Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Tropffen/ welche sich nicht für geschliffener ausgeben können/ als jener päbstischer Pfaff/ welcher die Worte Gen. I. v. 2. terra erat vacua also übersetzte/ terra erat vacca, in Meinung/ es wäre bey Erschaffung der Welt die Erde eine Kuhe gewesen/ von welcher/ als sie ware trächtig worden/ die andere Creaturen wären gebohren worden. Summa / es gibt neben den verständigen und gelehrten Leuten im Pabstum/ auch viele dumme und unverständige/ welche von der figurirten und verblühmten Redens-Art keine Wissenschafft haben; Und in der tropischen Redens-Art schlecht seyn beritten. Wäre es dann nicht besser / man sauberte die Kirche von solchem Unraht der abgöttischen Wörter/ womit das gemeine Volck ihre Andacht für GOtt besudelt? Einfältiges Pöbel gehet gerad zu wie die Wort lauten / drum stehet mans für Augen/ daß gemäß den Worten/ auch in der That mancher Papist (wie mir aus der Erfahrnüß bewust) mehr Andacht und Vertrauen traget wann er mit einer alten Lumpen von einer heiligen Mönches-Kutten seine Augen und Ohren bestreicht: Oder wann er und sein Pferd/ mit zur Erden hinabgelassenem Schweiff/ des heiligen Creutzes oder eines heiligen Bildnüssen bey öffentlicher Wallfart ansichtig wird/ als wann er sich erinnert der Gütigkeit und hülffreichen Hand seines barmhertzigen GOttes/ der doch sagt: Ruffe mich an in der Noht/ so will ich dich erretten/ Ps. 50. v. 15. und hängt in diesem stück die päbstische Lehr gar übel zusammen: Dann sie verbietet den Leyen die Niessung des heiligen Abendmahls unter der Gestalt des Weins/ wegen der (ihrem Fürgeben nach) daraus entstehenden Mißbräuchen: Die Verehrung der Heiligen aber/ bey so augenscheinlichem Mißbrauch/ bleibt immer im Schwang und steter Ubung. II. Die Ehr/ so wir den Heiligen im Hertzen erzeigen/ ist nur ein schlechter Dienst: Drum mögen die Worte lauten wie sie wollen/ so geschicht doch nicht das geringste wieder die Ehr GOttes: Dann selbiger wird verehrt mit einem höheren respect und Ansehen. Antwort. So verkaufft doch dann den Heiligen den Fuchs-Schwantz nicht/ mit den Namen und Ehren-Titulen so GOtt allein anständig seyn: Dann darmit ist den Heiligen nichts gedienet: Sondern lasset Wort/ Hertz/ und Vertrauen beysammen seyn und übereinstimmen: Heucheley gefält weder GOtt/ noch den Heiligen. III. Es ist kein Mensch im Pabstum so tumm und Hirn-loß/ daß er nicht wissen solte/ daß weder Maria/ noch einer von den anderen Heiligen ein GOtt seye: Derowegen kan auch keiner so aberwitzig seyn/ daß er selbige als GOtt wolle verehren und anbeten: Sondern es wissen die Leute im Pabstum gar wohl zu unterscheiden zwischen den dreyen Manieren der Verehrung / welche genennet werden cultus latriae, hyperduliae, und Duliae: Unter denen die erste Manier allein GOtt ist zuständig/ die andere der Jungfrauen Mariä als einer Mutter des HErrn Christi/ die dritte den übrigen Heiligen. Wird also ein jeder verehrt und angebehten nach seiner Gebühr/ und wie es die Ordnung der Vernunfft erfordert. Antwort. Die Wort seynd gut: Aber die That erweiset weit ein anders: Dann weilen GOtt die geistliche Andacht des Hertzens mit einer gläubigen Zuversicht ihm selbsten als ein Eigenthum seiner Göttlichen Ehren/ oder cultum latriae, hat vorbehalten/ und aber die Papisten solche Zuversicht von GOtt abwendig machen/ und wo nicht gäntzlich/ zum wenigsten zum theil auff die Heiligen verwenden/ so mögen sie ihren Dienst der Heiligen nennen wie sie immer wollen/ auch mit dem Mund sagen die Heiligen seyn keine Götter/ so versetzen sie doch in der That die Ehr des Schöpffers auff Tropffen/ welche sich