des todten Israels. Baruch. 3.

Antwort. Erstlich ist das Buch Baruchs eben so wenig in Canone, als das zuvor angezogene Buch der Machabaeer. Uber das so zielen diese Wort nicht auff das Gebet/ so erst nach dem Tod geschehen solle: (dann ob der todte Israel für sie betete/ wusten sie nicht) Sondern sie sehen auff das Gebet/ so vorzeiten im währenden Leben/ für Erhaltung der Kirchen Israel gethan/ und auff den Bund so GOtt mit Israel gemacht hatte.

XXIII. Man betrachte nur allein die von unsern Vorfahren zu Ehren der Heiligen erbauete und gewidmete Kirchen und Capellen/ da werden Stein und Holtz reden und ruffen/ wann wir schon schweigen/ daß unsere Vorfahren nicht nur Papistisch gewesen seyn/ sondern auch daß man die Heiligen solle anruffen.

Antwort. Rechtschaffene Christen haben die Kirchen erbauet zur löblichen Gedächtnüß der Heiligen/ nicht zur Gläubigen Anruffung der selbigen: Und auff solche Weise haben auch die alten Christen bey den H. Vätern gehalten

Antwort. Jacob hats also gewünschet/ und GOtt gebeten er möchte durch seinen H. Engel die Knaben behüten: Er hat aber darum nicht mit geistlicher Andacht und gläubiger Zuversicht die Engel angeruffen. Zu dem/ wann schon Jacob dem Schutz des Engels (wovon er versichert war/ daß er/ als ein dienstbahrer Geist/ von ihm und den Seinigen Wissenschafft truge) die Knaben hätte anbefohlen/ so wäre es doch eine andere Beschaffenheit mit diesem Engel/ als mit den verstorbenen Heiligen/ von welchen wir nicht versichert seyn/ daß sie um unser Thun und Lassen einigen Unterricht haben.

XXIV. Spricht doch Christus selber zu den Juden: Es ist einer/ der euch verklaget/ der Moyses. Joh. 5. v. 45. Daraus folget/ daß die Verstorbenen zum Theil für/ zum Theil wieder die Menschen bitten.

Antwort. Christus verstehet daselbst nicht des Moysis Person: Sondern das Gesetz Moysis: Wie der Text klärlich ausweiset.

XXV. Hat doch der reiche Mann selbst in der Höllen nicht GOtt/ sondern den Abraham als einen Mittler um Erbarmung angeruffen. Luc. 16.

Antwort. Ey ja so machts dann/ lasst euch den reichen Mann lehren/ daß man die Heiligen anruffen solle. Lieber bedenckt doch auch ein wenig/ wie so gar nichts der reiche Mann mit seiner Bitte bey dem Abraham ausgerichtet und erlanget habe/ welches euch dann freylich in eurer Anruffung zum geringen Trost gereichen wird. Zu dem so ist ein grosser Unterscheid zwischen der Gleichnüs vom reichen Mann/ und zwischen der Päbstischen Anruffung der Heiligen: Dann zum ersten: Hat der reiche Mann den Abraham ersehen/ und mit ihm Sprach gehalten; also daß er versichert war/ daß er seine Bitt anhörte und vernahme. Zum anderen: So hat er seine Anruffung nicht gethan zum Abraham mit solcher innerlicher geistlicher Andacht des Hertzens/ mit der gläubigen Zuversicht auff die Verdienste des Abrahams/ und hertzlichem Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit/ wie die Papisten thun bey Anruffung ihrer Heiligen.

XXVI. Ist doch der Hohe-Priester Onias mit dem Propheten Jeremia dem Judae Machabaeo erschienen/ daß sie für das Volck Israel gebeten haben 2. Matth 15.

Antwort. Haben sie dann vor die Juden gebeten/ so haben doch die Juden dieselbige nicht / sondern GOtt allein um Hülff angeruffen.

XXVII. Beten doch die Israeliten selbst zu GOtt und sprechen: Höre nun das Gebet des todten Israels. Baruch. 3.

Antwort. Erstlich ist das Buch Baruchs eben so wenig in Canone, als das zuvor angezogene Buch der Machabaeer. Uber das so zielen diese Wort nicht auff das Gebet/ so erst nach dem Tod geschehen solle: (dann ob der todte Israel für sie betete/ wusten sie nicht) Sondern sie sehen auff das Gebet/ so vorzeiten im währenden Leben/ für Erhaltung der Kirchen Israel gethan/ und auff den Bund so GOtt mit Israel gemacht hatte.

