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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Die andere Frage.

Ob die Anruffung der Heiligen seye ein zulässiges Werck?

DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu: Aus folgenden Ursachen: dann erstlich: Zu Christi und der Apostel Zeiten hat man von Anruffung der Heiligen nichts gewust: Massen / wie der bekannte Papist Eccius in, Enchirid. schreibt: Es hat GOTT im Alten Testament die Anruffung der Heiligen ausdrücklich nicht geboten/ weil ohne dem das Volck zur Abgötterey geneiget war: Wie auch/ weilen die heilige Väter damals noch nicht im Himmel: Sondern (seiner Meinung nach) in der Vor-Höllen sich befunden. Unter dem Evangelio ist solche Anruffung auch nicht geboten worden/ auff daß nicht die Heyden meinten/ sie müsten wieder/ wie vorhin/ Menschen anbeten/ gleichwie die zu Lystris Paulo und Barnabae als Götteren opfferen wolten. Act. 14. v. 12. Zudem möchte den heiligen Evangelisten und Aposteln der Befehl von Anruffung der Heiligen für ein Ehrgeitz angezogen/ und dahin gedeutet worden seyn/ als wolten sie ihnen damit auffs künfftige selber die Ehr suchen. Aus diesen Ursachen hat der Heil. Geist die Anruffung der Heiligen mit ausdrücklichen Worten nicht befehlen wollen: Doch aber den bekehrten und im Glauben bestätigten Christen durch die Wunderwerck und Hülff/ so von den Aposteln geschehen/ und ihnen wiederfahren / andeuten und zu erkennen geben wollen/ daß sie selbst so bescheiden seyn/ und die Heiligen anruffen sollen. Bißher der Papist Eccius.

So folget dann hieraus/ daß die Anruffung der Heiligen kein anders Fundament und Grund habe/ als Wunderwerck/ welche offt im Pabstum lügenhafft seyn/ und von welchen uns GOtt gantz ernstlich abmahnet: Deut. 13. v. I. da er spricht: Wann ein Prophet sagt zu dir ein Zeichen oder Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kommt/ und spricht: Lasst uns andern Göttern nachwandelen/ und ihnen dienen/ so solt du nicht gehorchen/ item 2. Thess. 2. v. 8. Die Zukunfft des Anti-Christ geschicht nach der Wirckung des Teuffels mit allerley Kräfften und Zeichen/ und lügenhafftigen Wundern. Wessenthalben dann auch Christus selbst für solche Wunderwerck gar sorgfältig warnet/ Matth. 24. v. 23. So jemand zu euch wird sagen/ siehe hie ist Christus/ oder dort: So solt ihrs nicht glauben: Dann es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen/ und grosse Zeichen und Wunder thun / also/ daß auch/ wanns möglich wäre/ in Irrthum geführt würden die Auserwehlten.

Zum andern: So wenig dann als die heilige Schrifft meldet von Anruffung der Heiligen/ so starck treibt sie auff die eintzige Anruffung GOttes: Du solt anbeten GOtt deinen HErrn und ihm allein dienen/ Matth. 4.

Die andere Frage.

Ob die Anruffung der Heiligen seye ein zulässiges Werck?

DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu: Aus folgenden Ursachen: dann erstlich: Zu Christi und der Apostel Zeiten hat man von Anruffung der Heiligen nichts gewust: Massen / wie der bekannte Papist Eccius in, Enchirid. schreibt: Es hat GOTT im Alten Testament die Anruffung der Heiligen ausdrücklich nicht geboten/ weil ohne dem das Volck zur Abgötterey geneiget war: Wie auch/ weilen die heilige Väter damals noch nicht im Himmel: Sondern (seiner Meinung nach) in der Vor-Höllen sich befunden. Unter dem Evangelio ist solche Anruffung auch nicht geboten worden/ auff daß nicht die Heyden meinten/ sie müsten wieder/ wie vorhin/ Menschen anbeten/ gleichwie die zu Lystris Paulo und Barnabae als Götteren opfferen wolten. Act. 14. v. 12. Zudem möchte den heiligen Evangelisten und Aposteln der Befehl von Anruffung der Heiligen für ein Ehrgeitz angezogen/ und dahin gedeutet worden seyn/ als wolten sie ihnen damit auffs künfftige selber die Ehr suchen. Aus diesen Ursachen hat der Heil. Geist die Anruffung der Heiligen mit ausdrücklichen Worten nicht befehlen wollen: Doch aber den bekehrten und im Glauben bestätigten Christen durch die Wunderwerck und Hülff/ so von den Aposteln geschehen/ und ihnen wiederfahren / andeuten und zu erkennen geben wollen/ daß sie selbst so bescheiden seyn/ und die Heiligen anruffen sollen. Bißher der Papist Eccius.

So folget dann hieraus/ daß die Anruffung der Heiligen kein anders Fundament und Grund habe/ als Wunderwerck/ welche offt im Pabstum lügenhafft seyn/ und von welchen uns GOtt gantz ernstlich abmahnet: Deut. 13. v. I. da er spricht: Wann ein Prophet sagt zu dir ein Zeichen oder Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kommt/ und spricht: Lasst uns andern Göttern nachwandelen/ und ihnen dienen/ so solt du nicht gehorchen/ item 2. Thess. 2. v. 8. Die Zukunfft des Anti-Christ geschicht nach der Wirckung des Teuffels mit allerley Kräfften und Zeichen/ und lügenhafftigen Wundern. Wessenthalben dann auch Christus selbst für solche Wunderwerck gar sorgfältig warnet/ Matth. 24. v. 23. So jemand zu euch wird sagen/ siehe hie ist Christus/ oder dort: So solt ihrs nicht glauben: Dann es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen/ und grosse Zeichen und Wunder thun / also/ daß auch/ wanns möglich wäre/ in Irrthum geführt würden die Auserwehlten.