nicht für geschliffener ausgeben können/ als jener päbstischer Pfaff/ welcher die Worte Gen. I. v. 2. terra erat vacua also übersetzte/ terra erat vacca, in Meinung/ es wäre bey Erschaffung der Welt die Erde eine Kuhe gewesen/ von welcher/ als sie ware trächtig worden/ die andere Creaturen wären gebohren worden. Summa / es gibt neben den verständigen und gelehrten Leuten im Pabstum/ auch viele dumme und unverständige/ welche von der figurirten und verblühmten Redens-Art keine Wissenschafft haben; Und in der tropischen Redens-Art schlecht seyn beritten. Wäre es dann nicht besser / man sauberte die Kirche von solchem Unraht der abgöttischen Wörter/ womit das gemeine Volck ihre Andacht für GOtt besudelt? Einfältiges Pöbel gehet gerad zu wie die Wort lauten / drum stehet mans für Augen/ daß gemäß den Worten/ auch in der That mancher Papist (wie mir aus der Erfahrnüß bewust) mehr Andacht und Vertrauen traget wann er mit einer alten Lumpen von einer heiligen Mönches-Kutten seine Augen und Ohren bestreicht: Oder wann er und sein Pferd/ mit zur Erden hinabgelassenem Schweiff/ des heiligen Creutzes oder eines heiligen Bildnüssen bey öffentlicher Wallfart ansichtig wird/ als wann er sich erinnert der Gütigkeit und hülffreichen Hand seines barmhertzigen GOttes/ der doch sagt: Ruffe mich an in der Noht/ so will ich dich erretten/ Ps. 50. v. 15. und hängt in diesem stück die päbstische Lehr gar übel zusammen: Dann sie verbietet den Leyen die Niessung des heiligen Abendmahls unter der Gestalt des Weins/ wegen der (ihrem Fürgeben nach) daraus entstehenden Mißbräuchen: Die Verehrung der Heiligen aber/ bey so augenscheinlichem Mißbrauch/ bleibt immer im Schwang und steter Ubung. II. Die Ehr/ so wir den Heiligen im Hertzen erzeigen/ ist nur ein schlechter Dienst: Drum mögen die Worte lauten wie sie wollen/ so geschicht doch nicht das geringste wieder die Ehr GOttes: Dann selbiger wird verehrt mit einem höheren respect und Ansehen. Antwort. So verkaufft doch dann den Heiligen den Fuchs-Schwantz nicht/ mit den Namen und Ehren-Titulen so GOtt allein anständig seyn: Dann darmit ist den Heiligen nichts gedienet: Sondern lasset Wort/ Hertz/ und Vertrauen beysammen seyn und übereinstimmen: Heucheley gefält weder GOtt/ noch den Heiligen. III. Es ist kein Mensch im Pabstum so tumm und Hirn-loß/ daß er nicht wissen solte/ daß weder Maria/ noch einer von den anderen Heiligen ein GOtt seye: Derowegen kan auch keiner so aberwitzig seyn/ daß er selbige als GOtt wolle verehren und anbeten: Sondern es wissen die Leute im Pabstum gar wohl zu unterscheiden zwischen den dreyen Manieren der Verehrung / welche genennet werden cultus latriae, hyperduliae, und Duliae: Unter denen die erste Manier allein GOtt ist zuständig/ die andere der Jungfrauen Mariä als einer Mutter des HErrn Christi/ die dritte den übrigen Heiligen. Wird also ein jeder verehrt und angebehten nach seiner Gebühr/ und wie es die Ordnung der Vernunfft erfordert. Antwort. Die Wort seynd gut: Aber die That erweiset weit ein anders: Dann weilen GOtt die geistliche Andacht des Hertzens mit einer gläubigen Zuversicht ihm selbsten als ein Eigenthum seiner Göttlichen Ehren/ oder cultum latriae, hat vorbehalten/ und aber die Papisten solche Zuversicht von GOtt abwendig machen/ und wo nicht gäntzlich/ zum wenigsten zum theil auff die Heiligen verwenden/ so mögen sie ihren Dienst der Heiligen nennen wie sie immer wollen/ auch mit dem Mund sagen die Heiligen seyn keine Götter/ so versetzen sie doch in der That die Ehr des Schöpffers auff <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0458" n="158"/> Tropffen/ welche sich nicht