XXIII. Man betrachte nur allein die von unsern Vorfahren zu Ehren der Heiligen erbauete und gewidmete Kirchen und Capellen/ da werden Stein und Holtz reden und ruffen/ wann wir schon schweigen/ daß unsere Vorfahren nicht nur Papistisch gewesen seyn/ sondern auch daß man die Heiligen solle anruffen.

Antwort. Rechtschaffene Christen haben die Kirchen erbauet zur löblichen Gedächtnüß der Heiligen/ nicht zur Gläubigen Anruffung der selbigen: Und auff solche Weise haben auch die alten Christen bey den H. Vätern gehalten

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        <p>XXIV. Spricht doch Christus selber zu den Juden: Es ist einer/ der euch verklaget/ der            Moyses. Joh. 5. v. 45. Daraus folget/ daß die Verstorbenen zum Theil für/ zum Theil            wieder die Menschen bitten.</p>
        <p>Antwort. Christus verstehet daselbst nicht des Moysis Person: Sondern das Gesetz Moysis:            Wie der Text klärlich ausweiset.</p>
        <p>XXV. Hat doch der reiche Mann selbst in der Höllen nicht GOtt/ sondern den Abraham als            einen Mittler um Erbarmung angeruffen. Luc. 16.</p>
        <p>Antwort. Ey ja so machts dann/ lasst euch den reichen Mann lehren/ daß man die Heiligen            anruffen solle. Lieber bedenckt doch auch ein wenig/ wie so gar nichts der reiche Mann            mit seiner Bitte bey dem Abraham ausgerichtet und erlanget habe/ welches euch dann            freylich in eurer Anruffung zum geringen Trost gereichen wird. Zu dem so ist ein grosser            Unterscheid zwischen der Gleichnüs vom reichen Mann/ und zwischen der Päbstischen            Anruffung der Heiligen: Dann zum ersten: Hat der reiche Mann den Abraham ersehen/ und mit            ihm Sprach gehalten; also daß er versichert war/ daß er seine Bitt anhörte und vernahme.            Zum anderen: So hat er seine Anruffung nicht gethan zum Abraham mit solcher innerlicher            geistlicher Andacht des Hertzens/ mit der gläubigen Zuversicht auff die Verdienste des            Abrahams/ und hertzlichem Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit/ wie die Papisten thun            bey Anruffung ihrer Heiligen.</p>
        <p>XXVI. Ist doch der Hohe-Priester Onias mit dem Propheten Jeremia dem Judae Machabaeo            erschienen/ daß sie für das Volck Israel gebeten haben 2. Matth 15.</p>
        <p>Antwort. Haben sie dann vor die Juden gebeten/ so haben doch die Juden dieselbige nicht           / sondern GOtt allein um Hülff angeruffen.</p>
        <p>XXVII. Beten doch die Israeliten selbst zu GOtt und sprechen: Höre nun das Gebet des            todten Israels. Baruch. 3.</p>
        <p>Antwort. Erstlich ist das Buch Baruchs eben so wenig in Canone, als das zuvor angezogene            Buch der Machabaeer. Uber das so zielen diese Wort nicht auff das Gebet/ so erst nach dem            Tod geschehen solle: (dann ob der todte Israel für sie betete/ wusten sie nicht) Sondern            sie sehen auff das Gebet/ so vorzeiten im währenden Leben/ für Erhaltung der Kirchen            Israel gethan/ und auff den Bund so GOtt mit Israel gemacht hatte.</p>
        <p>XXIII. Man betrachte nur allein die von unsern Vorfahren zu Ehren der Heiligen erbauete            und gewidmete Kirchen und Capellen/ da werden Stein und Holtz reden und ruffen/ wann wir            schon schweigen/ daß unsere Vorfahren nicht nur Papistisch gewesen seyn/ sondern auch            daß man die Heiligen solle anruffen.</p>