Zum andern: So wenig dann als die heilige Schrifft meldet von Anruffung der Heiligen/ so starck treibt sie auff die eintzige Anruffung GOttes: Du solt anbeten GOtt deinen HErrn und ihm allein dienen/ Matth. 4.

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        <p>Ob die Anruffung der Heiligen seye ein zulässiges Werck?</p>
        <p>DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu: Aus folgenden Ursachen: dann erstlich: Zu            Christi und der Apostel Zeiten hat man von Anruffung der Heiligen nichts gewust: Massen /            wie der bekannte Papist Eccius in, Enchirid. schreibt: Es hat GOTT im Alten Testament die            Anruffung der Heiligen ausdrücklich nicht geboten/ weil ohne dem das Volck zur Abgötterey            geneiget war: Wie auch/ weilen die heilige Väter damals noch nicht im Himmel: Sondern            (seiner Meinung nach) in der Vor-Höllen sich befunden. Unter dem Evangelio ist solche            Anruffung auch nicht geboten worden/ auff daß nicht die Heyden meinten/ sie müsten            wieder/ wie vorhin/ Menschen anbeten/ gleichwie die zu Lystris Paulo und Barnabae als            Götteren opfferen wolten. Act. 14. v. 12. Zudem möchte den heiligen Evangelisten und            Aposteln der Befehl von Anruffung der Heiligen für ein Ehrgeitz angezogen/ und dahin            gedeutet worden seyn/ als wolten sie ihnen damit auffs künfftige selber die Ehr suchen.            Aus diesen Ursachen hat der Heil. Geist die Anruffung der Heiligen mit ausdrücklichen            Worten nicht befehlen wollen: Doch aber den bekehrten und im Glauben bestätigten Christen            durch die Wunderwerck und Hülff/ so von den Aposteln geschehen/ und ihnen wiederfahren /            andeuten und zu erkennen geben wollen/ daß sie selbst so bescheiden seyn/ und die            Heiligen anruffen sollen. Bißher der Papist Eccius.</p>
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[160/0460] Die andere Frage. Ob die Anruffung der Heiligen seye ein zulässiges Werck? DIe Papisten sprechen Ja/ wir aber Nein darzu: Aus folgenden Ursachen: dann erstlich: Zu Christi und der Apostel Zeiten hat man von Anruffung der Heiligen nichts gewust: Massen / wie der bekannte Papist Eccius in, Enchirid. schreibt: Es hat GOTT im Alten Testament die Anruffung der Heiligen ausdrücklich nicht geboten/ weil ohne dem das Volck zur Abgötterey geneiget war: Wie auch/ weilen die heilige Väter damals noch nicht im Himmel: Sondern (seiner Meinung nach) in der Vor-Höllen sich befunden. Unter dem Evangelio ist solche Anruffung auch nicht geboten worden/ auff daß nicht die Heyden meinten/ sie müsten wieder/ wie vorhin/ Menschen anbeten/ gleichwie die zu Lystris Paulo und Barnabae als Götteren opfferen wolten. Act. 14. v. 12. Zudem möchte den heiligen Evangelisten und Aposteln der Befehl von Anruffung der Heiligen für ein Ehrgeitz angezogen/ und dahin gedeutet worden seyn/ als wolten sie ihnen damit auffs künfftige selber die Ehr suchen. Aus diesen Ursachen hat der Heil. Geist die Anruffung der Heiligen mit ausdrücklichen Worten nicht befehlen wollen: Doch aber den bekehrten und im Glauben bestätigten Christen durch die Wunderwerck und Hülff/ so von den Aposteln geschehen/ und ihnen wiederfahren / andeuten und zu erkennen geben wollen/ daß sie selbst so bescheiden seyn/ und die Heiligen anruffen sollen. Bißher der Papist Eccius. So folget dann hieraus/ daß die Anruffung der Heiligen kein anders Fundament und Grund habe/ als Wunderwerck/ welche offt im Pabstum lügenhafft seyn/ und von welchen uns GOtt gantz ernstlich abmahnet: Deut. 13. v. I. da er spricht: Wann ein Prophet sagt zu dir ein Zeichen oder Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kommt/ und spricht: Lasst uns andern Göttern nachwandelen/ und ihnen dienen/ so solt du nicht gehorchen/ item 2. Thess. 2. v. 8. Die Zukunfft des Anti-Christ geschicht nach der Wirckung des Teuffels mit allerley Kräfften und Zeichen/ und lügenhafftigen Wundern. Wessenthalben dann auch Christus selbst für solche Wunderwerck gar sorgfältig warnet/ Matth. 24. v. 23. So jemand zu euch wird sagen/ siehe hie ist Christus/ oder dort: So solt ihrs nicht glauben: Dann es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen/ und grosse Zeichen und Wunder thun / also/ daß auch/ wanns möglich wäre/ in Irrthum geführt würden die Auserwehlten. Zum andern: So wenig dann als die heilige Schrifft meldet von Anruffung der Heiligen/ so starck treibt sie auff die eintzige Anruffung GOttes: Du solt anbeten GOtt deinen HErrn und ihm allein dienen/ Matth. 4.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/460>, abgerufen am 11.06.2024.