für geschliffener ausgeben können/ als jener päbstischer Pfaff/ welcher die Worte Gen. I. v. 2. terra erat vacua also übersetzte/ terra erat vacca, in Meinung/ es wäre bey Erschaffung der Welt die Erde eine Kuhe gewesen/ von welcher/ als sie ware trächtig worden/ die andere Creaturen wären gebohren worden. Summa / es gibt neben den verständigen und gelehrten Leuten im Pabstum/ auch viele dumme und unverständige/ welche von der figurirten und verblühmten Redens-Art keine Wissenschafft haben; Und in der tropischen Redens-Art schlecht seyn beritten. Wäre es dann nicht besser / man sauberte die Kirche von solchem Unraht der abgöttischen Wörter/ womit das gemeine Volck ihre Andacht für GOtt besudelt? Einfältiges Pöbel gehet gerad zu wie die Wort lauten / drum stehet mans für Augen/ daß gemäß den Worten/ auch in der That mancher Papist (wie mir aus der Erfahrnüß bewust) mehr Andacht und Vertrauen traget wann er mit einer alten Lumpen von einer heiligen Mönches-Kutten seine Augen und Ohren bestreicht: Oder wann er und sein Pferd/ mit zur Erden hinabgelassenem Schweiff/ des heiligen Creutzes oder eines heiligen Bildnüssen bey öffentlicher Wallfart ansichtig wird/ als wann er sich erinnert der Gütigkeit und hülffreichen Hand seines barmhertzigen GOttes/ der doch sagt: Ruffe mich an in der Noht/ so will ich dich erretten/ Ps. 50. v. 15. und hängt in diesem stück die päbstische Lehr gar übel zusammen: Dann sie verbietet den Leyen die Niessung des heiligen Abendmahls unter der Gestalt des Weins/ wegen der (ihrem Fürgeben nach) daraus entstehenden Mißbräuchen: Die Verehrung der Heiligen aber/ bey so augenscheinlichem Mißbrauch/ bleibt immer im Schwang und steter Ubung.</p> <p>II. Die Ehr/ so wir den Heiligen im Hertzen erzeigen/ ist nur ein schlechter Dienst: Drum mögen die Worte lauten wie sie wollen/ so geschicht doch nicht das geringste wieder die Ehr GOttes: Dann selbiger wird verehrt mit einem höheren respect und Ansehen.</p> <p>Antwort. So verkaufft doch dann den Heiligen den Fuchs-Schwantz nicht/ mit den Namen und Ehren-Titulen so GOtt allein anständig seyn: Dann darmit ist den Heiligen nichts gedienet: Sondern lasset Wort/ Hertz/ und Vertrauen beysammen seyn und übereinstimmen: Heucheley gefält weder GOtt/ noch den Heiligen.</p> <p>III. Es ist kein Mensch im Pabstum so tumm und Hirn-loß/ daß er nicht wissen solte/ daß weder Maria/ noch einer von den anderen Heiligen ein GOtt seye: Derowegen kan auch keiner so aberwitzig seyn/ daß er selbige als GOtt wolle verehren und anbeten: Sondern es wissen die Leute im Pabstum gar wohl zu unterscheiden zwischen den dreyen Manieren der Verehrung / welche genennet werden cultus latriae, hyperduliae, und Duliae: Unter denen die erste Manier allein GOtt ist zuständig/ die andere der Jungfrauen Mariä als einer Mutter des HErrn Christi/ die dritte den übrigen Heiligen. Wird also ein jeder verehrt und angebehten nach seiner Gebühr/ und wie es die Ordnung der Vernunfft erfordert.</p> <p>Antwort. Die Wort seynd gut: Aber die That erweiset weit ein anders: Dann weilen GOtt die geistliche Andacht des Hertzens mit einer gläubigen Zuversicht ihm selbsten als ein Eigenthum seiner Göttlichen Ehren/ oder cultum latriae, hat vorbehalten/ und aber die Papisten solche Zuversicht von GOtt abwendig machen/ und wo nicht gäntzlich/ zum wenigsten zum theil auff die Heiligen verwenden/ so mögen sie ihren Dienst der Heiligen nennen wie sie immer wollen/ auch mit dem Mund sagen die Heiligen seyn keine Götter/ so versetzen sie doch in der That die Ehr des Schöpffers auff </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0458]