        <p>Antwort. Rechtschaffene Christen haben die Kirchen erbauet zur löblichen Gedächtnüß der            Heiligen/ nicht zur Gläubigen Anruffung der selbigen: Und auff solche Weise haben auch            die alten Christen bey den H. Vätern gehalten
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[171/0471] Antwort. Jacob hats also gewünschet/ und GOtt gebeten er möchte durch seinen H. Engel die Knaben behüten: Er hat aber darum nicht mit geistlicher Andacht und gläubiger Zuversicht die Engel angeruffen. Zu dem/ wann schon Jacob dem Schutz des Engels (wovon er versichert war/ daß er/ als ein dienstbahrer Geist/ von ihm und den Seinigen Wissenschafft truge) die Knaben hätte anbefohlen/ so wäre es doch eine andere Beschaffenheit mit diesem Engel/ als mit den verstorbenen Heiligen/ von welchen wir nicht versichert seyn/ daß sie um unser Thun und Lassen einigen Unterricht haben. XXIV. Spricht doch Christus selber zu den Juden: Es ist einer/ der euch verklaget/ der Moyses. Joh. 5. v. 45. Daraus folget/ daß die Verstorbenen zum Theil für/ zum Theil wieder die Menschen bitten. Antwort. Christus verstehet daselbst nicht des Moysis Person: Sondern das Gesetz Moysis: Wie der Text klärlich ausweiset. XXV. Hat doch der reiche Mann selbst in der Höllen nicht GOtt/ sondern den Abraham als einen Mittler um Erbarmung angeruffen. Luc. 16. Antwort. Ey ja so machts dann/ lasst euch den reichen Mann lehren/ daß man die Heiligen anruffen solle. Lieber bedenckt doch auch ein wenig/ wie so gar nichts der reiche Mann mit seiner Bitte bey dem Abraham ausgerichtet und erlanget habe/ welches euch dann freylich in eurer Anruffung zum geringen Trost gereichen wird. Zu dem so ist ein grosser Unterscheid zwischen der Gleichnüs vom reichen Mann/ und zwischen der Päbstischen Anruffung der Heiligen: Dann zum ersten: Hat der reiche Mann den Abraham ersehen/ und mit ihm Sprach gehalten; also daß er versichert war/ daß er seine Bitt anhörte und vernahme. Zum anderen: So hat er seine Anruffung nicht gethan zum Abraham mit solcher innerlicher geistlicher Andacht des Hertzens/ mit der gläubigen Zuversicht auff die Verdienste des Abrahams/ und hertzlichem Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit/ wie die Papisten thun bey Anruffung ihrer Heiligen. XXVI. Ist doch der Hohe-Priester Onias mit dem Propheten Jeremia dem Judae Machabaeo erschienen/ daß sie für das Volck Israel gebeten haben 2. Matth 15. Antwort. Haben sie dann vor die Juden gebeten/ so haben doch die Juden dieselbige nicht / sondern GOtt allein um Hülff angeruffen. XXVII. Beten doch die Israeliten selbst zu GOtt und sprechen: Höre nun das Gebet des todten Israels. Baruch. 3. Antwort. Erstlich ist das Buch Baruchs eben so wenig in Canone, als das zuvor angezogene Buch der Machabaeer. Uber das so zielen diese Wort nicht auff das Gebet/ so erst nach dem Tod geschehen solle: (dann ob der todte Israel für sie betete/ wusten sie nicht) Sondern sie sehen auff das Gebet/ so vorzeiten im währenden Leben/ für Erhaltung der Kirchen Israel gethan/ und auff den Bund so GOtt mit Israel gemacht hatte. XXIII. Man betrachte nur allein die von unsern Vorfahren zu Ehren der Heiligen erbauete und gewidmete Kirchen und Capellen/ da werden Stein und Holtz reden und ruffen/ wann wir schon schweigen/ daß unsere Vorfahren nicht nur Papistisch gewesen seyn/ sondern auch daß man die Heiligen solle anruffen. Antwort. Rechtschaffene Christen haben die Kirchen erbauet zur löblichen Gedächtnüß der Heiligen/ nicht zur Gläubigen Anruffung der selbigen: Und auff solche Weise haben auch die alten Christen bey den H. Vätern gehalten

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/471>, abgerufen am 22.11.2024.