Tropffen/ welche sich nicht für geschliffener ausgeben können/ als jener päbstischer Pfaff/ welcher die Worte Gen. I. v. 2. terra erat vacua also übersetzte/ terra erat vacca, in Meinung/ es wäre bey Erschaffung der Welt die Erde eine Kuhe gewesen/ von welcher/ als sie ware trächtig worden/ die andere Creaturen wären gebohren worden. Summa / es gibt neben den verständigen und gelehrten Leuten im Pabstum/ auch viele dumme und unverständige/ welche von der figurirten und verblühmten Redens-Art keine Wissenschafft haben; Und in der tropischen Redens-Art schlecht seyn beritten. Wäre es dann nicht besser / man sauberte die Kirche von solchem Unraht der abgöttischen Wörter/ womit das gemeine Volck ihre Andacht für GOtt besudelt? Einfältiges Pöbel gehet gerad zu wie die Wort lauten / drum stehet mans für Augen/ daß gemäß den Worten/ auch in der That mancher Papist (wie mir aus der Erfahrnüß bewust) mehr Andacht und Vertrauen traget wann er mit einer alten Lumpen von einer heiligen Mönches-Kutten seine Augen und Ohren bestreicht: Oder wann er und sein Pferd/ mit zur Erden hinabgelassenem Schweiff/ des heiligen Creutzes oder eines heiligen Bildnüssen bey öffentlicher Wallfart ansichtig wird/ als wann er sich erinnert der Gütigkeit und hülffreichen Hand seines barmhertzigen GOttes/ der doch sagt: Ruffe mich an in der Noht/ so will ich dich erretten/ Ps. 50. v. 15. und hängt in diesem stück die päbstische Lehr gar übel zusammen: Dann sie verbietet den Leyen die Niessung des heiligen Abendmahls unter der Gestalt des Weins/ wegen der (ihrem Fürgeben nach) daraus entstehenden Mißbräuchen: Die Verehrung der Heiligen aber/ bey so augenscheinlichem Mißbrauch/ bleibt immer im Schwang und steter Ubung.
II. Die Ehr/ so wir den Heiligen im Hertzen erzeigen/ ist nur ein schlechter Dienst: Drum mögen die Worte lauten wie sie wollen/ so geschicht doch nicht das geringste wieder die Ehr GOttes: Dann selbiger wird verehrt mit einem höheren respect und Ansehen.
Antwort. So verkaufft doch dann den Heiligen den Fuchs-Schwantz nicht/ mit den Namen und Ehren-Titulen so GOtt allein anständig seyn: Dann darmit ist den Heiligen nichts gedienet: Sondern lasset Wort/ Hertz/ und Vertrauen beysammen seyn und übereinstimmen: Heucheley gefält weder GOtt/ noch den Heiligen.
III. Es ist kein Mensch im Pabstum so tumm und Hirn-loß/ daß er nicht wissen solte/ daß weder Maria/ noch einer von den anderen Heiligen ein GOtt seye: Derowegen kan auch keiner so aberwitzig seyn/ daß er selbige als GOtt wolle verehren und anbeten: Sondern es wissen die Leute im Pabstum gar wohl zu unterscheiden zwischen den dreyen Manieren der Verehrung / welche genennet werden cultus latriae, hyperduliae, und Duliae: Unter denen die erste Manier allein GOtt ist zuständig/ die andere der Jungfrauen Mariä als einer Mutter des HErrn Christi/ die dritte den übrigen Heiligen. Wird also ein jeder verehrt und angebehten nach seiner Gebühr/ und wie es die Ordnung der Vernunfft erfordert.
Antwort. Die Wort seynd gut: Aber die That erweiset weit ein anders: Dann weilen GOtt die geistliche Andacht des Hertzens mit einer gläubigen Zuversicht ihm selbsten als ein Eigenthum seiner Göttlichen Ehren/ oder cultum latriae, hat vorbehalten/ und aber die Papisten solche Zuversicht von GOtt abwendig machen/ und wo nicht gäntzlich/ zum wenigsten zum theil auff die Heiligen verwenden/ so mögen sie ihren Dienst der Heiligen nennen wie sie immer wollen/ auch mit dem Mund sagen die Heiligen seyn keine Götter/ so versetzen sie doch in der That die Ehr des Schöpffers auff
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/458>, abgerufen am 08.07.2024. |